(København) – Dänemark hat ein Problem, von dem andere Länder nur träumen können. Die Arbeitslosigkeit ist dermaßen niedrig, dass Unternehmen zunehmend Probleme bei der Suche nach passenden Mitarbeitern haben. Schon können Firmen Aufträge vermehrt nicht annehmen, berichtet die „New York Times“.

„Wir brauchen mehr qualifizierte Arbeiter, aber wir bekommen sie nicht“, zitiert die Zeitung den Chef des Traktorherstellers Sjorring Maskinfabrik in Nordjylland (Nordjütland). „Wenn der Fachkräftemangel anhält, könnte dies das allgemeine Wachstum schwer beeinträchtigen“. Etwa ein Drittel der Betriebe haben demnach derartige Schwierigkeiten.

Dänemark ist derzeit eines der wirtschaftlich erfolgreichsten Länder auf dem europäischen Kontinent. Zwar wächst die Wirtschaft mit 1,1 Prozent im vergangenen und voraussichtlich 1,7 Prozent in diesem Jahr eher moderat. Doch das Bruttoinlandsprodukt lag 2015 mit knapp 48.000 Euro pro Kopf bereits auf sehr hohem Niveau (Deutschland: 37.100).

Es ist niemand faul im Staate Dänemark

Der Arbeitsmarkt ist für viele Branchen nahezu leergefegt – es ist (fast) niemand faul im Staate Dänemark. Betroffen sind der Industrie- wie auch der Dienstleistungssektor. Die Arbeitslosenquote sank zuletzt auf 4,2 Prozent. Arbeitnehmer verdienen mehr und geben mehr Geld aus. Zudem steigen die Immobilienpreise weiter.

Wohin das führen kann, hat Dänemark vor der Wirtschaftskrise von 2008/2009 erfahren. Damals drückte der Boom die Arbeitslosigkeit auf bis zu 2,4 Prozent. Es kam ein Spirale aus höheren Löhnen und Preisen in Gang, die die Regierung dieses Mal unbedingt vermeiden will.

Eine Lösung könnte in verstärkter Zuwanderung von Flüchtlingen liegen – darauf setzt der große Nachbar Deutschland, der ebenfalls nicht weit von Vollbeschäftigung entfernt ist. Doch die in København regierende Mitte-Rechts-Koalition gibt sich restriktiv.

Arbeitswillige Flüchtlinge werden kaum ins Land gelassen, und die Grenzen werden streng kontrolliert. Es wäre wohl auch fraglich, ob die meisten der hochspezialisierten dänischen Industrie unmittelbar dienen könnten.

von                                                       

Günter Schwarz – 03.03.2017