Britisches Schiff änderte plötzlich in der Ostsee den Kurs – es wurde schicksalhaft
(Bornholm) – Am Montagmorgen um 03:30 Uhr krachte der britische Stückgutfrachter „Scot Carrier“! In den dänischen Frachter „Karin Høj“ mit zwei Mann Besatzung an Bord. Einer von ihnen wurde tot aufgefunden, der andere wird noch vermisst.
In der Nacht von Sonntag zum Montag war der dänische Frachter „Karin Høj“ von der Reederei Høj in Horsens auf dem Weg von Schweden nach Dänemark. Er fuhr mit einer langsamen Geschwindigkeit von etwa 5,5 Knoten durch die Ostsee. Kurz nach Mitternacht befand sich das Frachtschiff zwischen Bornholm und Ystad in schwedischen Gewässern.
Zur gleichen Zeit fuhr ein größeres britisches Schiff namens „Scot Carrier“ in dieselbe Richtung, wenn auch ein gutes Stück hinter dem Dänen – aber mit einer Geschwindigkeit von etwa dem Doppelten. Die Entfernung zwischen den beiden Schiffen verringerte sich von Minute zu Minute. Das britische Schiff kam immer näher und in den frühen Morgenstunden hätte das Überholen beendet sein sollen. Aber stattdessen ging es schief – schrecklich schief!. Gegen 03.20 Uhr lief die „Scot Carrier“ auf die „Karin Høj“ auf.

Die „Scot Carrier“ ist 90 Meter lang und 15 Meter breit, während das dänische Schiff mit 55 Metern Länge und neun Metern Breite etwas kleiner ist. Es sind zwei sehr unterschiedliche Schiffsgrößen.
Bereits wenige Minuten nach der Kollision wusste die Einsatzzentrale der dänischen Marine, dass etwas nicht stimmte. Um 03.30 Uhr ertönte ein Alarm von einem Schiffsüberwachungssystem. Dieses geschieht zum Beispiel, wenn Geräte nass werden, was nicht sein sollte.
Etwa zeitgleich wurde den schwedischen Rettungsdiensten die Kollision zweier Schiffe mitgeteilt. Während die beiden Länder eine Rettungsaktion starteten, begann das dänische Schiff zu kentern.

Trotz der Kollision fuhr das britische Schiff unvermindert weiter. Das änderte sich erst, als die schwedische Rettungsmannschaft die Besatzung über Kanal 16, den maritimen Notrufkanal, festhielt.
Nils Ternéus war auch auf See und hörte in Echtzeit das Gespräch über sein Bootsfunkgerät auf dem Weg ins schwedische Trelleborg. Gegenüber SVT News erzählt er, dass die Rettungsmannschaft die Besatzung gefragt habe, ob sie mit einem Schiff kollidiert sei. Laut Nils Ternús habe es „vielleicht“ eine Kollision gegeben, die Besatzung sei sich aber nicht sicher.
Dann wurden sie gebeten, umzudrehen und zu überprüfen, ob es einen Unfall gegeben hatte. Aber angesichts des Schadens an dem dänischen Schiff muss man eine Kollision gespürt haben, heißt es von Nils Nernéus.
Maria Boman, Rettungsleiterin des schwedischen See- und Luftrettungszentrums, hat bestätigt, dass das britische Schiff keine Kollision mit dem dänischen Boot gemeldet hat. „Ich weiß nicht, was an Bord passiert ist. Sie waren schockiert, merkten aber, was passiert war, als wir mit ihnen sprachen“, sagt sie laut der Zeitung „Expressen“.
Knapp eine halbe Stunde nach der Kollision, kurz vor 04:00 Uhr, drehte das britische Schiff um. Da sich der Unfall in schwedischen Gewässern ereignete, lag die Hauptverantwortung für die Rettungsaktion bei den Schweden. Aber in den ersten Stunden war es weder den schwedischen noch an den dänischen Behörden möglich, genau zu sagen, was passiert war oder wie viele Menschen möglicherweise in Gefahr waren.
Eines war jedoch bekannt, als TV 2 um 06:30 Uhr mit Steffen Lund, diensthabender Offizier in der Einsatzzentrale der Marine, sprach. Das dänische Schiff qar inzwischen gekentert und hatte den Kiel oben. Und der Offizier vermutete auch, dass sich „wahrscheinlich“ zwei Personen an Bord des dänischen Schiffes befunden hatten, da es sich meist um die Mindestbesatzung handelt.

Auch in schwedischen Nachrichten begann zu melden, dass befürchtet wurde, dass sich mindestens zwei Personen befürchtet im Wasser befinden könnten, das eine Temperatur von etwa vier Grad hatte.
„Um Viertel vor fünf wurde gemeldet, dass aus dem Wasser Schreie zu hören waren“, sagte der Sprecher des schwedischen Rettungszentrums Sjöfartsverket Jonas Franzen gegenüber „Expressen“. Um 08.42 Uhr bestätigte die dänische Seerettung der Marine, dass ein kleinerer dänischer Frachter nach einer Kollision westlich von Bornholm in schwedischen Gewässern gekentert war.

BILD: Schiff Collision2-d –
Zwei Seeleute wurden vermisst. Und nach und nach stellte sich heraus, dass es sich um zwei dänische Staatsbürger handelte. Søren Høj, Eigner der Reederei, der die „Karin Høj gehört“, sagte gegenüber TV 2, dass er die Details der Kollision nicht kenne, aber alle in der Firma tief betroffen seien. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen“, sagte er.
An den Rettungsarbeiten und der Suche nach der dänischen Schiffsbesatzung waren sowohl Hubschrauber als auch Flugzeuge und Boote beteiligt. „Ekstra Bladets“ Fotograf Rasmus Flindt Pedersen war am Montagmorgen zufällig an Bord der Fähre nach Bornholm und sagte der Zeitung, dass er und der Rest der Fähre die Rettungsaktion verfolgen könnten.
„Das Schiff war schwer zu erkennen, da es auf dem Kopf lag, aber man konnte es in einiger Entfernung sehen und eine Reihe kleinerer Rettungsschiffe kreisten um ihm herum. Sie sagten durch die Lautsprechern, dass sie langsamer fahren würden, als wir an der Unfallstelle vorbeikamen, damit die Fährmannschaft helfen konnte, nach Menschen im Wasser zu suchen“, sagt er.
Im Seegebiet war es dunkel und neblig, und im Laufe der Stunden schwand die Hoffnung, Überlebende zu finden, das Gegenteil war der Fall. Es war nicht bekannt, ob sich die beiden Personen im Wasser oder im Schiffsrumpf befanden, aber im Laufe des Vormittags wurde es aufgegeben, um Überlebende auf See zu finden.
Gegen 10:30 Uhr beendete das schwedische Schifffahrtsamt die Suche auf dem Wasser, allerdings ohne Personen gefunden zu haben. Stattdessen wurde die „Karin Høj“ näher an Land geschleppt, damit es für die Taucher sicherer war, die nun den Rumpf untersuchen mussten.
Kurz nach 15:00 Uhr wurde bekannt, ein Toter sei im Rumpf aufgefunden worden. Der andere fehlte noch. Und nun machte sich auch eine mögliche Unfallursache breit. Es stellte sich heraus, dass die schwedische Küstenwache mit der britischen Besatzung, die aus insgesamt acht Personen bestand, eine Voruntersuchung wegen der Kollision eingeleitet hatte.

Am Dienstagnachmittag, etwa einen Tag später, teilte die schwedische Küstenwache mehreren schwedischen Medien mit, dass zwei Besatzungsmitglieder der „Scot Carrier“ festgenommen wurden. Ein Brite wird der fahrlässigen Tötung, grober Fahrlässigkeit beim Fahren des Schiffes unter Alkoholeinfluss verdächtigt. Ein Kroate wird als Rudergänger der Fahrlässigkeit verdächtigt.
Laut Staatsanwalt Tomas Olvmyr war es der Brite, der das englische Schiff befehligte, als das Unglück geschah. „Eine Person sei derjenige, die zum Unfallzeitpunkt Dienst hatte, während die andere Person eine berufsbedingte Tätigkeit als Rudergänger ausübte und auch im Verdacht steht, betrunken gewesen zu sein“, teilt die Staatsanwaltschaft „SVT“ mit.
Den beiden Besatzungsmitgliedern, einem britischen und einem kroatischen Staatsbürger, wurde durch eine Festnahme die Freiheit entzogen. Der Staatsanwalt will nicht sagen, wie viel Promille die Männer hatten, sagt aber, dass Tests ergeben hätten, dass beide Alkohol im Blut hatten.
Die Reederei Scotline Marine Holdings, zu der die „Scot Carrier“ gehört, hatte zuvor in einer schriftlichen Erklärung erklärt, dass zwei der Besatzungsmitglieder an Bord Alkohol im Blut hatten.
„In Übereinstimmung mit den Ermittlungen wurden alle Besatzungsmitglieder der „Scot Carrier“ auf Alkohol und Drogen getestet. Zwei Besatzungsmitglieder hatten einen höheren Promillepegel als erlaubt, schrieb Scotline auf ihrer Website. Dabei wurde hinzugefügt, dass die Reederei keine Toleranz gegenüber Verstößen gegen den Alkoholkonsum an Bord von Schiffen hat.
Die genaue Unfallursache steht noch nicht fest, und es wird sich zeigen, ob die britischen und kroatischen Besatzungsmitglieder angeklagt werden.
Es ateht jedoch fest, dass der zweite dänische Seemann noch vermisst wird.
Quelle: TV SYD – übersetzt und bearbeitet von
Günter Schwarz – 15.12.2021
Fotos: TV SYD