(Lichtenberg) – Im Fall der getöteten Peggy gibt es eine neue Verbindung in die rechtsextremistische Szene. Peggys Mutter erhielt offenbar wenige Tage nach dem Verschwinden ihrer damals neunjährigen Tochter einen von Neonazis verfassten Hassbrief.

„Der Brief ist beleidigenden Inhalts. In schlimmster Weise geschrieben. Offensichtlich von einem äußerst rechts orientierten Menschen. Der Brief löst bei Frau Susanne Knobloch einen Weinanfall aus. Sie kann sich kaum beruhigen.“ Mit diesen Worten beschreibt die „Soko Peggy“ nach Angaben der „Bild“-Zeitung einen Hassbrief, der an ihre Mutter adressiert war.

Der Brief stammt dem Bericht zufolge aus Peggys Ermittlungsakten. Die Ermittler hätten ihn abgefangen und elf Tage nach dem Verschwinden der damals Neunjährigen an die Mutter des Mädchens übergeben, schreibt die „Bild“. Er sei auf pergamentartigem Papier mit der Maschine geschrieben.

Der Inhalt des Briefes soll auf den Übertritt der Mutter zum Islam anspielen und darauf, dass sie mit einem Türken zusammenlebte und manchmal ein Kopftuch trug. Nach Angaben der „Bild“ heißt es darin, die Mutter habe ein so „arisches Kind wie Peggy“ nicht verdient.

Neue Soko nimmt Arbeit auf

Peggy war am 18. Mai 2001 im nordbayerischen Lichtenberg auf dem Heimweg von der Schule spurlos verschwunden. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass am Fundort ihrer Skelettteile Genmaterial des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt entdeckt worden war. Die Rechtsmedizin der Universität Jena schloss eine zufällige Übertragung der DNA am eigenen Institut aus.

Als Reaktion will die Thüringer Justiz alle ungeklärten Kindsmorde erneut untersuchen. Eine neue Sonderkommission prüft ab heute alle Fälle seit 1990. In Jena, wo das mutmaßliche NSU-Trio um Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe aufgewachsen war, gab es in den 90er Jahren drei Kindsmorde. Zwei von ihnen sind noch immer nicht geklärt.

1993 verschwand in Jena ein Neunjähriger, er wurde zwölf Tage später tot am Ufer der Saale in einem Gebüsch gefunden. Böhnhardt war damals einer der Verdächtigen. Ihm konnte jedoch nichts nachgewiesen werden. Auch das Verschwinden und der Tod einer Zehnjährigen aus Jena 1996 konnte bislang nicht aufgeklärt werden.

von

Günter Schwarz – 18.10.2016