Den Übergang ins neue Jahr haben wir längst markiert. Doch die Feierlichkeiten waren einst von Melancholie und Entsetzen geprägt. Lernen Sie hier die Neujahrstraditionen kennen.

Wenn die Rede auf Neujahr fällt, denken viele Leute – Party, Feuerwerk und die Neujahrsansprache der Königin.

Aber historisch ist das neue Jahr mit ganz anderen Traditionen und Ritualen verbunden, die für einen guten Übergang ins neue Jahr sorgen sollen.

Das erklärt Mette Boritz, Ethnologin und Museumsinspektorin am Nationalmuseum.

  • Die Tage nach Weihnachten und bis Neujahr zum Beispiel (Rauhnächte) seien eine Zeit, in der man das kommende Jahr wahrnehmen, also vorhersagen könne, sei, sagt sie.

Warnungen könnten sich beispielsweise um wichtige Themen drehen, beispielsweise wer heiratet und wer sterben wird.

Es könnte sich auch um praktische Dinge drehen, wie zum Beispiel, welche Art von Getreide auf dem Feld gesät werden soll und wie das Wetter wird.

Entscheidungen, die tödlich sein können, wenn die Ernte ausfällt.

Eine Warnung könnte gegeben werden, indem man einen Klecks Weizenbrei, einen Klecks Gerstenbrei und einen Klecks Haferflocken hineinwirft. Der Klecks, den der Hund zuerst gefressen hat, war eine Warnung, welche Getreidesorte im folgenden Jahr gut abschneiden würde, sagt Mette Boritz.

Man könnte auch einen Apfel in einer langen Schale schälen und die Schale über die Schulter werfen.

  • Dann könnte man den Namen Ihres zukünftigen Mannes anhand des Buchstabens ablesen, wie die Schale aussah, erklärt Mette Boritz.

Wetter und Krankheit
Neujahr wurde auch als Warnung vor dem Wetter verwendet.

Hier notierte man, wie das Wetter an jedem der 12 Tage zwischen Weihnachten und Dreikönigstag 6. Januar war.

  • Der Zeitraum wird auch „Weihnachtszwölf“ genannt – das ist das alte Wort für 12. Und jeder der 12 Tage wurde dann zu einer Art eigenständiger Wettervorhersage für das Wetter in den nächsten 12 Monaten, erklärt Mette Boritz.

Als letzte wichtige Sache war das neue Jahr auch die Zeit, um sich im kommenden Jahr vor Krankheiten und magischer Kleidung zu schützen.

Deshalb hat man sein Haus und seine Felder „gestohlen“, indem man Stahl über die Tür und an den Rand der Felder gelegt hat.

  • Die Leute waren damals sehr abergläubisch. Und mit Diebstahl meinten sie, sich gegen Hexen und Zauberei abzusichern, erklärt Mette Boritz.

Die Feierlichkeiten sind neu
Das fröhliche und festliche Neujahr ist auch im kirchlichen Kontext ein neueres Phänomen, sagt Hanne Jul Jakobsen, Pfarrerin in Møllevangskirken in Aarhus.

  • Der erste Tag des neuen Kirchenjahres ist der erste Adventssonntag. Das neue Jahr, das am 31. Dezember gefeiert wird, sei als solches theologisch nicht gerechtfertigt, sagt sie.

Das soll nicht heißen, dass die Kirche heute kein Neujahr feiert. Denn das tut es, betont Hanne Jul Jakobsen.

  • Aber es ist die Kirche, die sich der Popularität angepasst hat, sagt sie.

Die Feier wird jedoch von Kirche zu Kirche unterschiedlich sein, da weder die Bibel noch das Ritualbuch der Volkskirche ein bestimmtes Rezept enthalten.

In der Kirche von Hanne Jul Jakobsen ist der Gottesdienst vor Silvester ein festliches Ereignis, bei dem man anschließend sprudelnd anstößt.

Aber so wie der nächste Tag anders klingt, wenn man Schlafentzug und Kater hat, so ist auch der erste Gottesdienst im neuen Jahr anders.

  • Es hat typischerweise eine gedämpfte, leicht melancholische oder poröse Stimmung. Es ist ein Übergangsgottesdienst, bei dem manch einer im alten Jahr mit schwerem Gepäck nach vorne schauen muss, erklärt Hanne Jul Jakobsen.