In der Türkei haben Teile des Militärs gegen die Regierung geputscht. Es ist unklar, wer die hat. Die Lage ist chaotisch, in den großen Städten protestieren Tausende. Die Entwicklungen im Liveblog.

Chaos in der Türkei: Das Militär hat geputscht und nach eigenen Angaben die Kontrolle über das ganze Land übernommen. Grund sei die zunehmend autokratische Herrschaft von Präsident Recep Tayyip Erdogan sowie auf die wachsende Terrorgefahr. Regierung und Armeeführung bestreiten das und sprechen nur von einer Minderheit, die am Putsch beteiligt ist – und ruft die Bevölkerung zum Widerstand auf. Tausende sind auf die Straße gegangen.

+++ Schwere Explosion in Istanbul +++

In Instanbul ist Reuters-Reportern zufolge eine große Explosion zu hören. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurde in Ankara das Parlamentsgebäude in Ankara von einer Bombe getroffen. Dem Sender Fox TV zufolge feuert ein Hubschrauber auf das Parlament.

+++ Armeeführung: Nur eine kleine Minderheit beteiligt +++

Die Armeeführung in Istanbul schreibt den Militärputsch nur einer kleinen Minderheit an Offizieren zu. Es bestehe kein Grund zur Sorge, sagte der Kommandeur der Ersten Armee, Umit Dundar, der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Man arbeite an der Lösung des Problems. Zuvor hatten die Putschisten eine Erklärung verbreitet, dass sie das ganze Land unter Kontrolle hätten. Die Regierung bestreitet das und hat zu Gegendemonstrationen aufgerufen. Auf Fernsehbildern war zu sehen, dass zahlreiche Menschen auf die Straßen strömten.

+++ Verteidigungsministerium: Keine Auswirkungen auf Stützpunkt Incirlik +++

Auf die Bundeswehr-Soldaten in der türkischen Luftwaffen-Basis Incirlik hat der Putschversuch nach ersten Angaben keine Auswirkungen. Aus dem Verteidigungsministerium in Berlin hieß es in der Nacht zum Samstag, aktuell gebe es „keine Auswirkung“ auf das deutsche Kontingent. In Incirlik sind derzeit etwa 240 Bundeswehrsoldaten stationiert, die sich mit „Tornado“-Aufklärungsflugzeugen am Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) beteiligen. Wegen des Besuchsverbots für Bundestagsabgeordnete hatten in den vergangenen Tagen unter anderem SPD-Chef Sigmar Gabriel und Bundestags-Präsident Norbert Lammert (CDU) mit dem Abzug der Soldaten gedroht.

+++ Merkel reagiert +++

Der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnt die Einhaltung der demokratischen Ordnung in der Türkei an. „Alles muss getan werden, um Menschenleben zu schützen“, erklärt Steffen Seibert via Twitter.

+++ USA sichern Regierung Unterstützung zu +++

US-Außenminister John Kerry sichert der demokratisch gewählten Regierung und den demokratischen Institutionen in Türkei „absolute Unterstützung“ zu. Dies habe er in einem Telefonat mit seinem türkischen Amtskollegen deutlich gemacht, sagt Kerry.

+++ Auswärtiges Amt rät zu „äußerster Vorsicht“ +++

Wegen des Putschversuches in der Türkei rät das Auswärtige Amt allen Deutschen in der Hauptstadt Ankara und in Istanbul zu „äußerster Vorsicht“. „Bei unklarer Lage wird geraten, Wohnungen und Hotels im Zweifel nicht zu verlassen“, sagte eine Sprecherin in der Nacht zum Samstag in Berlin. Touristen und Geschäftsreisenden wurde empfohlen, Kontakt mit ihrem Reiseveranstalter oder ihrer Fluglinie aufzunehmen.

+++ Berichte über 17 getötete Polizisten +++

In der Zentrale der Spezialeinheiten in Ankara sind der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge 17 Polizisten getötet worden. Eine unabhängige Bestätigung dafür gibt es nicht.

+++ Gülen-Gruppe weist Anschuldigungen zurück +++

Eine dem Erdogan-Widersacher Gülen nahestehende Gruppe mit Sitz in den USA nennt Anschuldigungen, sie sei in den Putschversuch in der Türkei involviert, „hochgradig unverantworlich“.

+++ Bericht: Soldaten schießen auf Putsch-Gegner +++

Türkische Soldaten haben in Istanbul laut einem Bericht auf Gegner des Militärputschs geschossen. Es habe Verletzte gegeben, meldete die Nachrichtenagentur Dogan in der Nacht zum Samstag. Die Demonstranten hätten versucht, aus Protest gegen den Umsturzversuch die Bosporus-Brücke zu überqueren, hieß es. Auf TV-Bildern war zu sehen, wie Menschen dort in Panik Deckung suchten, als Schüsse fielen.

+++ Griechischer Verteidigungsminister beruft Generalstab ein +++

Angesichts des Militärputsches in der Türkei hat der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos seinen Generalstab einberufen und für Militärpersonal eine Urlaubssperre verhängt. Das berichtete der Fernsehsender Skai. Zudem habe sich der griechische Außenminister Nikos Kotzias umgehend auf die Rückreise aus der Mongolei gemacht, wo er am Asien-Europa-Gipfel teilgenommen hatte. Es bestünde keine Gefahr, hieß es in dem Bericht weiter, bei den Maßnahmen gehe es lediglich darum, die Entwicklung in der Türkei zu verfolgen.

+++ Ministerpräsident: „Einige Rädelsführer festgenommen“ +++

Nach Angaben von Ministerpräsident Binali Yildirim sind einige Anführer des Putschversuchs festgenommen worden. „Einige Rädelsführer des Putsches sind festgenommen worden. Die Demokratie wird gewinnen“, sagte Yildirim nach Angaben aus dem Präsidentenpalast. Die Verantwortlichen würden bestraft werden.

+++ Yildirim spricht von „terroristischem Akt“ +++

Ministerpräsident Yildirim nennt den Umsturzversuch einen terroristischen Akt. Hinter dem Putsch stünden „Banden und illegale Gebilde“.

+++ Britischer Außenminister Johnson warnt Landsleute +++

Der neue britische Außenminister Boris Johnson zeigte sich via Twitter „sehr besorgt“ und riet seinen Landsleuten in der Türkei, sich über das Ministerium auf dem Laufenden zu halten.

+++ Russland zeigt sich besorgt +++

Russland zeigt sich äußerst besorgt über die Entwicklungen. Die Türkei müsse so schnell wie möglich wieder den Weg der Stabilität und Ordnung einschlagen, sagt ein Sprecher von Präsident Wladimir Putin. Die Türkei und Russland hatten zuletzt nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets und anschließender Sanktionen gegen die Türkei ein äußerst angespanntes Verhältnis. Erst vergangene Woche näherten sich die beiden Regierungen wieder an.

+++ Menschenmassen auf den Straßen von Istanbul +++

Der US-Fernsehsender CNN International und die britische BBC zeigen Live-Bilder aus Istanbul: Menschen strömen trotz Ausgangssperre in Massen auf die Straße und schwenken türkische Fahnen. Präsident Erdogan hatte das Volk in einem live übertragenen Telefonanruf beim Sender CNN Türk zu öffentlichen Versammlungen gegen die Putschisten aufgerufen.

+++ Schüsse und Explosionen +++

Nach Angaben des Senders CNN Türk ist es in der türkischen Hauptstadt Ankara zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Militär gekommen. Die Armee habe die Polizeidirektion beschossen, hieß es. Augenzeugen berichteten von Panzern in den Straßen der Hauptstadt. Militärhubschrauber eröffneten nach einer Meldung der Agentur Anadolu das Feuer auf die Geheimdienstzentrale.

+++ US-Außenministerium warnt seine Bürger +++

Das US-Außenministerium rät Amerikanern in der Türkei dringend ab, sich jetzt in der Nacht auf den Weg zur US-Botschaft zu machen. US-Bürger in der Türkei sollten ihre Angehörigen informieren. Auf dem Twitterkanal des Auswärtigen Amtes war bis 00:30 Uhr noch nichts zu den Ereignissen zu lesen.

+++ Armee zieht vom Atatürk-Flughafen offenbar wieder ab +++

Nach der Besetzung des Atatürk-Flughafens in Istanbul durch das Militär am Freitag ist die Armee nach Angaben aus Präsidialkreisen wieder vom Gelände abgezogen. Die Nachrichtenagentur DHA berichtete, Demonstranten seien auf das Gelände des Atatürk-Flughafens eingedrungen. Daraufhin habe das Militär den Flughafen verlassen. Zuvor hatte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan das Volk zu öffentlichen Versammlungen gegen den Militärputsch aufgerufen.

+++ Militärattacken auf Satelliten- und Polizeihauptquartier +++

Nach dem Militärputsch in der Türkei haben Hubschrauber der Streitkräfte die Zentrale des Satellitennetzbetreibers Türksat in Ankara attackiert. Dies berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu in der Nacht zum Samstag. Zudem hätten Militärhelikopter das Polizeihauptquartier in der Hauptstadt angegriffen. Zuvor war aus Ankara eine laute Explosion gemeldet worden. Der Sender CNN-Turk berichtete, sie habe sich am Gebäude des Staatsfernsehens ereignet.

+++ Justizminister verdächtigt Erdogan-Gegner Gülen +++

Hinter dem Umsturzversuch stehen nach den Worten des türkischen Justizministers Anhänger des Geistlichen und Erdogan-Widersachers Fethulla Gülen

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Deutsch-Türkische Nachrichten – 16.06.2016