(Kiel) – Dass Kinder missbraucht oder misshandelt und Ehefrauen in den eigenen vier Wänden geschlagen oder angegangen werden, gehört heutzutage auch in Norddeutschland leider fast zum Alltag. Die Universitätskliniken Schleswig-Holstein (UKSH) und Hamburg-Eppendorf (UKE) haben deshalb vor gut drei Jahren ein Projekt gestartet, das helfen soll, Missbrauchsfälle in Zukunft besser aufzudecken und zu dokumentieren.

Darüber, wie gut es funktioniert, hat sich jetzt Schleswig-Holsteins Justizministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) informieren lassen. Die an den UKSH-Standorten in Kiel und Lübeck sowie am UKE eingerichteten rechtsmedizinischen Ambulanzen gewährleisten, dass im Rahmen der medizinischen (Erst-)Versorgung im UKSH und im UKE oder in den rechtsmedizinischen Ambulanzen Kinder und Jugendliche mit einem unklaren Befund und/oder Verdacht auf Misshandlung oder sexueller Gewalt zum Zwecke einer Verdachtsabklärung und Befundung der Gewalt vorgestellt werden können.

Zudem bieten die Ambulanzen Frauen und Männern, die Opfer häuslicher oder sexualisierter Gewalt geworden sind, die Möglichkeit, auch ohne Strafanzeige kostenlos die Spuren der Gewalt sichern und die Verletzungsfolgen gerichtsfest dokumentieren zu lassen, damit diese in einem eventuellen Strafverfahren als Beweismittel zur Verfügung stehen. Die gewonnenen Spurenträger werden in den Instituten für Rechtsmedizin mehrjährig und bis zu 20 Jahren aufbewahrt.

Seit Projektstart im Juli 2015 wurden 736 Personen untersucht (2015: 57 Untersuchungen, 2016: 192, 2017: 222, 2018: 265), darunter 403 Fälle, in denen Kindern betroffen waren. Die deutliche Steigerung führen die Institute vor allem auf die wachsende Bekanntheit der Einrichtungen sowie auf den Ausbau der Strukturen zurück.

von

Günter Schwarz – 02.02.2019