Es wurde am 11. Dezember 2003 bekannt, dass ein wissenschaftlicher Mitarbeiter von 1968 bis 1978 Werke aus der Det Kongelige Bibliotek (Königliche Bibliothek) in København auf einen geschätzten Wert von 150 (20,1 Mio.) bis 300 Millionen Kronen (40,2 Mio. Euro) gestohlen hat.

Damit musste die Bibliothek zwischen 1968 und 1978 einen der größten Buchdiebstähle, der bis 1975 völlig unentdeckt blieb, der Geschichte hinnehmen.
Es wurden über 3.200 historische Werke mit einem Gesamtwert von bis 300 Millionen Kronen (40,2 Mio. Euro) entwendet, unter anderem Manuskripte von Martin Luther, sowie Originale von Immanuel Kant, Thomas More und John Milton.

Von 1970 bis 1978, als die Bibliothek Routinekontrollen von Gästen und Mitarbeitern einführte, stahl der Dieb, Frede Møller-Kristensen (1933 – 21. Februar 2003), ungefähr 3.200 wertvolle und seltene Bücher von ihrem Arbeitsplatz aus. Er wickelte sie in braunes Papier ein und nahm sie mit nach Hause in Espergærde, wo er die Stempel und Markierungen der Bibliothek sorgfältig aus den Büchern entfernte. 1975 wurde der Bibliothek erstmals bewusst, dass einige seltene Bücher verloren gingen.

Zuerst ungefähr zwanzig Jahre später begann er, die Werke zu verkaufen. Zwischen 1998 und 2002 verkaufte er 24 gestohlene Bücher auf Auktionen in London und New York und brachte ihm 2,4 Millionen Euro ein. Die Einnahmen wurden für die Rückzahlung von Hypotheken, die Renovierung des Hauses und den Kauf einer Klimaanlage verwendet. Der Fall wurde dann im September 2003 nach dem Tod des Diebes gelöst, nachdem ein Buch beim Auktionshaus Christie’s in London aufgetaucht war und zur Versteigerung angeboten wurde.

Frede Møller-Kristensen war im Februar 2003 verstorben und wurde anonym auf dem Friedhof von Egebæksvang bestattet. Seine Familie wurde nach seinem Ableben unvorsichtig und verkaufte riskanterweise weitere Bücher.

Als seine Witwe im Sommer 2003 den Verkauf von Büchern fortsetzte, wurde der Buchdiebstahl enthüllt, weil sie das sehr seltene Buch Propalladia bei Christie’s in London zur Versteigerung reichte. Das Auktionshaus setzte sich mit der Det Kongelige Bibliotek in Verbindung, die die einzige vollständige Kopie der Welt hatte, und die korrekte Verbindung des Falls kam zum Vorschein. Im Sommer 2004 gaben die beteiligten Auktionshäuser, Swann Galleries in New York und Christie’s in London, die Namen der Käufer an die dänische Polizei weiter.

Bei einer Durchsuchung des Hauses der Familie im November 2003 wurden 1.500 der gestohlenen Bücher wieder aufgegefunden. Im Juni 2004 wurden seine Frau Eve, sein Sohn und seine Stieftochter zu Gefängnisstrafen zwischen 18 Monaten und 3 Jahren und 17,9 Millionen Kronen (2,4 Mio. Euro) Schadensersatzklagen verurteilt. Sein Freund hingegen wurde freigesprochen.

Es handelt sich häufig um Antiquariate, die in der Zwischenzeit oftmals die Bücher weiterverkauft hatten.

von

Günter Schwarz – 11.12.2018