8Fehmarn) – Eine Gruppe deutscher Bürger hat sich darüber beschwert, in einem Gebiet mit geschützten Riffen zu graben. Das deutsche Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat die Grabungsarbeiten daher vorübergehend eingestellt.

Hendrick Kerlen ist 83 Jahre alt und hat gerade Teile des Fehmarnbeltbaus gestoppt. „Wir sind sehr glücklich. Für unsere Moral ist es ein großer Schub“, sagt Hendrick Kerlen

Der 83-jährige Hendrick Kerlen hat schon viel Beschwerde wegen dreier Riffe eingereicht. Foto: Peter Kryger – TV ØST

Seit Jahren kämpft die Bürgerinitiative auf Fehmarn, deren Vorsitzender der 83-Jährige ist, gegen die Tunnelanbindung. Jetzt hat das Gericht sie angehört. Nach einer Beschwerde wegen dreier nach deutschem und europäischem Recht geschützten Riffe wurden die Grabungsarbeiten vor Fehmarn vorübergehend eingestellt.

„Sie sind außergewöhnlich wegen der vielen verschiedenen Arten. Und ausgestorben geglaubte Arten seien hier an den Riffen des Fehmarnbelts gefunden worden“, erklärt der 83-Jährige.

Dass das Gericht der Klage stattgegeben hat, bedeutet, dass die Grabungsarbeiten rund um das rund drei Kilometer vor der deutschen Küste gelegene Felsenriff vorläufig eingestellt wurden. Das wird so lange dauern, bis das deutsche Gericht die Beschwerde gründlich untersucht und beurteilt hat.

Doch das stört den Bauherrn nicht. Laut Kommunikationsmanager bei Femern A/S, Morten Kramer Nielsen, ist dieses nur ein sehr kleiner Teil des großen Projekts.

Kommunikationsmanager bei Femern A/S, Morten Kramer Nielsen, macht sich keine Sorgen über den vorübergehenden Baustopp. Foto: Mahmud Riyad Al-Tamir – TV2 ØST

„Es sind weniger als zwei Prozent der Fläche, mit der wir es zu tun haben. An den anderen 98 Prozent des Gebiets arbeiten wir also gerade. Eine 18 Kilometer lange Tunnelkante muss hergestellt werden, und es muss eine beträchtliche Menge Erdreich ausgehoben und bewegt werden. Auf diese Weise bedeutet es natürlich etwas in dem spezifischen Bereich, aber ansonsten geht die Arbeit weiter“, sagt Morten Kramer Nielsen.

Peter Pagh, Professor für Umweltrecht an der Universität København, versteht diesen Ansatz jedoch nicht. Er glaubt, dass es schwierig ist, die Arbeit in Dänemark fortzusetzen, solange die deutsche Entscheidung nicht bekannt ist. „Weil wir dann einen Tunnel bekommen, der im Meer endet, und das ist wahrscheinlich nicht die Absicht. Die dänischen Behörden werden also wohl prüfen müssen, ob eine Fortsetzung möglich ist, bis geklärt ist, was auf deutscher Seite passieren soll“, sagt der Professor.

Er hat schon vor einigen Jahren gesagt, dass man beim Bauen auf Schutzgebiete achten muss. „Ich sagte nur, man sollte sich dabei bewusst sein, dass die deutschen Gerichte die Vorschriften zur aufschiebenden Wirkung ernster auslegen. Daher ist es sehr wichtig, die schädlichen Auswirkungen im Natura 2000-Gebiet nicht zu unterschätzen.“

Professor Peter Pagh hat zuvor gesagt, dass man auf Schutzgebiete achten sollte. Foto: Mahmud Riyad Al-Tamir – TV2 ØST

Femern A/S hat berechnet, dass das Risiko von Reklamationen besteht. Daher wird diese Beschwerde ihren Angaben zufolge auch keinen Einfluss darauf haben, wann der Anschluss bereit ist. „Bei einem so großen Projekt wägt man immer die verschiedenen Risiken ab. Und wir haben auch gesehen, dass dieses ein Risiko sein könnte, dass es eine Beschwerde darüber geben könnte, also haben wir es auch in unserem Zeitplan für das Projekt berücksichtigt“, sagt Morten Kramer Nielsen.

Allerdings sei es laut Peter Pagh keine Selbstverständlichkeit, dass die Bauarbeiten nur für einen kürzeren Zeitraum unterbrochen worden seien. Er erklärt, dass, wenn die Ermittlungen des deutschen Gerichts zum Widerruf der Genehmigung führen, eine neue Genehmigung ausgestellt werden muss. Etwas, das mehrere Monate dauern kann.

Wenn es nach der deutschen Widerstandsgruppe ginge, würde sie es vorziehen, das gesamte Fehmarn-Projekt zu stoppen. Diesen Kampf haben sie jedoch aufgegeben. Trotzdem behalten sie den Bau im Auge.

Die deutsche Widerstandsgruppe behält den Bau im Auge. Foto: Peter Kryger – TV2 ØST

„Wir sind realistisch und wissen, dass das Projekt abgeschlossen wird. Aber wir werden das Projekt verfolgen und sicherstellen, dass Femern Bælt A/S die Verpflichtungen in der Baugenehmigung erfüllt.

Das deutsche Gericht wird voraussichtlich in drei Monaten über die Beschwerde entscheiden.

Quelle: TV ØST – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 18.01.2022

Fotos: TV ØST