(Potsdam) – Im Zuge massiv gestiegener Flüchtlingszahlen ist auch die Zahl der Straftaten in Deutschland gestiegen. Die drastische Zunahme geht vor allem auf Verstöße gegen das Aufenthalts- und Asylverfahrensgesetz aber auch auf Diebstähle zurück.

Die Bundespolizei hat im vergangenen Jahr 436.387 Straftaten verzeichnet – 31,6 Prozent mehr als 2014. Der Anstieg geht vor allem auf eine drastische Zunahme der Straftaten gegen das Aufenthalts-, Asylverfahrens- und Freizügigkeitsgesetz in der EU zurück, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Jahresbericht der Bundespolizei hervorgeht. Im Zuge massiv gestiegener Flüchtlingszahlen wuchs die Zahl dieser Delikte demnach um gut 100.000 auf 171.477.

Einen Anstieg registrierte die Bundespolizei auch bei den Diebstählen, deren Zahl um 11,9 Prozent auf 57.146 kletterte. Nahezu unverändert blieben hingegen die Fallzahlen bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten, die mit 153.831 um 0,6 Prozent niedriger lagen als 2014. Bei den sonstigen Straftaten, darunter Sachbeschädigung, verzeichnete die Bundespolizei einen Rückgang um insgesamt 6,7 Prozent auf 41.789 Fälle.

Breiten Raum nimmt in dem Jahresbericht der Zuzug von Flüchtlingen ein. Demnach stellte die Bundespolizei 2015 insgesamt 865.374 Migranten bei der unerlaubten Einreise fest. Die meisten eingereisten Schutzsuchenden an einem Tag wurden mit rund 14.000 am 12. September 2015 gezählt.

Die Zahl der Abschiebungen stieg dem Bericht zufolge 2015 auf 22.369 – im Vorjahr hatte sie noch 13.851 betragen. Diese Steigerung sei jedoch deutlich hinter der Steigerungsrate bei den unerlaubten Einreisen beziehungsweise den Asylanträgen zurückgeblieben, heißt es in dem Bericht.

Insgesamt fielen im vergangenen Jahr etwa 2,9 Millionen Überstunden an, erklärte der Chef des Bundespolizeipräsidiums, Dieter Romann, am Freitag in Potsdam zur Jahresbilanz 2015 der Behörde.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zeigte sich skeptisch: „Die Zahlen der Leistungsbilanz drücken nicht aus, wie stark die Bundespolizei wirklich belastet ist. Unsere Kollegen haben im Schnitt 25 Krankheitstage pro Jahr und wir haben nach wie vor rund 2,2 Millionen Überstunden auf der Uhr“, teilte Jörg Radek mit, der Vorsitzende der GdP in der Bundespolizei. Weil Personal fehle, gebe es fast keine Möglichkeiten, tatsächlich Stunden abzubauen.

Nach Aussage von Bundespolizeichef Romann ist die gesamte Truppe spätestens seit dem G7-Einsatz im bayrischen Elmau „nicht mehr aus den Stiefeln herausgekommen“. Dazu habe auch die Wiedereinführung von Grenzkontrollen im Zuge der Flüchtlingskrise beigetragen.

Romann hob hervor, dass es bei der Bundespolizei künftig 3000 Stellen mehr geben werde. „Das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung, auch wenn die ersten 1000 neuen Kollegen nicht vor dem Jahr 2019 ausgebildet sein können.“ Aktuell sind bei der Bundespolizei rund 40.900 Menschen beschäftigt, davon 30.580 im Polizeivollzugsdienst.

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dpa – 05.11.2016