Die Drohnenüberflüge kommen zu einer Zeit, in der Schweden aufgrund des Konflikts zwischen dem Westen und Russland eine erhöhte militärische Bereitschaft aufweist. Die Polizei in Schweden hat die Bedrohungslage im Land erhöht, nachdem in den letzten Tagen nicht identifizierte Militärdrohnen über Atomkraftwerke und den Regierungssitz in Stockholm geflogen sind.

Laut der Zeitung handelte es sich um eine koordinierte Aktion, als am Freitag schwarz lackierte Militärdrohnen vor mindestens drei schwedischen Atomkraftwerken gesichtet wurden. Am nächsten Tag wurden ähnliche Drohnen über dem Reichstag und dem Schloss in Stockholm gesichtet. Montagnacht gibt es erneut Berichte über Drohnen im Atomkraftwerk Forsmarks. Und erst am Montagabend wurden wieder mysteriöse militärähnliche Drohnen über der schwedischen Hauptstadt gesichtet.

Laut der Zeitung „Aftonbladet“ wurde die Polizei beauftragt, sich besonders auf den Luftraum über einer Reihe „bedeutender Gebäude“ in Schweden zu konzentrieren. Die Zeitung zitiert anonyme Quellen, wonach es Drohnen mit einer Flügelbreite von mindestens zwei Metern gegeben habe.

Am Montagnachmittag gab die schwedische Sicherheitspolizei (Säpo) bekannt, dass sie die Ermittlungen zu den mysteriösen Drohnenflügen übernommen hat, die wegen Verletzung der nationalen Sicherheit untersucht werden. „Ich werde nicht darauf eingehen, welche Überlegungen wir angestellt haben. Aber wir halten uns in der fraglichen Situation so viele alternative Erklärungen wie möglich offen“, sagt der stellvertretende Generalstaatsanwalt Hans Ihrman, der die Ermittlungen leitet, gegenüber Aftonbladet.

Die Drohnenbeobachtungen in Schweden fallen in eine Zeit, in der sich die schwedischen Behörden aufgrund des Konflikts zwischen dem Westen und Russland in erhöhter militärischer Bereitschaft befinden. Einer diplomatischen Lösung im Ukraine-Streit scheinen die Parteien trotz Verhandlungen nicht näher gekommen zu sein. Auf der strategisch wichtigen schwedischen Ostseeinsel Gotland in der Nähe der baltischen Staaten, die Mitglied der Nato sind, und der russischen Enklave Kaliningrad sind am Donnerstag zahlreiche Soldaten und Panzer gelandet.

Am Donnerstag sagte der schwedische Verteidigungschef Micael Bydén, dass die Bereitschaft sowohl in der Luft, auf See als auch am Boden verstärkt worden sei, nachdem in dem Gebiet ungewöhnlich hohe Aktivitäten der russischen Marine beobachtet worden seien. Unter anderem fuhren in dieser Woche drei russische Landungsboote durch den Storebælt (Großen Belt) in die Ostsee, wo sie von schwedischen Kampfjets überwacht wurden.

Dan Hermansen ist Direktor des dänischen Anti-Drohnen-Unternehmens „My Defense“. Er glaubt, dass die Drohnenepisoden in Schweden sehr ernst genommen werden müssen. „Es ist eine Machtdemonstration. Jemand will zeigen, dass diese Atomkraftwerke keine Ausrüstung haben, um sich gegen Drohnen zu schützen. Ob es sich um Kriminelle mit Verbindungen zu Russland oder um prorussische Separatisten handelt, kann man nur vermuten. „Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es eine Verbindung zu den Russen gibt“, sagt Dan Hermansen zu TV 2.

Er glaubt nicht, dass die Drohnen von russischem Territorium aus gesteuert werden, was seinen Verdacht bestärkt, dass es sich um Menschen in Schweden handelt, die mit Russland sympathisieren. „Diese Art von Drohnen kann nicht mehr als ein paar Kilometer von dem Ort entfernt fliegen, an dem Sie sie betreiben. Es zeige also auch deutlich, dass es sich um eine Auftragsarbeit gehandelt habe – vermutlich von jemandem mit politisch motiviertem Interesse“, sagt der dänische Sicherheitsdirektor.

Die schwedischen Behörden geben an, dass es keine Beweise dafür gibt, dass die Drohnen direkten Schaden angerichtet oder etwas über einige der von ihnen überflogenen Ziele geworfen haben. Eines ist sicher: Sie sind mit einer Kamera ausgestattet, die aktuelle Bilder der Aktivitäten rund um diese Anlagen senden kann. Wie viele Wachen gibt es, welche Fahrzeuge werden eingesetzt und so weiter. „Das Ziel sei es, mit der Angst zu spielen und Sicherheitsschwächen zu zeigen“, sagt Dan Hermansen.

Russland hat etwa 100.000 Soldaten nahe der ukrainischen Grenze stationiert, was die Befürchtung einer Invasion bei der NATO und dem Westens geweckt hat. Präsident Putin fordert eine Garantie, dass die Ukraine und Georgien nicht in das westliche Verteidigungsbündnis aufgenommen werden. Darüber hinaus befürchtet Russland, dass die NATO versuchen wird, das neutrale Schweden und Finnland in das Bündnis aufzunehmen.

Die Russen haben direkt gefordert, dass die beiden Länder keine NATO-Mitglieder werden dürfen. „Das liege zum Teil daran, dass Schweden und Finnland Russland teilweise von den NATO-Staaten abgetrennt sei und Russland daran interessiert sei, dieses zu erhalten“, sagt Claus Mathiesen, außerordentlicher Professor an der Verteidigungsakademie.

Die Zeitung „The New York Times“ hat mit Hilfe von Militärexperten eine Karte erstellt, die die strategischen Positionen der russischen Truppen entlang der ukrainischen Grenzen zeigt.

Quelle: TV2 – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 18.01.2022

Foto: Archivbild