Am 1. Dezember 1835 erscheint H. C. Andersens erstes Märchenbuch mit den ersten Märchen von den insgesamt 156 Märchen, die er der Nachwelt hinterlassen hat und noch heute nicht nur Kinderherzen „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzchen“, „Die Prinzessin auf der Erbse“, „Des Kaisers neue Kleider“, „Däumelinchen“ und viele weitere gehören wohl in jeder Kinderstube zu den Standardwerken der „Gute-Nacht-Geschichten“.

Der am 2. April 1805 in Odense geborene und am 4. August 1875 in København verstorbene Hans Christian Andersen ist sicher der bekannteste Dichter und Schriftsteller Dänemarks. Berühmt wurde er durch seine zahlreichen Märchen.

Hans Christian Andersen wurde als Sohn des verarmten Schuhmachers Hans Andersen (1782–1816) und der alkoholkranken Wäscherin Anne Marie Andersdatter (ca. 1775–1833) in Odense auf Fyn (Fünen) geboren.

Nach dem Tod seines Vaters ging er mit 14 Jahren nach København und bemühte sich, dort als Schauspieler zum Theater zu kommen. Nachdem ihm das jedoch nicht gelang, versuchte er sich ebenso vergeblich als Sänger und verfasste schon erste kleine Gedichte. Schließlich nahm ihn Konferenzrat Jonas Collin, der damalige Direktor von Københavns Königlichen Theater, in seine Obhut und in sein Haus auf. Dort fühlte er sich besonders zu dem Sohn seiner Gasteltern, Edvard Collin, hingezogen, den diese Zuneigung jedoch eher befremdete und der diese nicht erwiderte. Eine enge Freundschaft verband ihn mit der jüngsten Tochter Louise Collin.

Von der Theaterdirektion unterstützt und durch König Friedrich VI. gefördert, konnte er von 1822 bis 1826 bei Rektor Simon Meisling eine Lateinschule in der kleinen Provinzstadt Slagelse besuchen, von 1826 bis 1828 eine weitere Lateinschule in Helsingør und anschließend die Universität København .

Am Ende seiner Schulzeit entstand das Gedicht „Das sterbende Kind“, in dem der Autor die Welt aus der Sicht eines kleinen Kindes beschrieb. Diese Perspektivwahl wurde später typisch für sein literarisches Schaffen. Das Gedicht wurde in mehreren Sprachen veröffentlicht. In dieser Zeit schrieb Andersen im Alter von ca. 18 Jahren auch sein erstes, nicht veröffentlichtes Märchen vom Talglicht, dessen Manuskript erst 2012 gefunden wurde. In diesem Werk geht es bereits, wie in späteren Werken, um Reichtum und Schönheit, allerdings in noch unausgereifter Sprache.

Andersen verliebte sich in Riborg Voigt, die Schwester seines Studienfreundes Christian Voigt. Allerdings war sie bereits einem anderen Mann versprochen. Ihren Abschiedsbrief bewahrte er zeitlebens in einem Ledersäckchen auf, das man erst nach seinem Tod fand.

Nach der Heirat Riborgs unternahm Andersen mehrere Reisen nach Deutschland, England, Italien, Spanien und in das Osmanische Reich. Unter dem Einfluss der italienischen Landschaft entstanden die ersten Vorformen der „Kleinen Meerjungfrau“. Die Beschreibung der Welt in dem gleichnamigen Märchen zeigt deutlich die italienischen Einflüsse. Auf seinen insgesamt 30 großen Reisen kam er 32 Mal nach Dresden und 15 Mal nach Maxen bei Dresden, wo er seine Freunde besuchte, die Mäzene Friederike und Friedrich Anton Serre. Dort schrieb er auch: „Des Herzens Sonnenschein in Sachsen, er strahlt am schönsten doch in Maxen.“

In seinen späten Jahren war er mit vielen bekannten Frauen befreundet: Henriette Wulff († 13. September 1858 beim Brand der „Austria“), Tochter des Kommandeurs P. F. Wulff, ferner Sophie Ørsted, Tochter des Entdeckers des Elektromagnetismus Hans Christian Ørsted, und Jenny Lind, auch „die schwedische Nachtigall“ genannt, die er sehr verehrte. Andersen blieb jedoch lebenslang unverheiratet. Mit Edvard Collin verband ihn jedoch auch nach dessen Heirat im gegenseitigen Einvernehmen eine Freundschaft auf Distanz. Im Hans-Christian-Andersen-Center befindet sich sein umfangreicher Briefwechsel, darunter der Brief der Malerin Clara Heinke, der ältesten Tochter von Ferdinand Heinke, in dem sie ihm im August 1872 den Tod Friederike Serres mitteilt.

In der Wissenschaft wird kontrovers diskutiert, ob Andersen homosexuell gewesen sei. Diese Diskussion begann schon im 19. Jahrhundert und wurde 1901 mit dem Artikel „Hans Christian Andersen: Beweis seiner Homosexualität“ von Carl Albert Hansen Fahlberg (Albert Hansen) in Magnus Hirschfelds „Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen“ erstmals vertieft. Jüngere Untersuchungen haben versucht, in Andersens Märchen und Romanen insbesondere das Thema der homoerotischen Maskierung herauszuarbeiten.

Im Mai 1874 empfing der Dichter den Fotografen Clemens Weller der Firma Hansen, Schou & Weller, um Aufnahmen von sich in seinen Privaträumen anfertigen zu lassen. Im September des Jahres fertigte Georg Emil Hansen die letzten Aufnahmen. Andersen starb siebzigjährig als international anerkannter und verehrter Dichter am 4. August 1875 in København und wurde dort auf Københavns Assistenzfriedhof beigesetzt.

von

Günter Schwarz  – 01.12.2016