Die treusorgende Mutter am Herd, der Vater als Herr im Haus: Im rechten Milieu ist die Rollenverteilung oft sehr traditionell. Das färbt auch auf die Kinder ab. Wie die Kleinen auf den rechten Kurs gebracht werden, zeigt nun ein Dokumentarfilm.

Der Dokumentarfilm „Kleine Germanen“ befasst sich damit, wie in völkisch-deutschnationalen Familien Kinder zu Demokratiefeinden erzogen werden. Dafür bekommt der Film im Netz viel Hass von rechts und Applaus von links.

Zucht und Ordnung und bloß nicht weinerlich sein – der Kinofilm „Kleine Germanen“ erzählt von einer Kindheit der anderen Art. Im Mittelpunkt der deutsch-österreichischen Produktion stehen Jungen und Mädchen, die in nationalistisch gesinnten und zum Teil rechtsextremen Familien leben.

Die kleine Elsa kriecht hinterm Sofa hervor, hebt die Spielzeugpistole und schießt auf ihren Opa. Sie trägt seine alte Wehrmachtsuniform, er, als Russe verkleidet, geht getroffen zu Boden. „Du hast es dem Bolschewiken ordentlich gezeigt!“ Zur Belohnung bekommt sie Opas SS-Abzeichen ans Revers.

In wie Farbstiftzeichnungen anmutenden Animationen erzählt der Dokumentarfilm „Kleine Germanen“ Elsas Geschichte. Sorgfältig und eindrücklich zeichnen die Regisseure Mohammad Farokhmanesh und Frank Geiger die Lebensgeschichte der Frau nach, die um 1970 geboren wurde. Wie sie in der Schule mit rechten Sprüchen aneckt und Gefallen an Konfrontation findet. Wie sie Thorsten kennenlernt, der in der rechtsextremen Szene für seine Reden berühmt ist. Ihr Ziel: Ausländer aus Deutschland zu vertreiben.

Elsa lebt heute unter einem neuen Namen versteckt in Deutschland, sie ist eine Aussteigerin aus der Neonazi-Szene. Aber ihre Lebensgeschichte ist exemplarisch dafür, wie in manchen deutschnationalen Familien Kinder schon früh indoktriniert, gequält und systematisch mit rechten Ideologien erzogen werden.

Film „Kleine Germanen“ , Deutschland/Österreich 2019, Realfilm und 3D-Animation, 86 Min., FSK ab 12, von Frank Geiger und Mohammad Farokhmanesh.

von

Günter Schwarz – 06.06.2019