Am 03. Februar 1825 entsteht nach einer Sturmflut der Agger-Kanal und stellt damit eine westliche Seeverbindung zwischen dem Limfjord und der Nordsee her.

Bereits in der Wikingerzeit durchbrach die Nordsee mehrmals die schmale Landbrücke zwischen der nördland Insel Jyllands (Jütlands), Thy, und dem restlichen Jylland und machte den Limfjord so seewärts schiffbar. Zum Beispiel passierte Knut der Große im Jahr 1027 Agger Tange auf dem Weg von England nach Dänemark. Um das Jahr 1100 versandete die Durchfahrt zunächst, riss aber in den folgenden Jahrhunderten immer wieder auf – belegt für die Jahre 1560, 1572, 1586, 1624, 1656, 1685, 1825 und 1862.

Der zuletzt für die Scifffahrt nutzbare Agger-Kanal war der Zugang zum Limfjord aus der Nordsee, der bei der Sturmflut am 3. Februar 1825 entstand. Die schmale Öffnung wurde von Anfang an allmählich erweitert und vergrößerte sich in Breite und Tiefe, so dass sie bald schiffbar wurde, und 1834 passierten die ersten Schiffe den Kanal.

1849 hatte er eine Breite von ca. 440 m und war bis zu 2,5 m tief. In den 1850er Jahren war die Passage durch den Kanal besonders lebhaft, und es gab sogar eine direkte Dampfschiffverbindung mit England durch den Agger-Kanal. Der Höhepunkt erreichte die Kanalpassage im Jahr 1855, als der Kanal von 1.805 Schiffen passiert wurde und eine Tiefe von bis zu 2,5 m hatte. Doch dann verringerte die Wassertiefe wieder und die Passagen waren rückläufig, bis sie Mitte der 1860er Jahre vollständig aufhörten.

Ein erneuter Sturm 1863 suf dann den Thyborøn-Kanal südlich von Agger. Der Thyborøn-Kanal ist noch die heutige Einmündung von der Nordsee bis zum Limfjord am nördlichen Ende der Stadt Thyborøn und trennt Agger Tange im Norden von Harboøre Tange im Süden. Er hat eine Wasstiefe von 3, 8 m und ist ca. 1 km breit und 3 km lang.

Seit der Entstehung des Thyborøn-Kanals ca. 3 Km südlich sank die Durchfahrt durch den Agger-Kanal, und sie konnte zunehmend nur noch von immer kleineren Schiffen genutzt werden, denn 1866 hatte er nur noch eine Wassertiefe von etwa 1,5 m, Im Jahr 1875 wurde der Kanal als zufahrt zum Limfjord aufgegeben, und ab 1877 war der Kanal wieder so versandet, dass jegliche Passage unmöglich wurde. Der Thyborøn-Kanal, der seither durch Küstenschutzmaßnahmen offen gehalten wird, hatte die Funktion des Agger-Kanals übernommen.

In der kurzen Zeit, als der Agger-Kanal schiffbar war, stieß er eine enorme Entwicklung in der Wirtschaft im westlichen Teil des Limfjords an. Der ehemalige Seehandel von der Westküste Jyllands (Jütlands) in Thy nach Norwegen konnte jetzt von Orten im Limfjord aus abgewickelt werden, die zu einem kräftigen Aufschwung für den Handel und markanten Wachstum für die Städte führte.

Schon bald entwickelten sich eine Reihe neuer Warenumscglgplätze und gar Häfen, die effektiv von den Küstenbewohnern als neue Gelegenheit genutzt wurden. Zu diesen neuen Orten gehören Thisted als Zollstation sowie Krik, Oddesund, Tambohuse, Hindsels, Gravgård, Doverodde, Visbyå, Gudnæs Strand, Vilsund, Hovsør und Øsløs.

Als Beispiel für die sich entwickelnde Schifffahrt sei erwähnt, dass Holstebros damalige Verladestelle Struer 1851 14 Schiffe mit 260 Tonnen Handelswaren anliefen und dass Struer von 152 ausländischen Orten aus angefahren wurde, davon 95 aus Norwegen, 36 aus England und 13 von Altona.

Heute ist die Agger Tange eine 8,5 Kilometer lange Nehrung im Südwesten der Insel Vendsyssel-Thy. Die Landzung liegt zwischen der Nordsee und dem Limfjord und umfasst das Gebiet zwischen dem Dorf Agger und dem Thyborøn-Kanal. Der Großteil von Agger Tange ist Naturschutzgebiet, das zugleich mit den umgebenden Gewässern als geschütztes Feuchtgebiet gemäß der Ramsar-Konvention ausgewiesen ist. Darüber hinaus gehört die Gegend zu den europäischen Vogelschutzgebieten sowie zu den EU-Schutzgebieten im Sinne der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.

von

Günter Schwarz – 03.02.2019