Kommunen tun sich schwer mit Millionenprojekten. Viele kommunale Bauvorhaben wie Schwimmbäder, die derzeit kaum zu finanzieren sind, weil die Preise in der Baubranche stark steigen. Viele Kommunen in Dänemark stehen in der kommenden Zeit vor zähen Zwängen, wenn Bauvorhaben wie Schulen, Kindergärten, Schwimmbäder oder Radwege umgesetzt werden sollen.

Auch wenn ein Bau bereits genehmigt, das Geld zurückgelegt und der Vertrag mit dem Bauunternehmer unterschrieben ist, können steigende Preise in der Baubranche dazu führen, dass die Kommunen Projekte fallen lassen müssen, die den Bürgern sonst zugute gekommen wären.

Zwei Kommunen im Ballungsraum von København haben diese Woche Projekte im Baubereich auf Eis gelegt, weil das dafür vorgesehene Geld nicht mehr zur Verfügung steht. In Helsingør wurde ein neues Schwimmbad vorerst fallen gelassen, während Køge am Dienstag verschiedene Bauprojekte für bis zu 76 Millionen Kronen (10,2 Mio. Euro) verschoben hat.

Und wir müssen uns daran gewöhnen, solche Nachrichten zu lesen, denn in der nächsten Zeit werden mehr Kommunen bei Projekte pausieren müssen. Zu dieser Einschätzung kommt der Bygherreforeningen (Bauherrenverband), die als Interessenvertretung für Kommunen und andere große Bauherren in Fragen des Bauwesens berät.

„Wir hören von vielen Mitgliedern aus dem ganzen Land, dass es Probleme gibt, die Budgets aufrechtzuerhalten, so dass viele Überlegungen angestellt werden, mit welchen Projekten sie es jetzt wagen und mit welchen sie warten sollten“, sagt Henrik L. Bang, Direktor der Bygherreforening und fährt fort: „Ich denke definitiv, dass wir in naher Zukunft mehr verschobene und zurückgestellte kommunale Gebäude sehen werden. Das gilt auch für den sozialen Wohnungsbau, wo vieles auf Eis liegt oder nicht realisiert werden kann.“

Am Mittwoch sagte die Bürgermeisterin von Helsingør, Benedikte Kiær, dass ein neues Schwimmbad für 111 Millionen Kronen (14,9 Mio. Euro) nicht mehr innerhalb des Budgets gebaut werde, weshalb der Vertrag mit dem Bauunternehmer und Gesamtberater nun storniert wurde.

„Wir befinden uns in einer Situation, in der die Baupreise nur steigen und steigen. Deshalb haben wir hier einige große Projekte, darunter das Schwimmbad, das einfach viel, viel teurer sein wird, als wir eigentlich erwartet haben, deshalb haben wir uns mit denen geeinigt, das Schwimmbad jetzt zu stoppen und das Projekt zu verschieben“, hieß es von der Bürgermeisterin, die nebenbei hinzufügte, das Schwimmbad sei nur eines von mehreren Projekten in der Kommune, die nun auf Eis gelegt würden.

So soll das neue Schwimmbad in Helsingør aussehen. Nun wurde das Projekt auf unbestimmte Zeit verschoben.
Foto: Visualisierung: Nøhr & Sigsgaard

Am Tag zuvor berichtete das „Dagbladet Køge“, dass der Stadtrat der Lommue Køge bei einer Sitzung am Dienstag zugestimmt hatte, Bauprojekte für fast 76 Millionen Kronen (10,2 Mio. Euro) zu verschieben, darunter die Errichtung von zwei Umgehungsstraßen bei Borup und Ølby, eine Erweiterung einer Sporthalle und die Einrichtung eines Fahrradwegs zwischen Ejby und Køge.

„Wenn Sie als Kommme Køge ein Baubudget von mehr als 200 Millionen Kronen (26,9 Mio. Euro) haben und gleichzeitig Preissteigerungen zwischen 25 und 30 Prozent erleben, müssen Sie langsamer planen und etwas pausieren, um rechtzeitig Sorgfalt zu zeigen“, sagte Marie Stærke (Socialdemokraterne) bei der Stadtratssitzung laut „Dagbladet Køge“.

Auch die Nachbargemeinde Stevns ist von steigenden Preisen für Großprojekte wie das neue Besucherzentrum für das Weltnaturerbe Stevns Klint und ein neues Pflegeheim betroffen mit der Folge, dass unter anderem Radwege verschoben wurden,

Genau solch hohe Preissteigerungen lassen sich nun in den offiziellen Zahlen nicht ablesen. Laut den neuesten Zahlen von Danmarks Statistik stiegen die Baukosten im dritten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorquartal um 1,3 Prozent und im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,8 Prozent.

Insgesamt sind die Materialkosten im vergangenen Jahr um 5,6 Prozent gestiegen, während die Arbeitskosten im gleichen Zeitraum um 3,2 Prozent gestiegen sind, schrieb Danmarks Statistik im Dezember letzten Jahres.

Die nächste Stellungnahme zu Preiserhöhungen in der Bauwirtschaft wird voraussichtlich Anfang März veröffentlicht.

Quelle: TV2/LORRY – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 19.02.2022

Fotos: TV2/LORRY