Die Stadt Fredericia – bis 1664 Frederiksodde – erhält am 11. März 1682 vom dänischen König, Kong Christian V. (1670 – 1699 ), das Sonderrecht, den in der Stadt lebenden Ausländern Religionsfreiheit zu gewähren.

Wo sich heute Fredericia heute befindet, gab es vor 1650 nichts. Es gab nur Sumpf und Wildnis, und dort lebten keine Menschen. Das Gebiet wurde Bersodde genannt. Und Kong Frederik III., der Vater seines Nachfolgers Kong Christian V. (1648 – 1670), wollte dort eine starke Festung errichten, um Dänemark vor Feinden zu schützen. Er entschied daher, dass in Bersodde ein starke Wallanlage aufgebaut werden müsse. Hinter den Wällen sollte eine völlig neue Stadt entstehen, die Frederiksodde genannt wurde. Die Stadt und die Wallanlagen wurden von 1650 bis 1657 erbaut. Erst 1664 wurde die Stadt von Frederkisodde in Fredericia umbenannt.

Es war durchaus schwierig, Leute dazu zu bringen, in die „Wildnis“ von Bersodde nach Frederiksodde zu ziehen. Kong Frederik III. und die späteren Könige legten daher einige Regeln und Gesetze fest, um die Stadt wachsen zu lassen. Eine der neuen Regeln u. a. war, dass den Bewohnern in Frederiksodde eine andere Religionen als die des König haben durften – sie erhielten am 11. März 1682 Religionsfreiheit, die in Dänemark sonst verboten war. Der König war lutherischer Christ, und alle Menschen in Dänemark sollten es auch sein. Der Christ kann in mehrfacher Hinsicht ein Christ sein, und zwei der größten christlichen Gruppen in Europa waren Protestanten und Katholiken. Der König war Protestant, und deshalb war es verboten, Katholik in Dänemark zu sein.

Heute mag es egal sein, welcher christlichen Konfession oder gar welcher Religion, was für Muslime allerdings auch heute noch mit gewissen Einschränkungen gilt, man in Dänemark angehört, aber in der Zeit unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) war es wichtig, der „richtigen Religion“ anzuhören – und das war die des Landesherrn, sprich: die des Königs, der lutherischer Protestant war.

Als Frederiksodde gebaut wurde, war wie gesagt gerade der lange und blutige Krieg zwischen Protestanten und Katholiken von 1618 bis 1648 zu Ende gegangen, der als Dreißigjähriger Krieg bezeichnet wird. Somit galt die von Christan V. erlassene Religionsfreiheit nicht generell für alle Religionen, denn nur Juden und Gläubige anderer christlicher Konfessionen durften nach Fredericia ziehen. Sie durften Gebetshäuser, Kirchen und eigene Begräbnisstätten oder Friedhöfe bauen. Dennoch war es immer noch das „Beste“, ein lutherischer Protestant zu sein. Die anderen Konfessionen wie die Katholiken und Reformierten nach Calvin durften beispielsweise nicht Glocken ihrer Kirchen vor den Gottesdiensten läuten und das Missionieren war ihnen auch untersagt.

Die Juden bauten in Riddergade eine Synagoge (ein Gebetshaus) und legten in Vester Voldgade eine Begräbnisstätte an. Die Synagoge ist heute weg, aber die jüdische Grabstätte kann noch heute besucht werden.

Links: Die jüdische Synagoge kurz vor ihrem Abriss 1914. – Rechts: Der jüdische Friedhof 2018.

Die Katholiken errichteten in der Sjællandsgade ihre Kirche und Schule von Sankt Knuds, die noch heute existieren heute, aber der Friedhof der Katholiken ist inzwischen weg.

Sankt Knuds Kirke, ca. 1880

Die Reformierten waren eine weitere Form von Christen als die Katholiken und Protestanten. Viele von ihnen kamen aus Frankreich, wo sie verfolgt wurden und viele von ihnen nach Deutschland geflüchtet waren. Doch sie kannten sich gut im Handel und im Tabakanbau aus, und deshalb lud der König sie nach Fredericia ein, um der Stadt beim Wachstum Impulse zu geben. Die Reformierten errichteten in Dronningensgade eine Kirche und eine Schule. Die Kirche und der Friedhof sind immer noch da, aber heute ist ihre Schule die Fredericia Friskole.

Die Reformierte Kirche, ca. 1920

Die zwei lutherisch protestantischen Kirchen wurden bereits im 17. Jahrhundert im Zuge des Baus der Wallanlagen errichtet. Sie heißen Sankt Michaelis Kirke und Trinitatis Kirke. Michaelis wurde hauptsächlich von den Soldaten der Stadt und Trinitatis von den Bürgern der Stadt benutzt. Beide Kirchen und ihre Friedhöfe existieren noch heute. Seitdem kamen dann noch mehrere Kirchen außerhalb der ehemaligen Stadtmauern von Fredericia hinzu.

Links: Trinitatis Kirke, ca. 1900 – Rechts: Sankt Michaelis Kirke, ca. 1920.

Die Stadt Lykstad (Glückstadt) wurde 1617 noch unmittelbar vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618 von Christian IV. (König von Dänemark und Norwegen und Herzog von (Slesvig (Schleswig) und Holsten (Holstein) gegründet, um der wachsenden Hansestadt Hamburg einen Gegenpol zu bieten. Die Stadt wurde nach Plänen des in holländischen Diensten stehenden französischen Festungsbaumeisters Pieter de Perceval in „Niederländischer Festungsmanier“ errichtet und sollte eine uneinnehmbare Festungs- und Hafenstadt an der Unterelbe werden. Der Name Lykstad und die lateinische Glücksgöttin Fortuna im Wappen standen sinnbildlich für diesen Plan Christian IV., der sagte: „Dat schall glücken und dat mutt glücken, und denn schall se ok Lykstad heten!“

Auch Kong Christian IV. versuchte, neue Einwohner in die Stadt durch das Versprechen der Religionsfreiheit zu gewinnen, was seinem Sohn Frederik III. als Beispiel gedient haben mag, durch eine derartige Maßnahme Bürger für die neue Stadt Frederiksodde bzw. Fredericia zu gewinnen.

Während des „großen Krieges“ zwischen den Katholiken und den Protestanten wurde dann noch 1621 Frederiksstad durch den gottorpschen Herzog Friedrich III. gegründet, das in Deutsch heute Friedrichstadt heißt und dessen friesischer Name Fräärstää ist. Heute ist die Stadt mit ihren historischen Bauwerken und den Fleeten ein hochrangiges Kulturdenkmal.

Herzog Friedrich III. zielte auf die Errichtung eines Küstenschutzes und einer Handelsmetropole an der Nordsee und holte dazu niederländische Bürger in die friesische Marsch – besonders die verfolgten Remonstranten (Remonstranten, auch Arminianer genannt, sind eine protestantische Religionsgemeinschaft in den Niederlanden und in Schleswig-Holstein. Der offizielle niederländische Name der Remonstranten lautet Remonstrantse Broederschap), an den Ort und gewährte ihnen Religionsfreiheit. Infolge dieser Maßnahme siedelten sich auch Mitglieder vieler anderer Religionsgemeinschaften in Frederiksstad an, so dass der Ort als „Stadt der Toleranz“ galt. Heute sind innerhalb der Stadtmauern noch fünf Religionsgemeinschaften aktiv.

von

Günter Schwarz – 11.03.2019