Der am 15. Dezember 1931 geborene Schriftsteller Klaus Rifbjerg verstirbt am 04. April 2015. Er gehört zu den produktivsten zeitgenössischen Autoren in Dänemark und hat eine Vielzahl von Werken geschaffen.

Der Autor, Klaus Rifbjerg, der unter dem Namen der „Store Klaus“ (der große Klaus) bekannt war, wuchs in den 1930er Jahren auf der Insel Amager im Øresund auf und lebte bis zu seinem Tod in Spanien und in Skodsborg. Seine Eltern waren beide Lehrer, und Rifbjerg wurde relativ frei erzogen. Später studierte er Englisch und Literatur, sowohl in København als auch ein Jahr in den USA. Er brach sein Studium jedoch ab, um zuerst Regisseur und späterKritiker und Schriftsteller zu werden.

Klaus Rifbjerg debütierte 1956 mit der Poesiekollektion „Under Vejr med mig selv“ (Unwetter mit mir). Erwar dafür bekannt, dass er oft über sein eigenes Kindheitsleben berichtete.

Mit der Gedichtsammlung „Konfrontation“ 1960 begann er eine völlig neue Herangehensweise an das moderne Leben, und die Gedichtsammlung stand für die Konfrontationsmoderne der 1960er Jahre. Mit der Sammlung „Amagerdigte“ aus dem Jahr 1965 schlug Klaus Rifbjerg eine neue Ära ein und stand an der Spitze der Schlichtheit der 1970er Jahre. Das Buch zeigte unter anderem. die große Liebe des Autors für das Gewöhnliche. Klaus Rifbjergs bekanntestes Frühwerk ist „Den kroniske uskyld“ (Die chronische Unschuld) aus dem Jahr 1958, das 1985 verfilmt wurde.

Mit einer mehr als 50-jährigen modernistischen Urheberschaft und einer jährlichen Produktion von zwei bis drei Werken hat Rifbjerg tiefe Spuren im literarischen und kulturellen Dänemark hinterlassen.

Seine Autorenschaft reicht weit: Von einem Hörroman, einem 1972 in Zusammenarbeit mit DR-Hörern verfassten kollektiven Experiment, bis zu einfühlsamen Geschichten wie „Esbern“ 2005. Von einfachen sinnlichen Präsensgedichten wie bei „Under Vejr med mig selv“ 1956 über komplexe experimentelle lyrische Ausdrücke in den 1960er-Jahren zu einem melancholischen Ton ab September 1988. Vom einfachen Drama wie im Film „Weekend“ 1962 bis zum akribischen Zeitbild im Radiodrama „Vores år“(Unser Jahr), 1982.

Er fiel u. a. damit auf, als Klaus Rifbjerg am 06. Juli 1970 gemeinsam mit Ebbe Kløvedal Reich, Niels Skousen, Charlotte Strandgaard und Jesper Jensen im Treppehaus des Kulturministeriums rauchte, als er gegen die Schließung eines künstlerischen Treffpunkts für radikale Jugendliche durch das Kulturministerium protestierte.

1976 eröffnete er mit seiner Frau Inge sowie Lene und Sven Grønlykke ein Gourmetrestaurant im Keller des Weinguts Kong Hans‘ Vineyard in der Vingårdstræde in København mit dem Namen „Kong Hans Kældar“. Als erstes Restaurant in Dänemark erhielt es 1983 einen Stern im Michelin-Guide.

Auch außerhalb Dänemarks gilt Klaus Rifbjerg als bedeutender Schriftsteller, Dichter, Dramatiker und Journalist. Große Teile seiner Werke wurden für die europäischen und amerikanischen Märkte übersetzt. Zudem war Rifbjerg auch im Kampf um Ökologie und für gute Rohstoffe in der dänischen Küche beteiligt.

1967 erhielt er „De Gyldene Laurbær (Die Goldenen Lorbeeren) und wurde Mitglied „Det Danske Akademi“ (Die Dänische Akademie). 1970 erhielt er den Literaturpreis des Nordischen Rates, 1997 den Memorial-Preis von Herman Bang, den Preis für Muttersprache 2001 und den Rungstedlund-Preis 2009.

Klaus Rifbjerg war von 1959 bis 1971 Kritiker von Literatur, Film und Theater bei der Tageszeitung „Politiken“. Außerdem war er einige Jahre Literaturdirektor des Verlags Gyldendal. In „Sådan – en livsreportage“ (So – ein Lebensbricht), 1999, hat er sich selbst porträtiert.

2006 wurde Klaus Rifbjerg mit der Kurzgeschichtensammlung „Og andre historier“ (Und weitere Geschichten) zusammen mit elf anderen dänischen Schriftstellern Teil des dänischen Kulturkanons. Nach Rifbjergs Tod war Benny Andersen der einzige verbliebene Schriftsteller, der im Kanon vertreten war.

Nach dem Tod von Klaus Rifbjerg brachten die führenden Medien der nordischen Region zahlreiche Nachrufe über ihn. In den meisten dieser Nachrufe wurden zwei Merkmale seiner Autorschaft und Persönlichkeit erwähnt: Die Fähigkeit, seine „Sinnlichkeit“ in Worten auszudrücken, die Erinnerung als Grundlage seines Ausdrucks zu verwenden und ein sehr ungewöhnliches Lebenswerk, das zu mehr als 150 Buchveröffentlichungen führte.

Die Teilnahme von Rifbjerg an der öffentlichen Debatte, in der die Machtgewalt des Staates gegen unbequeme Bürger offenbart wird, wurde ebenfalls hervorgehoben. „Er bewährte in allen Genres. Und er tat es mit Mühelosigkeit und Zugang zu der Sprache – ein Griff auf die Sprache -, die für ihn ziemlich eigen war“, erklärte der Literaturdirektor des Gyldendal-Verlages, Johannes Riis, der sich auch besonders an Rifbjerg für seine Rolle als Staatsanwalt (…) erinnern wird.

„Han boltrede sig i alle genrer. Og han gjorde det med en ubesværethed og adgang til sproget – et greb om sproget – som var helt særegent for ham«, forklarer Johannes Riis, der især også vil huske Rifbjerg for sin rolle som samfundsprovokatør (…) Faktisk som »samfundsrevser“.

Klaus Rifbjerg war von 1955 bis zu seinem Tod am 04. April 2015 mit der Übersetzerin Inge Rifbjerg verheiratet. Sie sind Eltern der Übersetzerin Lise Rifbjerg, der Journalistin Synne Rifbjerg und des Jazz-Schlagzeugers Frands Rifbjerg.

von

Günter Schwarz – 04.04.2019