Sie sind spindeldünn, gelenkig und anmutig: Gymnastinnen. Was bei Wettkämpfen federleicht und unbeschwert aussieht, erfordert jahrelanges hartes Training, viele Entbehrungen und oftmals körperliche Schmerzen. Ein Leistungssport, in dem jede Medaille mit Blut und Tränen bezahlt wird.

Grund genug, diesen jungen Frauen ein wenig Respekt zu zollen. Valeria Volodina, die letztmals bei den Meisterschaften in Kazan zu den Medaillengewinnerinnen zählte, platzt nun der Kragen. Wegen Facebook.

Auf Facebook gibt es »Fan-Seiten« zu vielen Sportarten. Dazu gehört selbstverständlich auch die olympische Sportart der Rhythmische Sportgymnastik.

Während man auf den Fan-Seiten anderer Sportarten etwas über die Aufstellung von Mannschaften oder Ergebnisse von Wettkämpfen erfährt, beschränken sich die RSG-Fanseiten auf das Zusammenklauen von Bildern.

, zetert Volodina.

Auslöser dieser Rage war, als die gebürtige Russin zwei private Fotos von sich selbst auf einer solchen Fan-Seite entdeckte, auf denen sie am Strand, im Bikini, einen Standspagat macht. Als sie die Fotos zufällig entdeckt, wurden sie schon 2.000 mal »geliked« und 63 mal geteilt.

Das sind absolut private Bilder! Was fällt denen ein, diese Bilder zu klauen und dort zu veröffentlichen?!

Volodina hatte die Bilder auf ihrem Instagram-Account geteilt, auf dem sie rund 3000 Follower hatte. Ihr Facebook Profil umfasst »nur noch« 760 Freunde; nachdem sie »viele« gelöscht hat, wie sie selbst sagt. Ihren Instagram-Account hat Volodina nun zunächst deaktiviert. Derweil bemüht sich Volodina darum, dass ihre Fotos von dieser rund 60.000 Facebook-User umfassenden Fanseite verschwinden. Facebook bietet keine Möglichkeit diese »Copyright-Verletzung« zu melden – man muss bei den Betreibern der Seite um das Entfernen betteln.

Der Russin platzt der Kragen:

Ich hatte so sehr viele Facebook und Instagram Kontakte, weil ich bis vor wenigen Jahren noch sehr aktiv in der Rhythmischen Sportgymnastik war. In der Zeit war es natürlich schmeichelhaft, wenn man Fotos von Wettkämpfen auf irgendwelchen Fan-Seiten und Communities gefunden hat. Das gehört zum Sport einfach dazu. In der Zeit habe ich auch eigentlich alle Anfragen auf Facebook angenommen. Die Profile ließen meistens erkennen, dass es Leute waren, die sich für Rhytmische Sportgymnastik begeistern konnten. Der Schnitt auf Facebook kam, nachdem ich immer öfter irgendwelche »Heiratsangebote« von alten Männern bekam. Meist Inder, Amerikaner und Marokkaner. Dabei habe ich mich dann auch oft geärgert, dass diese Leute nicht nur meine Sportbilder geteilt haben, sondern auch private Bilder, die ich auf Facebook sogar in einem besonderen Album mit dem Hinweis »please don’t share« (Bitte nicht Teilen) versehen habe. Als dann ein etwa 60 Jahre alter Holländer fragte, ob ich ihm beim Sport getragene Unterwäsche schicken könnte, habe ich sämtliche Kontakte gelöscht. Die 760, die nun noch übrig geblieben sind, sind letztlich Leute, die ich entweder kenne oder mit denen ich schon auf Wettkämpfen gewesen bin. Private Bilder habe ich da auf Facebook kaum noch hochgeladen – also nicht so, wie Klassenkameradinnen, die da Selfies posten oder so etwas. Das hab ich mich schon gar nicht mehr getraut.

Private Bilder habe ich dann auf Instagram geteilt, da dort mein Account auch schon geschlossen ist. Das heißt: nur für bereits eingetragene Follower sichtbar. Auch hat Instagram ja die Funktion, dass man Bilder nicht einfach so herunterladen kann. Klar kann man sie mit Screenshots kopieren – aber allein das Fehlen der Download-Funktion sollte ja eigentlich Zeichen genug sein, dass die Bilder dort nicht zum Download gedacht sind.

Ja. Und nun hat diese »Fan Seite« meine Bilder dort irgendwie geklaut, auf deren Seite gepostet und 60.000 alte Männer sehen mich im Bikini am Strand. Ganz großes Tennis! Ich koche vor Wut! Das sind keine Sportbilder, ich nehme an keinen Wettkämpfen mehr teil und bin auch keine international bekannte Sportlerin. Ich finde das total frech, was dort passiert.

Hat nun im Endeffekt wohl zur Folge, dass ich Instagram ganz löschen werde und auch Facebook noch einmal komplett aussortiere. Ich glaube aber trotzdem nicht, dass der Fehler bei mir liegt. Tausende von Mädchen laden täglich Bikini-Bilder auf Facebook oder Instagram, ohne dass diese dann geklaut werden und in irgendwelche Fan-Communities geladen werden. Da kann man Heulen. Ganz ehrlich!

Die SH-Ugeavisen-Redaktion ist auch der Meinung, dass hier eine Grenze überschritten wurde, die mit der Begeisterung für Rhythmische Sportgymnastik nicht mehr viel zu tun hat und die Betreiber der entsprechenden Facebook-Gruppe aufgefordert, auf die beiden Fotos zu verzichten und sie zu löschen. Ob oder wann die Betreiber in Slovenien auf diese Bitten reagieren, bleibt abzuwarten.

von
Michael Schwarz – 30.07.2016