Charlotte Frederikke af Mecklenburg-Schwerin (Charlotte Friederike von Mecklenburg-Schwerin), Herzogin zu Mecklenburg aus der Linie Schwerin und erste Frau des späteren dänischen Königs, Kong Christian VIII. von Dänemark wird am 4. Dezember 1784 in Ludwigslust geboren.

Charlotte Friederike war die jüngste Tochter des Herzogs Friedrich Franz I. zu Mecklenburg und seiner Frau Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg. Sie war ein äußerst lebhafest Kind und hatte sich nie von strengen Erzieherinnen beeindrucken lassen. Sie tat das, was ihr paßte, ohne Formalitäten zu berücksichtigen, und sie fand Freunde unter den Dienern und kleidete sich in legerer Kleidung – allerdings im Einklang mit den Regeln ihrer Zeit.

Bei einem Besuch in Mecklenburg des dänischen Prinzen Christian Frederik am Hof seines Onkels in Schwerin verliebte sich dieser in Charlotte Frederikke. Am 21. Juni 1806 wurde sie dann in Ludwigslust mit ihrem Cousin, Erbprinz Christian von Dänemark verheiratet. Er war der Sohn des Erbprinzen Frederik von Dänemark und ihrer Tante, Herzogin Sophie Friederike zu Mecklenburg. Aus der Ehe ging 1808 ein überlebendes Kind hervor, der spätere dänische Kong Frederik VII., den sie ein Leben lang Frits nannte.

Das Ehepaar wohnte im Palast in Amalienborg und wählte das Schloos Sorgenfri-Slot nördlich von København als Sommerresidenz. Der Ton und die Etikette am Hof war starr und traditionell, und dieses passte so gar nicht zu Charlotte Frederikkes Naturell, da sie einen freieren Ton von zu Hause gewohnt war. Dennoch gab sie ihr Bestes, um sich zu ändern, was ihr jedoch nicht so vollkommen gelang. So ließ sie sich an einem Winterabend bei einer Gesellschaft, die sie vermutlich langweilte, von Dienern Schnee bringen und begann, Schneebälle zu werfen.

Sie war desolat und litt ständig unter Geldmangel, da sie mit ihrer Apanage nicht auskam. Wenn ihr Gatte Christian wegen ihres Verhaltens protestierte, provozierte sie ihn vor den Dienern, indem sie ihm in ihrem Beisein schärfstens widersprach. Im Gegensatz zu den Jahren als Kronprinz musste sich der König Christian häufig für das Verhalten seiner Frau entschuldigen. In einem Brief schreibt er, er habe ein ernstes Gespräch mit ihr geführt und sie habe „ihre Fehler erkannt und versprochen, sie zu heilen, und das eines aufrichtigen Herzens, davon bin ich überzeugt.“ Aber ihre diesbezüglichen Versprechungen hielten nie länger und selbst als sie glückliche Mutter wurde, änderte sie nichts an ihrem Verhalten.

Charlotte Frederikke war sehr beeindruckt von den Gedanken der Aufklärung, die zur Französischen Revolution führten, und sie schwor auf den Gedanken der individuellen Freiheit des Menschen im Gegensatz zur Zeit der ewigen Behauptung der hierarchischen Gesellschaft.

Kurz nach der Geburt ihres Sohnes Frederik erfuhr ihr Gatte, Kong Christian VIII., dass sie eine Beziehung zu dem Sänger und Komponisten Jean Baptiste Edouard du Puy, hatte. Daraufhin trennte sich das Paar 1809, und die Ehe wurde am 31. März 1810 geschieden.

Charlotte Frederikke verbannte man erst nach Altona, von wo aus sie später nach Jyllland (Jütland) ging, wo sie sich in Horsens niederließ. Es wurde ihr trotz wiederholter Briefe an den von ihr geschieden Mann, und die Ausdrücke wie „Kys Frits tausendmal von mir“ enthielten, nicht gestattet, ihren Sohn Frederik wiederzusehen.

Ihr grundsätztliches recht liberales Verhalten änderte sie nach der Scheidung nicht, und sie schockierte ihre Mitmenschen mit für die damalige Zeit bizarren Überzeugungen, und sie litt weiterhin unter ständigem Geldmangel nicht zuletzt wegen ihrer Freigiebigkeit gegenüber Freunden. Sie erinnerte sich an ihren ehemaligen Ehemann und machte ihn für alle ihre Schwierigkeiten verantwortlich.

J.J.A. Worsaae schrieb in ein paar Notizen von seiner Großmutter über Charlotte Frederikke zu einem nie abgeschlossenen Werk nieder: „Aus meiner Kindheit in Vejle berichtet die Nachbarstadt Horsens von der so genannten ,verrückten Prinzessin Charlotte Frederikke‘, der Frederik VII. abgesprochen wurde. Ihre eigene Aussage: Ein Gesicht wie ein Engel, ein Körper wie eine Verachtung und ein Verstand wie der Teufel. Wirklich gutherzig, aber skurril, unwahr, unmoralisch, trotzig und selbstständig. Unmöglich, die unglaublichen, aber zuverlässigen Geschichten von ihrem Hof zu reproduzieren … Meine Großmutter über die Frau, die zu einem großen Skandal für alle wurde.“

Sie lebte ein glückliches Leben in Horsens von 1810 bis 1829, bis sie nach Rom zog, nachdem sie zuerst nach Karlsbad reiste. Auf ihrer Reise nach Rom wurde sie von Oberstleutnant Fritz Paulsen begleitet, der mit der Tochter Thorvaldsens verheiratet war. Charlotte Frederikke ließ sich im Palazzo Bernini an einer Hauptstraße von Rom über den Corso Corso unter dem Namen Frau von Gothen nieder. Bald erschien sie mit fürstlicher Würde, behängt von unechtem Schmuck. Schon bald sprach sie mit normalen Leuten in der Sprache des Volkes. Die Freundschaft mit Thorvaldsen hielt ihr Leben lang, trotz einiger kleiner und großer Streitereien, wenn sie sich wieder einmal Geld von ihm borgte.

1839 starb Frederik VI. So kam in ihr die Hoffnung auf, ihren Sohn Frits bald wiederzusehen. Aber das sollte nicht sein, denn einige Monate später wurde sie von Fieber betroffen. Sie starb im Alter von 55 Jahren am 13. Juli 1840 in Rom. Wie Albert Küchler wurde sie in Camposanto Teutonico, dem deutschen Friedhof im Vatikan, in einem vierfachen Sarg beigesetzt. Das Grabmal von Charlotte Frederikke wurde von ihrem Sohn Frederik VII. finanziert. Der Friedensengel, der ihr Grab ziert, wurde von Jens Adolf Jerichau geschaffen.

von

Günter Schwarz – 04.12.2018