Ohne jeglichen Zweifel bereichern kulturelle Angebote unser aller Leben. Außerdem gehört Kultur heute ebenso zum Aushängeschild von Kommunen und Städten wie die Ökonomie und Wirtschaftskraft ganz allgemein. Weshalb sonst hat Hamburg für rund 790 Millionen Euro die Elbphilharmonie gebaut?. Ich bin der Auffassung, dass mehr Geld für Kultur zur Verfügung gestellt werden sollte – sowohl von staatlicher als auch von kommunaler Ebene und gerne auch vom Bund Deutscher Nordschleswiger in Dänemark, von der Sydslesvigsk Forening auf deutscher Seite und nicht zu vergessen von den Nordfriesen an der Westküste.

Die spannende Frage ist also nicht „wie viel Kultur gefördert“, sondern „welche Kultur soll gefördert werden?“. Und das ist absolut keine neue Frage, sondern eine prinzipielle, über die gestritten wird, seit es Kulturpolitik gibt – auch weil die finanziellen Mittel immer begrenzt sind.

Aber wie sieht es bei uns in der Grenzregion mit der Kultur aus? Hauptaufgabe sollte für uns sein, sowohl die deutsche Kultur einschließlich der friesischen jenseits der politischen Grenze zu verbreiten, als auch die dänische Kultur südlich der Grenze bekannter zu machen und zu fördern.

Natürlich geht das Schleswig-Holstein Musik Festival auch an Spielstätten in Syddanmark, Schleswig-Holsteiner hören sich Konzerte des Sønderjyllands Symfoniorkester an ihrer Hauptspielstätte im Alsion in Sønderborg und anderswo an. Und umgekehrt kommen Dänen und Deutsch-Dänen zu Konzerten des Schleswig-Holstenischen Sinfonieorchesters und Aufführungen des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters nach Flensburg, Schleswig und Rendsburg und so weiter. Dänen fahren zur NordArt nach Büdelsdorf und Deutsche unterstützen die Nordschleswigsche Musikvereinigung und fahren in diesem Jahre hoffentlich zuhauf nicht nur ins Legoland nach Billung sondern auch in die diesjährige Kulturhauptstadt Europas, nach Aalborg.

Aber das ist nur ein Teil der deutschen Kultur, dazu gehört eben auch eine Reise zum Oktoberfest nach München, ein Besuch der Documenta in Kassel, das Wacken Open Air, die Unterstützung für ein Skatturnier, ein Spargel- oder Grünkohlessen südlich der Grenze oder schlicht und einfach eine Fahrt zum Helene-Fischer-Konzert.

Ähnlich sieht es mit der dänischen Kultur aus, die nicht nur aus Ferienhäuser an reizvollen Dünenstränden, aus Hotdogs mit roten Pølsern, Rødgrød ved fløde (Rote Grütze mit Sahne), Æbleskiver (Apfelscheiben) mit Puderzucker und Hygge (Gemütlichkeit) besteht. Auch Dänemark bietet viel an historischen Bauwerken, Open Air Festivals in den Sommermonaten wie zum Beispiel das Roskilde Festival, kleinere und große Kunstausstellungen im ganzen Land, die durchaus geeignet sind, die Sichtweise und den Horizont von Deutschen zu erweitern.

Insofern geht es nicht darum, welche Kultur die „richtige“ ist und der Förderung bedarf. Jede Kultur hat ihre Berechtigung und das Schöne an Kultur ist, sie befruchtet einander. Besonders wir, die wir das Glück haben, im dänisch deutschen Grenzgebiet leben zu dürfen, können kulturell aus dem Vollen schöpfen und darüber sollten wir glücklich und dankbar sein – auch wenn wir uns ständig um die finanziellen Mittel bemühen müssen, um uns „unsere Kulturen“ zu erhalten.

von

Günter Schwarz – 14.01.2017