Gibt es bald nur noch vier statt neun Landesrundfunkanstalten? Die „Bild“-Zeitung und verschiedene andere Medien meldeten gestern, die ARD wolle Anstalten aus Kostengründen zusammenlegen. Es hieß darin, die ARD stehe vor einem „tiefgreifenden Reformprozess“, soll ARD-Chefin Wille gesagt haben. Ein Sprecher der Sendeanstalt dementiert nun die Berichte über Fusionspläne. Die „Spekulationen“ entbehrten jeder Grundlage.

Die ARD erwägt nach Informationen der „Bild“-Zeitung einen tiefgreifenden Umbau und die Zusammenlegung mehrerer Rundfunkanstalten. Eine von den Ministerpräsidenten eingesetzte Arbeitsgruppe befürworte eine Bündelung der bisherigen ARD-Sender zu vier größeren Anstalten, berichtete die Zeitung unter Berufung auf eigene Informationen. Den Plänen zufolge könnte es dann jeweils eine Anstalt Süd, Nord, West und Ost geben.

Die Fusionsabsichten von Sendeanstalten wies ein Sprecher am Freitag zurück. „Die Spekulationen entbehren jeder Grundlage“, sagte Steffen Grimberg der Nachrichtenagentur dpa. Die angeblichen Pläne seien „blanker Unsinn“.

Die „Bild“ hingegen berichtete, wer mit wem im Einzelnen fusioniert werden solle, sei noch offen. Sicher wäre nur, dass Radio Bremen einer ARD-Nord mit dem NDR zugeschlagen würde; der RBB aus Berlin und Brandenburg würde Teil einer ARD Ost mit dem MDR werden.

„Größtes Reformprogramm“ in der Geschichte der ARD

„Wir stehen vor einem tiefgreifenden Reformprozess“, sagte ARD-Chefin Karola Wille auf einem Treffen der ARD-Intendanten in dieser Woche in München. „Wir müssen sehen, wie der ARD-Verbund weiter zusammenwachsen kann.“ Wille sprach vom „größten Reformprogramm“ in der Geschichte der ARD. Ergebnisse wurden für September 2017 angekündigt.

In einem ersten Reformschritt sollen laut des Berichts vor allem Kosten gespart werden, weil die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – mit zurzeit mehr als acht Milliarden Euro jährlich – immer teurer werde.

Die ARD erklärte, richtig sei, dass die Intendantinnen und Intendanten auf ihrer Sitzung in München beschlossen hatten, „einen Reformprozess einzuleiten, der in den Bereichen Produktion, Verwaltung, Technik und Programmerstellung Prozesse und Strukturen im Senderverbund optimiert“. Doch von einer Zusammenlegung und diesen Geheimplänen ist keine Rede. „Ziel ist, die Vielfalt der ARD zu erhalten und zu stärken, um weiter der verlässliche Qualitätsanbieter in der Gesellschaft zu sein. Nach Informationen des Blattes beschloss die ARD-Hauptversammlung in München, den „Fusionsexperten“ Reinhard Binder als Leiter einer Projektgruppe „Strukturen und Prozesse“ einzusetzen.

Binder hatte vor 13 Jahren die Fusion der beiden Sender ORB und SFB zum Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) gemanagt. Erste Ergebnisse der Projektgruppe sollten bis September 2017 vorgestellt werden.

von

Günter Schwarz – 26.11.2016