Kommst du nach Dänemark? – Kommune will deutsche Arbeitskräfte über die Grenze locken
(Ringkøbing-Skjern) – Kommst du nach Dänemark? So lautet es auf Deutsch aus der Kommune Ringkøbing-Skjern, die Menschen südlich der Grenze zu in die Region Midtjylland im Westen von Jylland (Jütland) anlocken will, um einen akuten Arbeitskräftemangel zu beheben.
Sie ist gelernte Erzieherin, er Schmied. Zuvor lebten sie in Deutschland, aber vor zwei Jahren zogen sie auf einen Bauernhof in der Kommune Ringkøbing-Skjern. Simone und Einar Thorsen haben Schweine, Pferde und viel Platz in Holmsland. Etwas, das in ihrem Heimatland unmöglich gewesen war.
„Die Hauspreise in Deutschland sind so hoch, eine Wohnung mit zwei oder drei Zimmern kostet 3,5 Millionen Kronen (470 Tsd. Euro)“, sagt Simone Schray Thorsen in fließendem Dänisch. Das Paar gehört zu den 421 deutschen Bürgern in der Kommune, von denen der Bürgermeister gerne mehr sehen würde. Und gerade die Sprachbarriere bedeutet weniger, als wenn beispielsweise Osteuropäer zum Arbeiten nach Vestjylland (Westjütland) ziehen.
„Deshalb sind sie interessant. Deutschland ist unser Nachbar, daher wird es eine noch einfachere Aufgabe, wenn wir über Integration sprechen“, sagt Bürgermeister Hans Østergaard (Venstre / rechtsliberale Partei).
Letzte Woche hielt die Kommune eine Videokonferenz mit 50 Teilnehmern ab. Ziel war es, einige der akutesten Stellen im Sozial- und Gesundheitssektor zu besetzen. Die Kommune hat mit 1,6 Prozent eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten des Landes, deshalb werden Stellen in vielen Branchen vergeblich ausgeschrieben.
„Jede zweite Stellenanzeige im Handwerk werde nicht besetzt und im Tourismus-, Gastronomie- und Hotelgewerbe sieht es noch schlimmer aus“, sagt der Bürgermeister.
Simone Schray Thorsen arbeitet bei Naturkraft und hilft damit, zumindest eines der Probleme zu lösen, wenn sie nicht gerade in der Karenz ist. Ihr Mann arbeitet für Vestas. „Ich mag die dänische Mentalität, sie ist etwas entspannter. Wir wollen nicht zurückkehren“, sagt Simone Schray Thorsen.
Sie könnten sich gut vorstellen, dass mehr Deutsche auf die Idee kommen würden, so etwas zu tun – und dafür drücken sie der Kommune die Daumen.
MIDTVEST – überarbeitet und veröffentlicht von
Günter Schwarz – 26.01.2022
Foto: Archivbild