SSW und SP sind sich einig: Grenzland braucht mehr Schwung
(Flensburg) – Die sogenannte Dynamik im Zuge des deutsch-dänischen Miteinanders im Grenzland war in den vergangenen Jahren so groß wie nie zuvor. Dieses Miteinander ist für beide Seiten bares Geld wert und zahlt beiderseits der Grenze aus.
Aber aktuell fehlt es an Elan und Motivation in diesem Bereich, was sicherlich auch mit den Grenzkontrollen der dänischen Polizei zu tun hat, die besonders von nationalen Kräften auf dänischer Seite so gewollt wird. Es müssen neue Projekte angestoßen werden und es muss mehr über die Erfolge von Projekte berichtet werden, um auch die „ewig Gestrigen“ beiderseits der Grenze zu überzeugen. Die richtigen Leute müssen sich öfter treffen und vor allem dabei auch über die richtigen Dinge miteinander sprechen – generell muss mehr Schwung her.
So könnte man ein Fazit über die deutsch-dänische Zusammenarbeit ziehen, wie es am Mittwochabend bei einem gemeinsamen Treffen von der Schleswigscher Partei, der Partei der deutschen Minderheit in Nordschleswig und dem Südschleswigschem Wählerverband, der Partei der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein, in Flensburg getan wurde.
Nach einem regen Austausch der Teilnehmer einigten sich SSW und SP darauf, dass man sich zukünftig häufiger zusammensetzen will, um Projekte und Aufgaben klar an- und auszusprechen. Der Absprache nach sollen erst einmal fünf Kernpunkte ausgewählt werden, für die man einen besonderen Einsatz leisten will.
SP-Vorsitzender Carsten Leth Schmidt stellt fest, dass man sich einig ist, dass die Motivation für neue Vorhaben kräftiger geschürt werden muss: „Es sind viele Ergebnisse erzielt worden, und die sind nicht selbstverständlich. Aber die Zusammenarbeit kann durchaus ausgebaut werden.“ Und weiter stellt der SP-Vorsitzende fest: „Wir müssen dies nach außen sichtbarer machen, uns öfter zusammensetzen und Leuchttürme auswählen. Wir müssen mehr miteinander sprechen und uns darauf einigen, wo wir die Kräfte einsetzen wollen, um zum Erfolg zu kommen.“
Die Kräfte im Grenzland in diversen Gremien sind eigentlich relativ gut gebündelt sind. Man trifft sich, aber redet man dabei dann auch darüber, was Sache ist oder sein soll – oder über alles Mögliche andere? Es ärgert auch ein wenig, dass gerade Kreise im Grenzland, die durchaus am meisten von der Zusammenarbeit profitieren, den Wert des Austausches beispielsweise von Arbeitskräften nicht erkennen. „Ich will da keine Namen nennen. Es ist wichtig, dass wir zukünftig über die richtigen Dinge reden – darüber, was uns nach vorne bringt. Worüber wir uns einig sind oder werden können“, so Leth Schmidt mit dem Hinweis, dass man nur konkrete Probleme löst, wenn man auf die Leute zugeht, die diese in der Praxis haben – beispielsweise bei der Umsetzung von interregionalen Projekten.
„Die Leute in den Ministerien oder der Politik, die die Probleme lösen könnten, müssen auf die zugehen, die sie haben und kennen. Es gibt noch viel zu verbessern – beispielsweise in den Bereichen Ausbildung und Arbeitsmarkt. Da geht noch weit mehr, als es zur Zeit der Fall ist. Es wird immer noch über Mangel an Fachkräften geredet, ohne dass man etwas dagegen tut, um die Barrieren bei der gegenseitigen Anerkennung der Ausbildungen abzubauen.“
Carsten Leth Schmidt ist auch im Hinblick auf die kommenden Kommunal- und Regionalwahlen voller Tatendrang, dass man gemeinsam die Kernpunkte findet und sichtbar für alle anspricht, um die Erfolgsgeschichte deutsch-dänisches Grenzland mit (noch) mehr Elan anzukurbeln.
Als besonders hinderlich in dem dänisch-deutschen Miteinander erweist sich immer wieder die rechtspopulistische Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei), die jegliche vorgetragene deutsche Kritik an den dänischen Grenzkontrollen entgegentritt und die Furcht vor einer „nordafrikanischen Invasion“ gezielt schürt. Die Dans Folkeparti spricht sich gegen eine Verlängerung der Partnerschaftsabsprache zwischen Kiel und Vejle aus und die enge Kooperation zwischen der Region Syddanmark (Süddänemark) und dem Land Schleswig-Holstein ist ihr „wenig genehm“..
Im Regionsrat stimmte die DF-Fraktion als Einzige mit Nein, und Sprecher Niels Erik Søndergaard aus Odense deutete nur zwischen den Zeilen an, warum man gegen eine solche Partnerschaft ist. Bereits die Kulturabsprache der Region Sønderjylland-Schleswig sehen die „Bewahrer der dänischen Identität“ als globalisierte Multikultur!
von
Günter Schwarz – 02.12.2016