Die Professur des über seine Fachkreise hinaus bekannten Extremismusforschers Professor Salzborn wird von der Universitäts-Präsidentin Beisiegel nicht gewünscht. Die Wissenschaft wird von der „political correctness“ abgelöst.

Eigentlich müsste Professor Samuel Salzborn der Liebling der im Mainstream vor sich hin dümpelnden Gutmenschen sein. Ein Schwerpunkt des an der Georg-August-Universität Göttingen tätigen Politik- und Sozialwissenschaftlers ist z. B. Rechtsextremismus. Er ist Vertrauensdozent der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung. Zuvor forschte Prof. Salzborn im Bereich der „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“.

Hierbei handelt es sich eher um einen linken Kampfbegriff, denn um einen wissenschaftlichen Ansatz.Sowohl in den Medien, wie auch in den Reden von roten und grünen Politikern, Gewerkschaftsbonzen und Kirchenfunktionären ist seit einigen Jahren vermehrt der bestimmte Begriff „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ zu hören. Erst seit Beginn des Jahrtausends hat sich diese Bezeichnung in der Soziologie etabliert. Dabei handelt es sich um ein Totschlagargument, das auch den Totschlag rechtfertigt.

Auch an den Publikationen des Herrn Salzborn können politisch korrekte Personen nichts auszusetzen haben. Seine Aufsatzliste zieren Veröffentlichungen wie „Demokratieferne Rebellionen. Pegida und die Renaissance völkischer Verschwörungsphantasien“ oder „Türöffnerin nach Rechts: Die ,Alternative für Deutschland‘“. Nach Lehr- bzw. Forschungsaufträgen an den Universitäten Marburg und Bielefeld (Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit) sowie Prag, Jerusalem und der Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung, so vertrat er etwa die Professur für Demokratie- und Demokratisierungsforschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen und war Gastprofessor für politische Ideengeschichte an der Philipps-Universität Marburg, wurde er 2012 Professor für Grundlagen der Sozialwissenschaften am Institut für Politikwissenschaft der Georg-August-Universität Göttingen.

Aber all das scheint irrelevant. Denn obwohl die sozialwissenschaftliche Fakultät im Dezember des vergangenen Jahres einstimmig beschlossen hatte, Professor Salzborns Vertrag zu verlängern, legte die Universitätspräsidentin Prof. Ulrike Beisiegel ihr Veto dagegen ein. Dergleichen ist, vorsichtig formuliert, ungewöhnlich. In einem offenen Brief protestierten Studenten und Lehrpersonal der Sozial- und Politikwissenschaft gegen das Vorgehen der Präsidentin. Sie vermuten „politische Gründe“.

Und in der Tat können diese eine Rolle spielen. Wie es scheint, engagiert sich Frau Beisiegel in der „NaturwissenschaftlerInnen-Initiative Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit“. Diese Organisation unterstützte u. a. einen Aufruf, der wiederum zur Unterstützung der Free-Gaza-Bewegung aufrief. Islamistische und antisemitische Gruppen sowie verschiedene Mitglieder der Linkspartei taten dasselbe.

Der Einspruch zur Vertragsverlängerung war übrigens nicht das erste Veto der Präsidentin gegen Prof. Salzborn. Dieser sollte eine Dokumentationsstelle zu verfassungsfeindlichen Bestrebungen aufbauen. Sein Ansatz ging dahin, in Bezug auf den Antisemitismus den Islamisten Denkmuster zuzusprechen, die denen der Rechtsextremisten gleichkommen. Offensichtlich schrillten bei der Universitätspräsidentin die Alarmglocken und sie torpedierte das Projekt.

Die Folgerung: Man kann noch so sehr auf der politisch korrekten Linie liegen. Sobald man es wagt, kritische Töne in Bezug auf den Islam zu äußern, ist man verloren. Professor Salzborn ist nicht der erste, dem das widerfährt.

Der Vollständigkeit halber ist festzuhalten, dass im oben erwähnten Protestbrief der Studenten und Lehrenden nicht die soeben geschilderten Tatsachen angeprangert werden. Vielmehr lautet die Klage, dass die Universitäts-Präsidentin als Naturwissenschaftlerin die Soziologie marginalisieren wolle. Dieses zu kommentieren erübrigt sich.

von

Günter Schwarz – 16.06.2016