Die Hälfte der Touristen in Dänemark verbringt die Nacht in ländlichen Gebieten, und davon befinden sich die meisten in Ferienhäusern an den Küsten. Es sind nicht nur die großen Städte, die Touristen nach Dänemark locken. Die ländlichen Gebiete können das auch.

Während die größeren Städte 35 Prozent der Touristenunterkünfte verbuchen, entscheiden sich mehr als die Hälfte der Touristen, genau 54 Prozent, dafür, in ländlichen Gebieten zu wohnen. Die übrigen 12 Prozent fallen auf kleinere Städte und Vororte. Das zeigt eine neue Momentumanalyse, die auf Zahlen von Eurostat basiert.

Somit ist Dänemark zusammen mit Österreich, Kroatien und Griechenland eines der Länder der EU-Staaten mit den meisten Touristenunterkünften in ländlichen Gebieten. Die Erklärung dafür sind die Sommerhausgebiete. „Der Tourismus in Dänemark hängt weitgehend von den Sommerhäusern ab, die größtenteils in ländlichen Gebieten liegen. Das ist es, was Dänemark in der Umfrage so hoch platziert. Es hängt auch damit zusammen, dass die Küste und die Natur Dänemarks von unseren südlichen Nachbarn sehr gesucht werden“, sagt Anne-Mette Hjalager, Professorin am Institut für Entreprenørskab og Relationsledelse (Unternehmertum und Beziehungsmanagement) der Syddansk Universitet (Universität Süddänemark).

Es können jedoch noch mehr Touristen angezogen werden, da in den ländlichen Gebieten noch viel ungenutztes Potenzial brach liegt. „Es gibt genügend Platz und schöne Gegenden und Orte, an denen es lohnt, an verschiedenen hinderlichen ,Ecken und Kanten‘ zu arbeiten. Es geht darum, die Gegenden für Besucher attraktiver zu gestalten, was bedeutet, dass es sowohl für Einheimische als auch für Touristen gleichermaßen ein schöner Ort ist. Dies kann ferner dazu beitragen, die Kapazität außerhalb der Saison besser zu nutzen“,sagt Anne-Mette Hjalager.

Ein anderer Professor meint jedoch nicht, dass der Tourismus ländliche Gebiete retten kann, aber er kann helfen. „Tourismus hat natürlich eine wirtschaftliche Bedeutung, ist aber auch eine Herausforderung, da ein Großteil der Einnahmen nicht in ländlichen Gebieten verbleibt. Gleichzeitig ist er sehr saisonal und daher problematisch in Bezug auf den Wohnungsbau. Viele Kommunen konzentrieren sich zunehmend auf die Steigerung der Qualität und der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit des Tourismus, so dass dieser gut in die lokale Wirtschaft integriert ist und in Einklang mit den lokalen Ressourcen steht, beispielsweise in Verbindung mit der Vermarktung lokaler Produkte“, sagt Egon Noe, Professor und Leiter der Center for Landdistriktsforskning (Zentrum für ländliche Forschung) an der Syddansk Universitet.

von

Günter Schwarz – 13.11.2018