(København) – Laut Hans Engell ist der Brief der schwedischen Umweltsministerin nur der Anfang eines langjährigen Kampfes um die künstliche Halbinsel vor dem Hafen von København. Der Chor der Gegner gegen die Schlammverklappung von Lynetteholm in der Køge Bugt ist inzwischen deutlich größer geworden.

Das wird deutlich, nachdem die schwedische Umweltministerin Annika Strandhäll (Sozialdemokratische Arbeiterpartei) in einem Brief an Verkehrsministerin Trine Bramsen (Socialdemokraterne) und Umweltministerin Lea Wermelin (Socialdemokraterne) die Regierung aufgefordert hat, die Deponierung des kontaminierten Schlamms, der ausgehoben wird, sofort einzustellen.

Meeresboden nördlich von København, in der Køge Bugt. „Die schwedischen Behörden haben während unseres Dialogs deutlich betont, dass die Deponien in der Køge-Bucht ungeeignet sind, insbesondere wenn es um kontaminierte Schlammmassen geht“, schreibt Annika Strandhäll in dem Schreiben, das am Donnerstag erstmals von Københavns Medien Byrummonitor in einem Brief erwähnt wurde, den auch TV 2 LORRY besitzt.

Bislang kritisierten Experten, Umweltorganisationen und sogar schwedische Regionalpolitiker das sogenannte Verklappen, wenn der Meeresboden von Häfen und Schifffahrtsstraßen umgegraben und ins Meer gekippt wird.

Engell sagt: „Die schwedische Ministerkritik ist ernste Kritik. Sie prallt jedoch sowohl an der Københavnener Stadtentwicklungsgesellschaft By & Havn (Stadt & Hafen), dem Bauherrn von Lynetteholm, als auch an der Regierung und dem Verkehrsminister, der im Sommer 2021 mit breiter Mehrheit ein Gesetz verabschiedete, was den Bau von Lynetteholm ermöglicht.

Doch der Brief der schwedischen Umweltministerin an die Regierung lasse die Kritik in ganz anderen Dimensionen hochgehen, so der Polit-Kommentator Hans Engell. „Dieser Brief bedeutet, dass die Regierung ihn jetzt ernst nehmen müssen.

Dänemark hat zuvor eng mit Schweden im Rahmen des gemeinsamen Projekts Øresundsforbindelsen (Öresundverbindung) zusammengearbeitet, das damals jedoch auf halb dänischem und halb schwedischem Territorium stattfand. Jetzt ist es nur in dänischen Gewässern, und dann ist die Frage, wie viel die Schweden eigentlich dazu zu sagen haben. Aber es ist ernst“, sagt Hans Engell.

Es kann der Beginn eines langen Kampfes um Lynetteholm sein. Ihm zufolge könnte der Brief von Annika Strandhäll der Beginn eines langen politischen Prozesses über Lynetteholm sein. Einerseits ist Lynetteholm eines der größten Bauvorhaben Dänemarks, das an sich schon Aufmerksamkeit erregt, und andererseits wird der enorme Fokus auf die Umweltfolgen im Sund und in der Ostsee weiterhin von Bedeutung sein.

„Der Kampf, in den sie jetzt eintreten, ist nur der Anfang eines harten und wahrscheinlich langen Prozesses. Aber die Sache ist die, dass im Folketing nur die Enhedslisten (Einheitsliste,) Ny Borgerlige (Neue Bürgerliche) und Alternativet und ein paar fraktionslose Mitglieder gegen das Projekt gestimmt haben. „Daher wird auch deutlich, dass sowohl die Regierung als auch die Parteien, die für Lynetteholm gestimmt haben, es in Christiansborg herunterreden“, sagt Hans Engell.

Laut Byrummonitor und Danmarks Radio haben weder Umweltministerin Lea Wermelin noch Verkehrsministerin Trine Bramsen den Brief der schwedischen Ministerin beantwortet, ebenso wie keine Partei über den Schlamm in Køge Bugt befragt werden möchte.

Auch das zeuge von einer Regierung, die in der Sache keine gute Position finde, findet Hans Engell. „In diesem Fall ist es eine unter Druck stehende Regierung. Die eine Ministerin steckt den Kopf in den Sand, die andere entschuldigt sich, dass sie die neue Ministerin sei und sich deshalb erst einlesen müsse.

„Darf ich Sie nur daran erinnern, dass Sie vom Moment Ihrer Ernennung an Ministerin sind. Stellen Sie sich vor, Morten Bødskov (neuer Verteidigungsminister nach Trine Bramsen, Anm. d. Red.) hätte gesagt, er müsse sich nur mit der Sache auseinandersetzen, bevor er mitten im Krieg in der Ukraine als Dänemarks Verteidigungsminister agieren könne. Es ist sehr dünn von den beiden Ministerinnen muss ich sagen“; sagt Engell

„Das Verkehrsministerium hofft, dass By & Havn es schafft. Aber es kann der Anfang wirklich großer Streitigkeiten sein, wenn die Stadt København beginnt, vom ursprünglichen Plan abzuweichen. Weil man in Christiansborg keine harte Linie ziehen kann, wenn in der Stadt København so viel Praktisches passieren muss.

Dem Plan zufolge sollen in den kommenden Jahren 2,5 Millionen Kubikmeter Schlamm aus Lynetteholm in der Køge Bugt verklappt werden.

Quelle: TV2 LORRY – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 27.03.2022

Foto: TV2 LORRY