Revolutionäre Kräfte fegten gegen des Ende des 1. Weltkrieges mit der Oktoberrevolution vom 25. Oktober / 7. November 1917 nicht nur die aus der Februarrevolution hervorgegangene Doppelherrschaft der sozialistisch-liberalen Provisorischen Regierung unter Alexander Kerenski der Russlands Zaren Nikolaus II zur Abdankung gezwungen hatte, hinweg und führte in der Folge zur Gründung der Sowjet Union.

Auch Kieler Matrosen ausgehend von den Besatzungen der Schlachtschiffe meuterten Anfang November 1918 gegen einen am 24. Oktober ergangenen Flottenbefehl, zu einer „Entscheidungsschlacht“ gegen die britische Marine auszulaufen, und sie vereinigten sich mit unzufriedenen und großenteils hungernden Arbeitern, was in ganz Deutschland zu Unruhen und „Arbeiter- und Soldatenräten“ führte. Der Kaiser wurde gestürzt und Wilhelm II. musste in die Niederlande ins Asyl gehen.

Aber auch dänische Arbeiter standen Ende des 1. Weltkrieges unter einem großen Druck, und es herrschte eine weit verbreitete Arbeitslosigkeit, in der sich Wut gegen das politische System aufstaute, die sich schließlich in Gewalt entlud. Unbeschäftigte dänische Arbeiter stürmten am 11. Februar 1918 die kapitalistische Hochburg in København – die Börse. Das 100-jährige Jubiläum dieses Arbeiteraufstandes wird in diesem Jahr mit einem Umzug gefeiert.

Der Klassenkampf wurde zu einem regulären Kampf, als im Februar 1918 hunderte bewaffnete Arbeitslose die Börse in København stürmten und Aktionäre und Börsenmakler angriffen. Dieser Sturm sollte später in den Geschichtsbüchern als „Der Sturm auf die Börse“ eingehen.

„Der Sturm entstand, weil sich eine generelle Unzufriedenheit im äußersten linken Flügel des politischen Spektrums und insbesondere unter den Arbeitslosen verbreitete“, erklärt der Archivar des Arbeitermuseums in København, Jesper Jørgensen.

Die Arbeitslosen trafen sich an zwei Stellen in der Stadt und wollten dann in einem Protestmarsch Richtung Kødbyen laufen. Doch bei Christiansborg änderten sie ihre Meinung und stürmten die Börse, wo sie mit Schlagstöcken auf die Leute dort losgingen, so der Archivar. „Die Börse stand als ein Symbol für den Kapitalismus. Dort saßen die Reichen, die ihr Geld mit Aktien verdienten. Die Angreifer wollten auf die große Kluft zwischen Arm und Reich, die nach dem Ersten Weltkrieg noch verstärkt wurde, aufmerksam machen“, sagt Jørgensen.

Beim Angriff auf die Börse wurden mehrere der dort Beschäftigten schwer verletzt. Doch keiner wurde getötet, obwohl die Angreifer zum Teil auch im Besitz von Schusswaffen waren, so der Archivar. Auf die Frage, ob die Angreifer mit ihrem Sturm etwas erreicht haben, antwortet Jørgensen: „Erst nicht. Doch später wurde ihnen die Einführung des Acht-Stunden-Arbeitstages zugeschrieben.“

Das 100-jährige Jubiläum des Sturms auf die Börse wird in diesem Jahr mit einem Umzug durch dieselben Straßen wie zum damaligen Zeitpunkt gefeiert.

von

Günter Schwarz – 04.02.2018