(Istanbul) – Die türkische Metropole Istanbul am Bosporus ist Samstagabend von schweren Anschlägen erschüttert worden. (ShUgeAvisen berichtete) Nach ersten Meldungen wurden bei zwei Bombenexplosionen vor dem Besiktas Fußballstadion und in einem Park im Stadtzentrum wurden unmittelbar nach einem Fußballspiel mindestens 13 Menschen getötet und 20 verletzt- die meisten von ihnen Polizisten . Inzwischen haben sich diese Zahlen erheblich erhöht, denn inzwischen heißt es aud der Türkei, dass 29 Menschen getötet und 166 verletzt worden sein sollen. Zu den Anschlägen bekannte sich zunächst noch niemand. Es gab aber bereits mehrere Festnahmen.

Im Zentrum Istanbuls in der Nähe des Fußballstadions Beşiktaş haben sich am späten Abend zwei schwere Explosionen ereignet. Bei den beiden Anschlägen sind nach Angaben des Innenministeriums mindestens 29 Menschen getötet worden. 166 weitere Menschen seien verletzt worden, erklärte Innenminister Süleyman Soylu noch in der Nacht zum Sonntag, nachdem er zunächst kurz nach den Bombenanschlägen von 13 Toten und 20 Verletztewn gesprochen hatte.

Unter den Opfern sollen viele Polizisten sein. Präsident Recep Tayyip Erdoğan wird mit den Worten „es gab leider Märtyrer und Verletzte“ zitiert und er sprach von einer „abscheulichen Tat“.

Nach Angaben von Soylu war kurz nach einem Fußballspiel zwischen den türkischen Erstligaclubs Besiktas und Bursaspor um 22.29 Uhr (Ortszeit, 20.29 Uhr MEZ) eine Autobombe vor der Vodafone Arena, dem Stadion von Besiktas, explodiert. Der Anschlag galt seinen Angaben zufolge einem Bus mit Polizisten. Die Zuschauer hatten sich schon auf den Heimweg gemacht, allerdings waren noch viele Polizisten in der Gegend, die das Station abgesichert hatten. In der Vergangenheit war es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen der beiden Vereinen gekommen.

Vermutlich wurde eine Autobombe gezündet. Erste Indizien sprächen dafür, dass es sich um eine Bombe gehandelt habe, die einem Bus der Bereitschaftspolizei gegolten habe, so Soylu.

45 Sekunden später habe sich im benachbarten Macka-Park „offenbar ein Selbstmordattentäter“ in einer Gruppe Polizisten in die Luft gesprengt, sagte der Minister vor Journalisten. Fernsehbilder zeigten schwer beschädigte Polizeifahrzeuge sowie ein brennendes Auto und mehrere Rettungswagen. Nach Angaben von Augenzeugen gingen zudem mehrere Fenster von benachbarten Häusern zu Bruch. Die Polizei riegelte das gesamte Gebiet rund um die Vodafone Arena ab, die im Stadtteil Besiktas im europäischen Teil der Metropole liegt.

Die heftigen Explosionen waren auf beiden Seiten des Bosporus‘ zu hören. Die Menschen auf den Straßen sind geschockt, die Polizei sagt allen, sie sollen nach Hause gehen. Auf den Straßen Istanbuls fahren leere Busse und Kleintransporter mit offenen Türen. Alle sind extrem angespannt.

Auf Fernsehbildern waren Rettungswagen zu sehen, die zur Unfallstelle rasten. Mehrere zerstörte Autos wurden gezeigt, darunter ein Minibus und ein von der Explosion getroffener Wasserwerfer. Beşiktaş ist ein beliebtes Ausgehviertel.

Besiktas ist ein beliebtes Ausgehviertel und am Wochenende sehr belebt. Ein Reporter sagte dem Sender CNN Türk, an diesem Abend seien besonders viele Polizisten zur Absicherung des Spiels im Einsatz gewesen, weil es in der Vergangenheit Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fangruppen gegeben hatte. Die Fans von Bursaspor seien wegen einer Strafe überhaupt das erste Mal seit Jahren wieder zu einem Besiktas-Spiel zugelassen worden. Unter den Toten sind den offiziellen Angaben nach mindestens 27 Polizisten und 2 Zivilisten. Die Gegend zwischen dem Taksim-Platz und dem ehemaligen Sultanspalast Dolmabahce ist auch bei Touristen sehr beliebt.

Erdoğan sprach von einem „Terrorakt“, der sich gegen die türkischen Sicherheitskräfte und die Menschen in Besiktas gerichtet habe. Die zwei Explosionen unmittelbar nach dem Ende des Fußballspiels hätten offenbar möglichst viele Menschen töten sollen. Die Menschen in Istanbul hätten wieder einmal „das hässliche Gesicht des Terrorismus“ miterlebt, der „Werte und Moral mit Füßen tritt“. Nach Berichten türkischer Staatsmedien hielt Erdogan sich zum Zeitpunkt des Anschlags in seiner Istanbuler Residenz im Vorort Tarabya auf. Im Dolmabahce-Palast hat Regierungschef Binali Yildirim seine Istanbuler Büros.

Vize-Regierungschef Numan Kurtulmus erklärte, der Anschlag habe sich ganz klar gegen die Polizei gerichtet. Auch Besiktas verurteilte den Anschlag. Nach Angaben des Fußballklubs gab es unter den Anhängern und Spielern beider Fußballklubs keine Verletzten. In Istanbul hatte es in diesem Jahr schon mehrere schwere Anschläge gegeben, für die die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) oder deren Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) oder dieislamistische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verantwortlich gemacht wurden. Istanbul war auch einer der Hauptschauplätze des blutigen Putschversuchs Mitte Juli.

Zu den Anschlägen am Samstag bekannte sich zunächst niemand. Nach Angaben des Innenministers wurden bereits kurz nach dem Anschlag zehn Verdächtige festgenommen und in Gewahrsam genommen worden. Laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu übernahm die Anti-Terror-Abteilung der Istanbuler Staatsanwaltschaft die Ermittlungen.

von

Günter Schwarz – 11.12.2016