(Bornholm) – 85 Meter hoch soll der Turm des NATO-Mitglieds Dänemark werden, der wie zu Zeiten des Kalten Krieges russische Radiosignale über der Ostsee abhören soll. Das Bauvorhaben soll einen veralteten Turm aus den späten 40er-Jahren ersetzen, der heute ein Museum ist.

Als Standort dient die dänische Ostseeinsel Bornholm, die zwischen dem schwedischen Schonen und der polnischen Wowodschaft Westpommern liegt. Sie wird auch wegen ihrer Sandstrände als Perle der Ostsee bezeichnet. Von hier aus werden die Radiosignale künftig im Spionageturm abgefangen. Lars Findsen, Leiter des dänischen Verteidigungsgeheimdienstes (FE) zum geplanten Bauvorhaben: „Ich würde sagen, dass die Initiative die Möglichkeiten von FE stärken wird, russische Intentionen an Dänemark weiterzugeben, russische Militärambitionen in der dänischen Nachbarschaft miteingeschlossen.“

Vor fünf Jahren wurde der Betrieb eines veralteten Turms zur Überwachung (im Bild) eingestellt. Dieser wurde in den späten 40er Jahren erbaut. Jetzt scheint es wieder einen Zweck für einen Wachturm zur Spionage im neuen Kalten Krieg gegen Russland zu geben.

Der alte Turm ist heute ein Museum mit Ausstellungen zum Kalten Krieg und zum zweiten Weltkrieg. Am 10. April 1940 nahmen deutsche Truppen Bornholm ein. Über Bornholm gelangten Flüchtlinge nach Dänemark, Schleswig-Holstein und in das neutrale Schweden, und Waffen wurden über Bornholm an die Widerstandsbewegung im dänischen København geschmuggelt.

Nach Kapitulation der deutschen Besatzer wurde Bornholm sowjetischen Truppen übergeben, bis diese am 5. April 1946 abzogen. Zu Zeiten des Kalten Krieges lag Bornholm geographisch hinter dem eisernen Vorhang. Am 1. Oktober 1987 noch lobte Gorbatschow Dänemark dafür, keine fremden militärischen Stützpunkte und Nuklearwaffen auf seinem Gebiet zu dulden. Die Insel Bornholm war schon immer für die NATO strategisch wichtig und auch heute soll sie mit dem neuen Spionageturm wieder an Wichtigkeit erlangen.

Ein Gefühl vergangener Zeiten können Besucher im Stevnsfort Museum aus dem Kalten Krieg erleben. Eine geheime Festung von Dänemark und der NATO, die einem Nuklearangriff standhalten sollte. Heute können dort Familien zwischen den Ausstellungsobjekten Picknick machen und den Ausblick auf die Ostsee genießen. Auf einem Schild in englischer Sprache steht dort geschrieben: „Besser beide Beine in der NATO, als ein kalter Po in Sibirien.“

von

Günter Schwarz – 27.11.2017