Auslöser der Meuterei und damit in der Folge des „Matrosenaufstandes“ war der Flottenbefehl der Marineführung vom 24. Oktober 1918 gewesen. Dieser hatte vorgesehen, eine letzte Entscheidungsschlacht gegen die britische Royal Navy zu wagen, obwohl die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg bereits feststand und in Berlin bereits Waffenstillstandsverhandlungen mit den Alliierten aufgenommen worden waren, die von der Reichsregierung aufzunehmen, schon am 29. September 1918 von der Obersten Heeresleitng (OHL) – geführt von Paul von Hindenburg – gefordert worden waren. Daraufhin hatte die deutsche Reichsregierung am 04. Oktober 1918 ein Waffenstillstandsgesuch an den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson gesandt.

Die Führung der Marine trieb drei Gründe, die deutsche Flotte gegen die Royal Navy einzusetzen:

1. Bessere Position Deutschlands bei den Waffenstillstandsverhandlungen durch militärische Druck.
2. Demonstration der Stärke der deutschen Flotte, die seit der Skagerakschlacht nicht mehr zu entscheidenden Einsätzen gekommen war.
3. In einer „ehrenvollen“ letzten Schlacht lieber zu sterben als „unehrenhaft“ zu leben.

Der Befehl der Marineleitung widersprach dem Willen und der Politik der neuen, unter Einbeziehung der SPD und bürgerlicher Parteien im Oktober 1918 gebildeten Reichsregierung unter dem Reichskanzler Max von Baden, die einen Waffenstillstand mit den Kriegsgegnern anstrebte.

Das militärisch sinnlose und politisch kontraproduktive Vorhaben führte zu ausgedehntem Befehlsverweigerungen mehrerer Schiffsbesatzungen der Hochseeflotte, die auf Schillig-Reede vor Wilhelmshaven ankerte. Am 30. Oktober machte sich bei den Matrosen steigender Widerstand gegen den bevorstehenden Einsatz bemerkbar. Das III. Geschwader wurde daraufhin nach Kiel zurückbeordert.

Die organisierte Arbeiterschaft der Stadt Kiel plante schon seit einiger Zeit einen größeren Streik mit dem Ziel, die Reichsregierung zu einem raschen Friedensabschluss zu drängen. Sie verbündete sich nun mit den Matrosen und bildete mit ihnen gemeinsam den ersten Arbeiter- und Soldatenrat Deutschlands.

Das Dokudrama von Jens Becker erzählt die Geschichte des Kieler Matrosenaufstands am Ende des Ersten Weltkriegs. Dieser war die Initialzündung für die revolutionäre Bewegung, die am 03. November 1918 begann und binnen weniger Tage das gesamte Deutsche Reich ergriff und zum Sturz der Monarchie sowie zum Ende des Ersten Weltkriegs führte.

Die Heizer des Großlinienschiffes SMS „König“ löschen auf hoher See das Feuer in den Kesseln. Sie retten damit ihr Leben vor einem sinnlosen Opfertod in den letzten Tagen des I. Weltkrieges und setzten ein anderes Feuer in Gang – das der Revolution.


Großlinienschiff „SMS König“
Im Zentrum stehen der Matrose Karl Artelt (Lucas Prisor), seine Verlobte Helene Hartung (Henriette Confurius) sowie deren Bruder August (Alexander Finkenwirth). Karl stellt sich an die Spitze der aufständischen Matrosen. Helene teilt seine Ansichten, doch ihr Bruder August lehnt revolutionäre Gewalt als Mittel zur Veränderung der Gesellschaft ab. Er will Helene von Karls Ideen abbringen. Helene entscheidet sich dafür, an Karls Seite für die Änderung der Verhältnisse zu kämpfen.

Parallel dazu erlebt der Zuschauer die Konflikte des neuen Gouverneurs von Kiel, Admiral Wilhelm Souchon (Ernst Stötzner), der zwar Monarchist ist, den verlorenen Krieg aber der Unfähigkeit Kaiser Wilhelms II. anlastet. Sein Stab fordert von Souchon hartes Durchgreifen. Doch er entscheidet sich gegen ein Blutvergießen und will die Krise in Verhandlungen lösen. Dafür holt er den Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands- (MSPD) Reichstagsabgeordneten Gustav Noske (Rainer Reiners) nach Kiel. Noske übernimmt die Führung, entmachtet Karl Artelt, setzt Wilhelm Souchon als Gouverneur ab und beendet den Aufstand durch Intrigen in wenigen Tagen.

Während tausende Menschen in Kiel noch die Gefallenen des Aufstandes ehren, tragen die aus Kiel in die Heimat abreisenden Matrosen schon den Funken der Revolution ins ganze Reich – die Novemberrevolution beginnt.

Der Film verwebt die Spielhandlung mit historischem Bildmaterial aus Kiel sowie Berichten von Zeitzeugen. Im Interview reflektieren die Politiker Björn Engholm und Sahra Wagenknecht sowie Flotillenadmiral Kay-Uwe Schönbach die Bedeutung der Ereignisse für den Beginn der deutschen Demokratie, nachdem die Monarchie zusammengebrochen war und in der Folge die Weimarer Republik entstand.

Das Dokudrama „1918. Aufstand der Matrosen“ wird am Dienstag, den 30. Oktober, um 20:15 Uhr auf ARTE und am Sonntag, den 04. November, um 20:15 Uhr im NDR Fernsehen gezeigt.

von

Günter Schwarz – 29.10.2018