Der dänische Mathematiker, Harald August Bohr, der neben seiner wissenschaftlichen Karriere auch aktive Fußballerspieler war und in der dänischen Fußballnationalmannschaft spielte, wird am 22. April 1887 in København.

Harald Bohr war der Sohn des dänischen Physiologen Christian Bohr, sein Bruder war der Physiker Niels Bohr. Bohrs Forschungsgebiete lagen im Bereich der Funktionentheorie und der analytischen Zahlentheorie.

Er studierte ab 1904 an der Universität København Mathematik. Zunächst verfolgte Bohr aber auch eine Karriere als Sportler. Er galt, neben seinen Fähigkeiten als Wissenschaftler, als einer der besten Fußballer seiner Zeit: Bohr war Spieler der dänischen Nationalmannschaft und gewann bei den Olympischen Sommerspielen 1908, die vom 27. April bis zum 31. Oktober 1908 in der britischen Hauptstadt London stattfand, die Silbermedaille. Zusammen mit seinem Bruder Niels spielte er für den Verein Akademisk Boldklub (Akademischer Ballverein).

Bohr promovierte 1910 in København bei Edmund Landau mit dem Thema „Beiträge zur Theorie der Dirichlet-Reihen“ und war zuvor einige Monate bei Landau an der Universität Göttingen gewesen. Bei der Verteidigung seiner Doktorarbeit sollen weit mehr fußballerisch als mathematisch interessierte Zuschauer beigewohnt haben.

Ein Schwerpunkt seiner mathematischen Arbeiten waren Dirichletreihen. Insbesondere untersuchte er, teilweise zusammen mit Edmund Landau, die riemannsche ζ-Funktion, die wohl bekannteste und wichtigste Dirichletreihe. 1914 formulierten die beiden den Satz von Bohr-Landau, welcher – vereinfacht ausgedrückt – besagt, dass die überwiegende Anzahl der Nullstellen der riemannschen ζ-Funktion in einem beliebig kleinen Streifen um die kritische Gerade liegt. Darüber hinaus ist Bohr der Begründer der Theorie der fastperiodischen Funktionen in einer Reihe von Arbeiten 1924 bis 1926 in den Acta Mathematica. In der Theorie der Gammafunktion ist er einer der Namensgeber für den Satz von Bohr-Mollerup.

1915 wurde Bohr Professor an der Polytechnischen Lehranstalt in København, bis er 1930 an die Universität København berufen wurde. Von 1926 bis 1951, unterbrochen nur von 1930 bis 1936, war er Präsident der „Dansk Matematisk Forening“ (DMF / Dänischen Mathematischen Gesellschaft). 1925 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt. Seit 1926 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

1932 hielt er einen Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Zürich über „Fastperiodische Funktionen einer komplexen Veränderlichen“ und 1950 war er „Invited Speaker“ (Geladener Dozent) auf dem ICM in Cambridge, Massachusetts, wo er „A survey of the different proofs of the main theorems in the theory of almost periodic functions“ (Ein Überblick über die verschiedenen Beweise der Hauptsätze in der Theorie der fast periodischen Funktionen) referierte.

1934 sorgte ein offener Brief von Ludwig Bieberbach an Bohr im Jahresbericht der Deutschen Mathematikervereinigung (DMV) für einen Skandal, der Bieberbachs Rücktritt von seinen Ämtern im DMV zur Folge hatte. Bieberbach hatte diesen Brief, in dem er auf eine Kritik von Bohr (der jüdische Vorfahren hatte) an seiner Mathematiker-Typisierung einging, ohne Abstimmung im Jahresbericht veröffentlicht.

Harald August Bohr verstarb am 22. Januar 1951 in Københavns Vorort Gentofte.

von

Günter Schwarz – 22.04.2018