Nicht nur die westliche Gesellschaft steht hinter dem ukrainischen Volk. Auch mehrere Russen waren Donnerstagabend vor der russischen Botschaft erschienen, um gegen den Einmarsch in die Ukraine zu demonstrieren.

Am Donnerstagabend versammelten sich mehr als 100 Menschen vor der russischen Botschaft, um ihrer Unzufriedenheit über die russische Invasion in der Ukraine Ausdruck zu verleihen. Mehrere Menschen hatten sich in die ukrainische Flagge gehüllt oder Protestschilder mit Texten wie „Stoppt Putin, stoppt den Krieg“ gebracht.

Unter den vielen vor der Botschaft trifft TV 2 Lorry auf einen 31-jährigen Russen. Sein Name ist Roman und er war gekommen, um seine Unterstützung für die Ukraine zu zeigen. Bei ihm war ein großes Schild mit russischen Buchstaben: Darauf steht, dass Putin in ein Irrenhaus gehört. „Leute wie er sollten keine Macht haben“, erklärt Roman.

Wie so viele andere Russen hat er Freunde auf beiden Seiten des Konflikts. „Ich mache mir große Sorgen um meine ukrainischen Freunde, und ich glaube, viele Russen tun es auch“, sagt Roman.

Putins Beziehungen zur Ukraine sind seit langem angespannt, daher kann sich der junge Russe ein gewisses Schuldgefühl nicht verkneifen. „Ich kann nicht umhin, darüber nachzudenken, ob ich als russischer Staatsbürger etwas hätte tun können, um es zu verhindern. Das Mindeste, was ich tun kann, ist hier aufzutauchen und meine Unterstützung für das ukrainische Volk zu zeigen“, sagt er.

Russen und Ukrainer in Dänemark stehen zusammen für den Frieden. Roman ist nicht der einzige Russe, der seine Besorgnis und Frustration über die Invasion der Ukraine zum Ausdruck bringt. Irina Bjørnø kam mit 29 Jahren aus Russland und lebt heute seit 34 Jahren in Dänemark. Normalerweise ist es die Arbeit an der DTU, die ihren Alltag ausfüllt, aber im Moment ist ihre Stimmung von der Situation in der Ukraine geprägt.

„Ich bin heute Morgen um sechs aufgewacht. Normalerweise nehme ich ein kaltes Bad und mache Yoga. Aber heute habe ich zuerst mein iPad geöffnet. Ich konnte kaum glauben, was ich sah. Es war ein riesiger Schock und ich fing sofort an zu weinen“, sagt Irina Bjørnø.

Irina Bjørnø wuchs in der russischen Region Jakutsk auf. Sie ist hier in der Nationaltracht der Region zu sehen. Foto: Søren Schousgaard

Irina fällt es schwer zu verstehen, warum Millionen gewöhnlicher Menschen, Mütter, Väter und Kinder, etwas so Schrecklichem wie Krieg ausgesetzt werden müssen. „Ich war heute tatsächlich mit meiner besten Freundin zusammen, die aus der Ukraine kommt. Sie ist eine Mutter. Ich bin eine Mutter. Wir haben so viel gemeinsam. Es gibt keinen Widerspruch zwischen Russen und Ukrainern in Dänemark. Wir stehen Seite an Seite, um für den Frieden zu kämpfen“, sagt eine sichtlich betroffene Irina Bjørnø.

Obwohl sich der Krieg in der Ukraine weiter entfaltet, glaubt Irina, dass es sich um einen Angriff auf weit mehr handelt. „Vladimir Putin greift nicht nur die Ukraine an. Er betrifft alle Menschen und das Recht aller Menschen auf ein friedliches Leben. Es berührt mich unglaublich sehr“, sagt Irina Bjørnø

Quelle: TV2/LORRY – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 26.02.2022

Fotos: TV2/LORRY