(Zagreb) – Eine streunende Drohne hat Kroatien veranlasst, die Bereitschaft der NATO in Frage zu stellen. Eine Militärdrohne ist offenbar aus der vom Krieg zerrissenen Ukraine über drei Nato-Staaten geflogen, bevor sie in ein Wohngebiet der kroatischen Hauptstadt Zagreb stürzte. Nach Angaben des kroatischen Verteidigungsministers Mario Banozic war die Drohne mit Sprengstoff bestückt.

Es wurden Sprengstoffreste und Spuren gefunden, die darauf hindeuten, dass es sich nicht um eine Aufklärungsdrohne handelte. „Wir haben Teile einer Fliegerbombe gefunden“, sagt der Verteidigungsminister laut AP.

Die von der Sowjetunion produzierte Drohne flog laut BBC über Ungarn und Rumänien, bevor sie am Donnerstagabend in Zagreb in der Nähe eines insbesondere von Studenten bewohnten Gebiets abstürzte.

Krater nach Drohnenabsturz. Foto: Antonio Bronic

Etwa 40 geparkte Autos wurden bei der Explosion zerstört, die einen lauten Knall und einen Krater verursachte, aber es wurden keine Menschen verletzt. „Es ist ein relativ großes Objekt. Es ist unglaublich, dass bei der Explosion niemand verletzt wurde“, sagte der Bürgermeister von Zagreb nach der Explosion.

Woher kam die Drohne? Auf den Drohnenteilen befanden sich kyrillische Buchstaben und ein fünfzackiger Stern, was laut Experten vor Ort darauf hindeutet, dass es sich um ein sogenanntes TU-141-Aufklärungsflugkörper aus der Sowjetzeit handelt, das sowohl Russland als auch die Ukraine in den 1980er Jahren einsetzten. Und obwohl der Mauerfall schon lange her ist, wurde der Drohnentyp in der Vergangenheit vom ukrainischen Militär sowohl im Jahr 2014 als auch im aktuellen Krieg, der derzeit im Land stattfindet, eingesetzt.

BLOCK Was ist eine Aufklärungsdrohne?

Eine Aufklärungsflugdrohne ist ein unbemannter Militärflugkörper, dessen Zweck es ist, den Feind aus der Luft zu untersuchen, aufzuzeichnen und zu überwachen.

Heutzutage ist dieser unbemannte Aufklärungsflugkörper mit mehreren unterschiedlichen Technologien zur Aufklärung und Überwachung aus der Luft ausgestattet.

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Aber ob die Drohne von der Ukraine oder Russland in die Luft geschickt wurde, ist unbekannt. „Es gibt Elemente, die darauf hindeuten könnten, dass es von beiden kam“, sagt der kroatische Verteidigungsminister. Vielleicht liegt die Antwort in der teilweise zerstörten Blackbox der Drohne, die im Krater gefunden wurde. Wenn die Box nicht zu zertrümmert ist, kann sie genau anzeigen, welche Route die Drohne geflogen ist.

Die Explosion hat kroatische Beamte dazu veranlasst, die NATO, der Kroatien selbst angehört, für das zu kritisieren, was sie „eine langsame Reaktion auf einen sehr ernsten Vorfall“ nennen. Beamte bezweifeln, wie schnell die Mitgliedstaaten auf einen möglichen Angriff reagieren können. Laut Independent sagt die NATO, dass die Verteidigungszusammenarbeit die Route der Drohne kartiert hat, bestreitet jedoch, dass kroatische Beamte informiert wurden.

Der kroatische Präsident Zoran Milanović glaubt, dass die Drohne abgestürzt ist, als ihr das Benzin ausgegangen ist. Der Präsident sagt, der „schwere Vorfall“ müsse nun untersucht werden. Ziel sei es, herauszufinden, wie „eine relativ einfache Drohne mehr als eine Stunde lang über Nato-Staaten hinwegfliegen konnte, ohne entdeckt zu werden“.

Auch die ungarische Regierung hat eine Untersuchung angekündigt.

Zagreb liegt etwa 570 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.

Quelle: TV2 – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 14.02.2022

Fotos: Antonio Bronic