Dänemark schließt am 31. Okober 1807 ein Bündnis mit dem französischen Kaiser Napoleon I., was 1814 zur Zerstörung des Königreichs Dänemark-Norwegen führt, welches seit 1380 bestanden hat.

Das Bündnis mit Napoleon ruinierte das dänische-norwegische Königreich, was viele Jahrzehnte seit dem Ende des Großen Nordischen Krieges 1720 in Frieden gelebt hatte. Um die Jahrhundertwende von 18. zum 19. Jahrhundert war Dänemark ein blühendes Land. Vor allem seine Neutralität im Siebenjährigen Krieg und im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg hatte sich als höchst lukrativ erwiesen. Die dänische Kriegs- und Handelsflotte zählte um 1800 zu den größten Europas. Zum Ärger der Briten hatte sie ihre Chance genutzt und vom Handel für die Kriegführenden profitiert.

Während die Großmächte Europas gegen das revolutionäre Frankreich ins Feld zogen, erklärte die Regierung in København einmal mehr ihre bewaffnete Neutralität. Das war gegen Großbritannien gerichtet, das den französischen Seehandel mit einer Blockade zu unterbinden suchte. Hinzu kam, dass die dänische Flotte die strategisch wichtigen Zugänge zur Ostsee kontrollierte.

1801 schlugen die Briten zu. Unter der Führung von Admiral Horatio Nelson vernichtete die Royal Navy die dänische Flotte auf Københavns Reede. Als nach dem Frieden von Tilsit 1807 zwischen Frankreich und Russland die Einbeziehung Dänemarks in das napoleonische Kontinentalsystem drohte, schlugen die Briten erneut zu. Mehrere Tage lang wurde København abermals beschossen, Rund 1.000 Gebäude der Stadt wurden zerstört und Tausende Einwohner getötet. Das Land musste zudem die Reste seiner Flotte an die siegreichen Briten ausliefern.

Im Sommer 1807 verlangte England von Dänemark, sich mit ihm zu verbünden. Als dieses von dänische Seite verweigert wurde, erfolgte vom 2. bis 5. September 1807 der zweite englische Angriff. Diesmal wurden außer der Flotte auch 17.000 Landsoldaten eingesetzt, die København belagerten. Admiral Gambier ließ den Ort beschießen und planmäßig in Brand setzen. Am 7. September kapitulierte der dänische Befehlshaber Ernst Peymann. Um die völlige Vernichtung abzuwenden, musste die gesamte dänische Flotte an Großbritannien ausgeliefert werden. Die Stadt war zu etwa 30 Prozent zerstört und 2.000 Zivilisten waren durch Kriegseinwirkungen umgekommen.

Daraufhin schloss Dänemark offen ein Bündnis mit Napoleon, das am 31. Okober 1807 in Form eines Vertages unterzeichnet wurde. Die Folgen für das Königreich waren fatal. Da die Royal Navy daraufhin den Verkehr zwischen Dänemark und Norwegen störte, brach die Versorgung Norwegens mit dringend benötigtem Getreide zusammen. Die Folge war eine schwere Hungersnot in Norwegen, der Unzählige zum Opfer fielen und das dazu führte, dass die Loyalität vieler Norweger gegenüber den dänischen Krone zerstört wurde.

Die Bindung an Frankreich war so stark – zumal Napoleon auch nach seinem katastrophalem Russlandfeldzug starke Garnisonen in den Elbfestungen unterhielt –, dass Dänemark den richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel der Allianzen verpasste. Nach ihrem Sieg in der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 rückten Verbände der alliierten Nordarmee unter dem schwedischen Kronprinzen Jean-Baptiste Bernadotte von Süden aus vor. Darunter befanden sich Tausende russischer Kosaken.

Es war bitterkalt im schneereichen Winter 1813/14. Um die 7000 Menschen lebten in Kiel, das damals die zweitgrößte Universität innerhalb des dänischen Gesamtstaates beherbergte. Zu den 7.000 Kielern stießen im Kampf gegen Napoleon 8.000 alliierte Soldaten, die samt ihren Pferden unterzubringen und unter harten Bedingungen zu versorgen waren.

„Es war ein großes Sammelsurium an Soldaten“, sagt die Historikerin Sonja Kinzler, die zum Jubiläum ein Buch zum Kieler Frieden von 1814 herausgegeben hat. Die tiefsten Eindrücke hinterließen die Schweden, weil Kiel mit ihrer Präsenz für einige Zeit schwedisch wurde, und die russischen Kosaken, weil sie so exotisch-wild und durchaus brutal waren. Sie nahmen sich mit Gewalt, was sie brauchten. „Die Dänen hatten die Stadtkasse leergeräumt, bevor sie abzogen“, sagt Kinzler. „Kiel war hinterher pleite.“

Im Quartier Bernadottes, dem Adelspalais Buchwaldscher Hof, unterzeichneten schwedische, dänische und englische Diplomaten den für Dänemark so bitteren Friedensvertrag am 14. Januar 1814. Norwegen schied aus dem Dänischen Gesamtstaat aus, und Dänemark musste auf Norwegen zugunsten von Schweden verzichten.

An dieser Stelle erinnert hinter dem Warleberger Hof ein „Platz des Kieler Friedens“ an das historische Ereignis erinnern, das in Skandinavien und insbesondere in Dänemark ganz anders als in Deutschland im kollektiven Bewusstsein fest verankert ist.

von

Günter Schwarz – 31.10.2018