(Flensburg) – Am Rande der Årsmøder (Jahrestreffen) der dänischen Minderheit in Südschleswig, dem SSF (Sydslesvigsk Forening), an diesem Wochenende in Flensburg haben sich bei einem Spitzentreffen die beiden Regierungschefs von Dänemark und Schleswig-Holstein ausgetauscht – auch über die Grenzkontrollen wurde gesprochen. Neben dem dänischen Statsminister, Lars Løkke Rasmussen, und Schleswig-Holsteins Minidterpräsident, Daniel Günther, nahmen auch Landtagsspräsident Klaus Schlie sowie zahlreiche dänische Minister und Folketingspolitkiker an dem Treffen teil.

Der dänische Statsminister und Regierungschef, Lars Løkke Rasmussen, kam am Sonntag mit seinem Gefolge einige Minuten verspätet an der Speicherlinie in Flensburg an, aber es lag nicht an den Grenzkontrollen – die gibt es nämlich nur bei der Einreise nach Dänemark. Dennoch waren die Kontrollen Thema bei dem deutsch-dänischen Gipfeltreffen zwischen Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) und Lars Løkke Rasmussen (Venstre / Rechtsliberale Partei) am Rande der Årsmøder – dem Jahrestreffen der dänischen Minderheit in Südschleswig.

Der dänische Staatsminister Lars Løkke Rasmussen zeigte sich in seiner Rede beeindruckt von der Selbstverständlichkeit, in der in Flensburgs Straßen Dänisch gesprochen wird. In seiner Rede bekräftigte er das Band zwischen Minderheit und dem dänischen Staat, er sagte: „Danke, dass ihr uns nicht vergesst, ihr werdet auch nicht vergessen!” Die dänische Minderheit sei für Deutschland eine Bereicherung, so wie es die deutsche Minderheit für Dänemark sei. Auch die Berufspendler würden das Band zischen Deutschland und Dänemark stärken. Er wisse, so der Statsminister, dass hier nicht über die Grenzkontrollen gejubelt werde, er tue dieses auch nicht, doch seien sie in einer unruhigen Welt mit Terror und Migration derzeit leider von Nöten.

In einem Interview mit der Deutschen Presse Agentur zum Beginn des Wochenendes hatte Daniel Günther noch Dänemark dazu aufgefordert, die Grenzkontrollen aufzugeben und im Gespräch mit Løkke hielt er daran fest. Die Grenzkontrollen dürften kein Dauerzustand werden, so Günther. Auch Deutschland nehme sich die gleichen Rechte wie Dänemark und hätten an den südlichen Grenzen Kontrollen. „Aber ich wünsche mir, dass wir zu den Schengen-Regelungen zurückkehren und ich denke, dass Dänemark das auch so sieht“, sagte Günther, der in gleicher Weise auch den dänischen Wildschwein-Zaun an der Grenze respektiert.

„Grundsätzlich sind wir uns einig“, sagte der dänische Regierungschef. Ich bin für die freie Beweglichkeit in Europa, aber wir haben derzeit eine Situation mit Terrorgefahr und Migrationskrise. Deshalb haben wir und andere Länder wie Deutschland zwischenzeitlich Kontrollen eingeführt. Wir versuchen, diese so glimpflich wie möglich zu gestalten, damit die Leute im Grenzland so leicht wie möglich die Grenze überqueren können, während wir gleichzeitig effizient kontrollieren. Ich denke, das haben wir hinbekommen“, sagt Lars Løkke Rasmussen.

Er und Daniel Günther trafen sich Sonntag bereits zum zweiten Mal innerhalb von neun Monaten. „Ich denke, das zeigt unser ganz besonderes Verhältnis“, sagte der dänische Regierungschef. Løkke lobte die deutsch-dänische Zusammenarbeit und hob die Behandlung der beiden Minderheiten im Grenzland hervor. „Wir zeigen, wie man im Grenzland friedlich zusammenleben kann“, so Løkke.

Daniel Günther blickte in diesem Zusammenhang nach vorn und bestätigte, dass sich auch Schleswig-Holstein an dem „großartigen Fest 2020“ beteiligen werde. „Wir können ein Zeichen an ganz Europa senden, dass Grenzziehungen nicht nur durch Kriege erfolgen können, sondern eben auch durch Volksabstimmungen“, sagte Günther. 2020 ist es hundert Jahre her, dass die jetzige deutsch–dänische Landesgrenze durch eine Volksabstimmung festgelegt wurde.

von

Günter Schwarz – 03.06.2018