(Oslo) – Am Samstag landeten 15 Mitglieder einer Taliban-Delegation in Norwegen. Einer von ihnen ist der Bruder des Anführers hinter dem tödlichen Angriff auf einen norwegischen Journalisten ei einem tödlichen Angriff auf ein Hotel im Jahr 2008.

Das Delegationsmitglied ist der Bruder des Anführers des Haqqani-Netzwerks, das hinter dem Anschlag auf das Serena-Hotel in der afghanischen Hauptstadt Kabul steckte. Dabei wurde der norwegische Journalist Carsten Thomassen erschossen. Ein Beamter des norwegischen Außenministeriums wurde bei dem Angriff ebenfalls verletzt, während fünf weitere Personen getötet wurden.

Delegationsmitglied Mohammed Anas Zadran, auch bekannt als Anas Haqqani, ist heute leitender Berater des Innenministeriums in Afghanistan. „Er ist einer der 15 Mitglieder der Delegation, die in den nächsten drei Tagen im Hotel Soria Moria in Oslo mit der Regierung verhandeln wird“, schreibt die Zeitung „VG“.

Laut der Rundfunkanstalt „NRK“ steht Anas Haqqani auf der schwarzen Liste der USA, weil er Verbindungen zu terroristischen Aktivitäten hat. Er ist auch der jüngere Bruder des berüchtigten Sirajuddin Haqqani. Sirajuddin Haqqani ist derzeit Innenminister Afghanistans und war ehemaliger Leiter des Haqqani-Netzwerks, das laut UN-Sicherheitsrat hinter dem Anschlag von 2008 steckt.

Jan-Erik Smilden, ein ehemaliger Auslandsjournalist bei „Dagbladet“, reagiert heftig auf die Tatsache, dass Anas Haqqani Teil der Delegation ist, die in Oslo gelandet ist. Er fragt sich, wie genau das norwegische Außenministerium die Teilnehmer kontrolliert hat.

„Ich reagiere als Freund und Kollege auf Carsten, weil ich es so schrecklich finde, dass Anas Haqqani in der Delegation ist und nach Norwegen kommt“, sagt er.

Der Pressewächter des Außenministeriums, Guri Solberg, bestätigt gegenüber „Dagbladet“, dass Anas Haqqani in Norwegen ist. Es ist das erste Mal seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan, dass sich die militante Bewegung mit Vertretern aus dem Westen trifft. Dem Plan zufolge werden die Taliban mit den westlichen Vertretern unter anderem über Nothilfe und Menschenrechte sprechen.

Zu den teilnehmenden Ländern gehören die EU, die USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien.

Quelle: TV2 – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 23.01.2022

Foto: TV2