Das Soziale Netzwerk Facebook wird – ob seines Algorithmus und dessen ständiger Veränderung – immer wieder kritisiert. Seit rund zwei Jahren setzt Facebook ganz explizit auf Videos und sagte damit Google und seiner Videoplattform YouTube den Kampf an. Nicht zuletzt geht es um viel Werbegeld, da Videos als besonders zukunftsträchtige Einnahmequelle in der Onlinebranche gelten.

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Doch nun musste Facebook einräumen, dass das Unternehmen bei seinen Statistiken bezüglich Videokonsums einen Fehler machte – und der könnte in der Branche noch für Gesprächsstoff sorgen. Der alte Grundsatz, glaube nur jener Statistik, die du selbst gefälscht hast, gilt auch bei Sozialen Medien und deren Daten. Denn die Tatsache, dass Facebook all jene User nicht zählte, die Videos binnen drei Sekunden wieder stoppten oder nicht weiter schauten, führte zu einer entscheidenden Verfälschung.

Bis zu 80 Prozent überhöht?

Denn es sind viele Videos, die auf Facebook weniger als drei Sekunden gesehen werden, wenn überhaupt – vermutlich nicht nur, aber wohl vor allem auch deshalb, weil Videos auf Facebook automatisch abgespielt werden. Facebook gestand nun am Freitag ein, die Nutzungsdauer von Videos „überschätzt“ zu haben.

Ein Werbeunternehmen schätzte laut BBC, dass die Zahlen auf Facebook Analytics, auf der das Unternehmen eine ganze Menge an Statistiken und Zugriffszahlen etwa für Werbekunden zur Verfügung stellt, um bis zu 80 Prozent zu hoch waren. Betroffen sind aber offenbar alle Videos – gesponsert oder nicht.

Korrektur brachte neuen Fehler

Dass Videos erst nach drei Sekunden gezählt wurden, sollte die Abrufstatistik eigentlich genauer machen. Denn auf Facebook werden Videos automatisch abgespielt, was aber nicht heißt, dass die Nutzer sie auch ansehen. Kritiker warfen Facebook daher in der Vergangenheit vor, die Abrufzahlen damit künstlich nach oben zu treiben. Als Reaktion auf diese Kritik legte Facebook bei seinem Messalgorithmus fest, Clips nur dann zu zählen, wenn sie länger als drei Sekunden angesehen werden.

Dass all jene, die ein Video nur sekundenlang anschauten oder in ihrem Newsfeed ignorierten, nicht gezählt wurden, ließ in der Folge aber automatisch die durchschnittliche Dauer, die Videos angesehen werden, nach oben schnellen.

Facebook: Fehler behoben

Laut Facebook wurde der Fehler mittlerweile behoben – auf den Preis, den Werbekunden für das Schalten von Videos zahlen müssen, habe das keinerlei Auswirkungen. Konkret geht es um den Wert „durchschnittliche Dauer, die das Video betrachtet wurde“.

In einer Facebook-Aussendung hieß es am Freitag wörtlich: „Wir haben zuletzt einen Fehler bei der Berechnungsmethode unserer Videomessungen entdeckt.“ Weiter heißt es darin: „Dieser Fehler wurde behoben, es hatte keine Folgen für die Preise, und wir haben unsere Kunden informiert.“

Auch Name geändert

Facebook änderte auch den Namen der betroffenen Messeinheit in „durchschnittliche Betrachtungsdauer“. Die Umstellung sei Ende letzten Monats erfolgt. Facebook verwies zugleich auch darauf, dass diese Messeinheit eine von mehreren sei, die Werbefirmen dazu nutzten, um zu prüfen, wie oft die Werbeinhalte angesehen werden.

Für Werbefirma „unakzeptabel“

Das „Wall Street Journal“ hatte am Freitag als erstes Medium über die Probleme berichtet und mit der Werbeagentur Publicis gesprochen, die für Werbekunden Videos auf Facebook platziert. Publicis nannte Facebooks falsche Zahlen „unakzeptabel“ und sieht das als Beleg dafür, dass die von Facebook zur Verfügung gestellten Zahlen von unabhängiger Stelle auf ihre Richtigkeit überprüft werden müssten.

von

Günter Schwarz – 24.09.2016