Der Schriftsteller und Journalist Carl Christian Bagger erblickt am 10. Mai 1807 im Fødselsstiftelsen (Geburtsstift) in København als uneheliches Kind das Licht der Welt.

Sein Vater war der Justitiarius von Københavns Polizeigerichts, Peter Christian Bagger (1810 verstorben) und einer Verwandten; die Mutter soll eine Ladenfrau aus Vesterbro gewesen sein. Als Carl Baggers Vater fühlte, wie sich der Tod näherte, entschied er, dass sein kleiner Sohn seinen Namen tragen und das Recht eines rechtmäßigen Sohnes erhalten sollte. Er vertraute ihn der Obhut seines Bruders, eines jungen Marineoffiziers, an. Aber auch der starb schon ein paar Jahre später, und so kam der 7-jährige Junge kam in ein Bauernhaus zu einer wilden und wunderlichen Frau, die nicht dazu imstande war, den lieben, weichen und sensiblen Jungen aufzuziehen. Sie rief ihn mit unfreundlichen Spitznamen, schlug ihn, zog ihn an den Ohren und beschimpfte ihn mit „Horeunge“ (Hurenjunge) und „Hittebarn“ (Findelkind).

In seinem zwölften Lebensjahr wurde er nach Roskilde geschickt, um dort zur Schule zu gehen. Hier fröstelte er im Winter immer selbst in seiner Kleidung in seiner armseligen Kammer und fühlte sich ständig hungrig. Aber die Baudenkmäler der Stadt über Dänemarks große Zeit und der erste Unterricht in Geschichte füllten den Kopf des phantasievollen Jungen mit neuem Gedankengut.

Nach erfolgreichem Abschluss seiner Schulzeit begann Bagger an der Universität København Philologie und Literatur zu studieren. Zu den Freunden seiner Studienzeit in København gehörten der dänisch-deutsche Autor und Übersetzer Friedrich Carl Petit und der bekannteste Dichter und Schriftsteller Dänemarks, der aus Odense stammende Hans Christian Andersen. Nach Abschluss seiner Studien bekam Bagger eine Anstellung als Feuilletonist bei einer Zeitung in København.

1836 wechselte Bagger als Chefredakteur zur Zeitschrift „Fyens Stiftsavis“ nach Odense. Diesen Posten hatte er bis an sein Lebensende inne. Bereits im Alter von 39 Jahren verstarb er dort am 25. Oktober 1846.

Carl Bagger war einer der wenigen in der dänischen Literatur bekannten Bohèmisten. Während die meisten dänischen Dichter nach Deutschland gingen, richtete Carl Bagger sein Augenmerk auf England und Frankreich; aber ansonsten war er ein völlig unabhängiger Geist. Der eigenartige Ausdruck seiner Gedankens wirkte manchmal etwas burschikos und unzufrieden; aber in der Regel zeigte er einen scharfen Sinn für Stil und Form, und oft nimmt man eine wirklich edle und tiefe sympathische Stimmung in seiner Poesie wahr. Er füllte seinen etwas isolierten Raum in der Literatur vollständig aus.

Ein Schwerpunkt in seinem literarischen Werk war die Lyrik, welche später hinter den Erzählungen zurücktreten musste. Die autobiographische Erzählung „Min Broders Levned“ (Meines Bruders Leben) entstand 1835 nach französischen Vorbildern und gilt als eines seiner wichtigsten Werke. 1847 wurde sie von Julius Reuscher ins Deutsche übersetzt.

Werke

     „Min broders levned“. Dansklärerforengingen, Kopenhagen 1986, ISBN 87-87813-65-3.
     „Samlede Værker“. Schubothe, Kopenhagen
          1. „Fortaellinger i prosa“. 1866.
          2. „Dramatisk digting. Mindre digte“. 1867.

von

Günter Schwarz – 10.05.2018