Es stellt sich die Frage: „Wurde es  im „Chaos-Sommer 2015“ versäumt, den späteren Attentäter von Würzburg an der deutschen Grenze gründlich zu überprüfen?“

Möglicherweise hätte der brutale Attentäter von Würzburg den deutschen Behörden lange vor dem Anschlag am Montagabend vom 18. Juli auffallen müssen, denn er war, wie es sich im Laufe der Ermittlungen nach der Tat herausstellte, bereits in Ungarn registriert gewesen. Allerdings hatte der Mann in Ungarn bei der Registrierung als Asylbewerber einen anderen Namen angegeben.

Während noch immer eins der fünf Opfer des brutalen Axt-Anschlags in einem Regionalzug bei Würzburg nach mehr als einem Monat mit dem Leben kämpft, legen Recherchen der „Bild“-Zeitung nahe, dass der 17-jährige Attentäter bei seiner Einreise von den deutschen Behörden möglicherweise unsauber kontrolliert wurde. Demnach soll der mutmaßliche Afghane im Jahr 2015, rund ein Jahr vor der Gewalttat, zunächst unter einem völlig anderen Namen in Ungarn Asyl beantragt haben. Dort soll er vorschriftsgemäß registriert worden sein, wobei ihm auch wie vorgesehen Fingerbadrücke genommen wurden, die in die europäische Fingerabdruck-Datei EURODAC eingetragen wurden.

Bei der Einreise nach Deutschland wurden von ihm offenbar keine Fingerabdrücke genommen, um diese mit der europäischen Fingerabdruck-Datei abzugleichren.

Nach seiner Registrierung in Ungarn soll der 17-Jährige in ein Kinderheim nahe Budapest gekommen sein, aus dem er kurze Zeit später wieder verschwand. Ende Juni 2015 tauchte er dann an der deutschen Grenze auf und beantragte in Passau unter einem anderen Namen abermals Asyl. Die Tatsache, dass er ohne Beanstandungen in Deutschland aufgenommen wurde, lässt den Schluss zu, dass bei seiner Registrierung keine Fingerabdrücke genommen wurden. Denn sonst hätte den Behörden auffallen müssen, dass die gleichen Fingerabdrücke bereits einem Asylbewerber in Ungarn zuzuordnen sind. Zudem soll es laut „Bild“ keine Vernehmung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) oder die Polizei gegeben haben.

Während in Ungarn die Akte des Axt-Mörders wegen „Abwesenheit des Antragstellers“ geschlossen wurde, wurde den deutschen Behörden die wahre Identität des 17-Jährigen erst bewusst, nachdem er in dem Regionalzug eine Touristen-Familie aus Hongkong brutal mit einer Axt angegriffen hatte und kurz nach der Tat von Polizisten erschossen worden war.

Eine Bitte um Stellungnahme zu den journalistischen Recherchen hat das BAMF laut „Bild“ nicht beantwortet.

Unterdessen berichtet der „Spiegel“, dass der Attentäter wohl bis kurz vor seinem Anschlag Kontakte zu IS-Hintermännern in Saudi-Arabien unterhielt. Dieses belegen Chat-Protokolle, die die Ermittler inzwischen sicherstellen konnten.

Demnach soll ein IS-Kontaktmann dem 17-Jährigen vorgeschlagen haben, mit einem Auto in eine Menschenmenge zu rasen. Eine ähnliche Attacke hatte vier Tage zuvor in Nizza 85 Menschen das Leben gekostet. Der Islamist lehnte diesen Vorschlag jedoch ab, da er über keinen Führerschein verfügte. Stattdessen kündigte er an, er werde in einen Zug steigen und die erstbesten Fahrgäste angreifen.

Kurz vor der tatverabschiedete er sich von seinem Kontaktmann mit den Worten „wir sehen uns im Paradies“.

von

Günter Schwarz – 31.08.2016