Die russische Versorgung ihrer Einheiten ist immer noch ein Schwachpunkt, der den Russen ein Vordringen in der Ukraine erschwert. Putins Krieg leidet immer noch an sehr grundlegenden logistischen Schwächen. Das bedeutet, dass den russischen Soldaten an der Front Treibstoff und Nahrung fehlen, was es den Russen erschwert, offensive Angriffe an Land durchzuführen.

Das ist die Einschätzung des britischen Militärgeheimdienstes vom Donnerstag, der täglich ein Update zum Kriegsverlauf in der Ukraine veröffentlicht. „Logistische Probleme plagen weiterhin Russlands wackelige Invasion in der Ukraine“, schreibt das britische Verteidigungsministerium in seiner täglichen Zusammenfassung der Geheimdienstinformationen, von denen sie glauben, dass sie an die Öffentlichkeit gelangen sollten.

Die russischen Probleme, die notwendigen Vorräte an die Front zu bringen, sind auf mehrere Dinge zurückzuführen, schreiben die Briten: Erstens bleiben russische Fahrzeuge beim Vordringen hauptsächlich auf der Straße. Sie haben schlechte Erfahrungen damit gemacht, beim Verlassen der Straßen und der Fahrt durch die schlammige Landschaft stecken zu bleiben. Außerdem ist es Russland zur allgemeinen Überraschung noch nicht gelungen, die totale Luftherrschaft in der Ukraine zu erlangen.

Jacob Kaarsbo, ein Kommentator für Sicherheits- und Außenpolitik, sagte gegenüber TV 2, dass es bei den Problemen der Russen um einige der „grundlegendsten Dinge der Kriegsführung“ gehe. „Das haben die Russen völlig unterschätzt. Wenn man nicht die nötigsten Vorräte – Treibstoff, Munition und Lebensmittel – an die Front bringen könne, werde man nicht weit kommen“, sagt er.

„Und die Erklärung für die russischen Probleme sei überraschend einfach“, sagt er. „Es ist etwas so Grundlegendes wie schlechte Reifen an den Lastwagen, die mit Munition fahren. Munition wiegt viel und die Reifen können damit nicht umgehen. Und es gibt Motoren, die kaputt gehen oder keinen Sprit mehr haben. Es sei schwer zu verstehen, dass die Russen in diesem Bereich versagen“, sagt er.

Darüber hinaus ist es den ukrainischen Streitkräften laut britischen Geheimdiensten gelungen, die russischen Versorgungswege anzugreifen und zu schwächen. „Die ständigen ukrainischen Gegenangriffe zwingen Russland, eine große Zahl von Soldaten einzusetzen, um die eigenen Versorgungswege zu verteidigen. Es ist eine ernsthafte Einschränkung der Offensivfähigkeiten Russlands“, schreiben die Briten.

„Auch auf diesem Gebiet haben die Russen grundsätzlich versagt“, sagt Jacob Kaarsbo. „Die Versorgungswegegehören zu den am stärksten gefährdeten. Und die Russen entschieden sich dafür, die Fronteinheiten sehr weit nach vorne in Richtung Kiew zu schicken. Weiter als sie sie angemessen mit Vorräten unterstützen könnten“, erklärt er.

Er nennt es einen so grundlegenden Fehler, dass dieser Krieg noch viele Jahre lang als Lehrmaterial in Militärakademien auf der ganzen Welt verwendet werden wird. „Es wird unter der Überschrift geschehen: ,So führt man keinen Krieg’“, sagt er.

Allerdings seien die russischen Probleme auf dem Schlachtfeld nicht unbedingt eine gute Nachricht für die ukrainische Zivilbevölkerung, warnt ein US-Experte. „Die Inkompetenz und der Mangel an Professionalität, die die russischen Streitkräfte in den ersten drei Wochen des Konflikts gezeigt haben, ist besorgniserregend. Es werde die Kämpfe für die Zivilisten deutlich brutaler machen, als wenn das Militär kompetenter gewesen wäre“, schreibt Kori Schake in der „Washington Post“.

Sie ist Leiterin der Abteilung für Außen- und Verteidigungspolitik am American Enterprise Institute. Und sie befürchtet, dass ein unter Druck stehendes russisches Militär auf eine Taktik der gewaltsamen Bombardierung belagerter Städte zurückgreifen und zivile Ziele anvisieren könnte. Es ist eine Taktik, die das russische Militär in der Vergangenheit gegen Tschetscheniens Hauptstadt Grosny angewendet hat – und die bereits gegen die belagerte Stadt Mariupol eingesetzt wird.

„Die Schwäche des russischen Militärs kann die Kosten des Krieges viel höher machen. Ein Militär, das versagt, kann noch gefährlicher sein als eine erfolgreiche Armee“, schreibt sie.

Quelle: TV2 – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 18.03.2022

Foto: Archivbild