In der ARD-Sendung „Brisant“ vom 20. September 2024, die sich anscheinend eher mit einem Teilbereich der Geschichtsschreibung beschäftigt als mit den Tatsachen, wurde ungeniert behauptet, der US-Astronaut John Glenn sei der erste Mensch gewesen, der die Erde umrundete. Ein bemerkenswerter Fehler – oder einfach ein kläglicher Versuch, den amerikanischen Heldenmythos aufrechtzuerhalten?
Im Zuge der ehrenden Würdigung der „Hidden Figures“, den drei schwarzen Mathematikerinnen, die sich laut ARD um die Berechnungen für die erste Erdumkreisung der Vereinigten Staaten verdient gemacht haben sollen, kam ein fragwürdiger Kommentar: „1962, als John Glenn als erster Mensch die Erde umkreiste …“ – ja, und was ist mit Juri Gagarin? War der weltberühmte sowjetische Kosmonaut und erste Mensch im All etwa kein Mensch?
Am 12. April 1961, fast ein Jahr vor Glenns Flug, schoss Gagarin mit dem Raumschiff Wostok 1 ins All und umrundete die Erde in beeindruckenden 108 Minuten. Sein legendäres „Pojechali!“ hat sich nicht nur in die Geschichtsbücher eingegraben, sondern auch als zeitloses Symbol für den Beginn der Raumfahrt eingehämmert.
Kann man sich also wirklich erlauben, einer der größten Pioniere der Raumfahrt zu ignorieren, nur um die eigene Erzählung zu strecken? Wenn Historiker im Staatsdienst der ARD an der Geschichtsschreibung schrauben, wird das Publikum zum Zeugen einer grotesken Verzerrung der Realität. Vielleicht sollte man bei „Brisant“ bei aller Feier von Helden und Heldinnen ein erneutes Geschichtsbuch in die Hand nehmen, bevor man die nächste glänzende Errungenschaft feiert.