Eigentlich sollten die Österreicher am 2. Oktober im dritten Anlauf einen neuen Bundespräsidenten wählen. Doch daraus wird vielleicht nichts. Denn Pleiten, Pech und Pannen bei den Wahlkarten – die Wahlkarten sind nicht einwandfrei. Und daher überlegt der Innenminister, die Wahl zu verschieben.

Es ist ohnehin schon der dritte Termin für die Wahl des Bundespräsidenten in diesem Jahr: Die erste Runde gab es Ende April, die erste Stichwahl Ende Mai. Nachdem das Verfassungsgericht das Ergebnis für ungültig erklärt hatte, soll die Wiederholung der Stichwahl zwischen dem Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen und dem Rechtspopulisten Norbert Hofer von der FPÖ am 2. Oktober stattfinden. Und jetzt das: Viele Briefwahl-Umschläge lassen sich nicht richtig zukleben!

Auch die von Wählern wie Johann Rameder nicht: „Wir sind da gestern Abend gemütlich auf der Couch gesessen, und meine Frau sagt, so im Scherz: Jetzt machen wir unsere Wahlkarten auf und schauen nach, ob die in Ordnung sind. Und als wir sie dann raus haben, sind beide auf der Seite offen gewesen.“

Einzelfälle oder ein echtes Problem?

Bekannt sind Probleme mit den Klebestreifen an den Briefwahlunterlagen schon seit Tagen. Doch bisher war das zuständige Innenministerium der Meinung, dass es Einzelfälle sind, die sich noch klären lassen. Die Betroffenen sollten eben neue Briefwahlunterlagen anfordern. Nun stellt sich aber heraus, dass sich manche Wahlumschläge zunächst zukleben lassen und sich erst nach Tagen wieder öffnen und damit ungültig werden.

Innenminister Wolfgang Sobotka lässt nun eine Verschiebung der Stichwahl prüfen. Der Verfassungsjurist Theo Öhlinger hält eine Verschiebung für unumgänglich: „Eine Wahl durchzuführen, bei der man weiß, dass sie nicht mehr korrekt ablaufen kann, das wäre absurd, da muss man einfach etwas tun.“

Kann die Wahl einfach verschoben werden?

Doch ganz so einfach ist auch eine Verschiebung eines Wahltermins nicht. Der Verfassungsexperte Bernd-Christian Funk etwa weist darauf hin, dass man dafür erst das Gesetz ändern müsse. Und bis neue Briefwahlunterlagen gedruckt und alle Fristen eingehalten sind, würde es wohl Anfang kommenden Jahres werden.


Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen
Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen, der die erste Stichwahl äußerst knapp gewonnen hatte, sagt, spätestens kommende Woche müsse Klarheit herrschen: „Hier handelt es sich nicht, jedenfalls nicht nur, um eine technische Frage, sondern es handelt sich um die Ausübung des Möglichkeit des Wahlrechts. Jeder Wähler hat das Recht, dass seine Stimme richtig gezählt wird, und dass, wenn er einmal das Ding ausgefüllt hat und unterschrieben hat, dass sie als gültig anerkannt wird. Das ist ja kein Spaß.“

„Es ist wirklich peinlich“


Rechtspopulist Norbert Hofer (FPÖ)
Ein Sprecher von Gegenkandidat Norbert Hofer, FPÖ, äußerte sich zurückhaltend. Man gehe davon aus, dass das zuständige Innenministerium die Probleme noch bis 2. Oktober lösen könne. In den österreichischen Medien ist bereits von „Debakel“ und „Farce“ die Rede. Die Tageszeitung „Der Standard“ etwa kommentiert: „Es ist wirklich peinlich.“ Der Zeitungskommentar endet mit dem Satz: „Der Begriff ‚Bananenrepublik‘ ist hier durchaus angebracht.“

von

Günter Schwarz – 09.09.2016