Unionspolitiker fordern angesichts zurückgehender Praktikumsplätze eine Abschaffung des Mindestlohns für Studenten. „Alle Praktika, die während des Studiums oder der Ausbildung absolviert werden, egal ob freiwillige Praktika oder Pflichtpraktika, sollten immer mindestlohnfrei sein“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des CDU-Studierendenverbundes RCDS, der Jungen Union und der CDU-Mittelstandsvereinigung, aus der die „Welt“ zitierte.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) widersprach umgehend und zurecht, denn das Verhalten der Union ist einmal wieder typisch „christlich“. – „Nehmen wir’s den Armen und geben‘s den Reichen!“ – Das haben die christlichen Kirchen seit ihren Entstehungen so gehalten, und die christlichen deutschen Parteien wie die CDU und die CSU übernehmen nur das, was ihre Namensgeber ihnen bereits seit hunderten bzw. zweitausend Jahren mit Erfolg vormachen.

Seit anderthalb Jahren gilt auch für Praktikanten der Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. Pflichtpraktika sind vom Mindestlohn zwar ausgenommen. Doch Praktikanten, die länger als drei Monate ein freiwilliges Praktikum absolvieren, müssen die 8,50 Euro pro Stunde bekommen. Wegen der höheren Kosten hält sich die Wirtschaft laut einer Randstad-ifo-Personalleiterbefragung mit Praktikumsstellen zurück. Laut einer Umfrage von Ende Mai halbierte sich die Zahl der Firmen, die Praktika ausschreiben.

„Der Mindestlohn vernichtet reihenweise Praktikumsplätze“, zitierte die „Welt“ am Montag aus der Erklärung der Unionspolitiker. Hierbei seien vor allem Studenten die Leidtragenden. „Wir brauchen Gesetze, die den Menschen dienen, und nicht Gesetze, die Menschen in ihrer Ausbildung behindern“, sagte der Chef der Jungen Union, Paul Ziemiak, der Zeitung.

Auch die Wirtschaft fordert Nachbesserungen. Es wäre ein „wichtiger Beitrag zum Bürokratieabbau“, Praktikumsverhältnisse generell für mindestens zwölf Monate vom Mindestlohn freizustellen, sagte ein Sprecher der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) der Zeitung.

DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell wies solche Forderungen zurück. „Die Gewerkschaften wollen den Mindestlohn für ausnahmslos alle Praktika“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. „Nach dem Studium ein Praktikum nach dem anderen absolvieren zu müssen, schlecht bezahlt und immer in der Hoffnung, daraus ergebe sich eine Einstiegsmöglichkeit in ein Unternehmen“, so habe es für die „Generation Praktikum“ ausgesehen, sagte Körzell. „Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei.“

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Günter Schwarz – 01.08.2016