(Kaliningrad) – Russland platziert atomwaffenfähige Raketen im eigenen Hoheitsgebiet. Das Problem ist dabei, die Raketen werden in die Exklave Kaliningrad, dem nördlichem Teil des ehemals deutschen Ostpreußens, gebracht – in direkte Nachbarschaft zu den Nato-Ländern Polen und Litauen. Das bringt das Nordatlantik-Bündnis auf den Plan.

Die Nato hat scharfe Kritik an der Verlegung russischer Iskander-Raketensysteme in die Exklave Kaliningrad geübt. „Mit Atomsprengköpfen bestückbare Raketen nahe der Bündnisgrenze zu stationieren, trägt nicht zum Spannungsabbau bei“, sagte ein Nato-Sprecher. Solche Manöver würden das Risiko von Missverständnissen und Zwischenfällen bergen.

Russland hatte am Samstag bestätigt, mit Nuklearsprengköpfen bestückbare Iskander-Raketen für Trainingszwecke in das Gebiet um das frühere Königsberg gebracht zu haben. Dabei habe es sich um Routine-Übungen im eigenen Hoheitsgebiet gehandelt, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.

Reaktion auf Nato-Aufrüstung?

Die Raketen seien bereits mehr als einmal in der Region als Teil des militärischen Trainings der russischen Streitkräfte stationiert worden, hieß es weiter. Eine der Raketen sei bewusst einem US-Spionagesatelliten ausgesetzt worden, sagte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums. Die russische Ostsee-Exklave grenzt unmittelbar an die Nato-Länder Polen und Litauen.

Der litauische Außenminister Linas Linkevicius vermutete, womit er sicher nicht ganz unrecht hat, dass die jüngsten russischen Militärmanöver eine Reaktion auf die Aufrüstung der Nato in dem Gebiet der baltischen Staaten und Polen sind.

Das Bündnis hatte im Sommer beschlossen, erstmals in großem Stil Truppen nach Osteuropa zu verlegen. Mit diesem Schritt soll vor allem auf die Sorgen der baltischen Länder und von Polen reagiert werden. Sie fühlen sich von Russland verstärkt bedroht, seit sich der große Nachbar 2014 die ukrainische Schwarzmeerhalbinsel Krim einverleibte.

von

Günter Schwarz – 10.10.2016