Das erste Artillerie-Duell auf dänischem Boden der Geschichte findet am 05. April 1428 statt, als eine hanseatische Flotte København angreift. So erhält das Schießpulver in Dänemark sein Debüt.

Um den 1426 ausgebrochenen Krieg zwischen der dänisch dominierten Kalmarer Union und der Hanse siegreich beenden zu können, planten die „wendischen“ Hansestädte einen Angriff auf die dänische Hauptstadt København. Die Stadt sollte von einem Landungsheer erobert und geplündert werden sowie die im Hafen liegende dänische-schwedische Kriegsflotte von den Hanseschiffen eingeschlossen und vernichtet werden.

Im März 1428 versammelte die Hanse eine gemeinsame Flotte mit angeblich 260 größeren und kleineren Schiffen und 12.000 Söldnern vor Wismar. Nach Beilegung interner Streitigkeiten zwischen Lübeck und Stralsund brachen die Kriegsschiffe auf und erschienen an Ostern vor København. Zehn Schiffe waren mit Steinen und Kalk beladen eigens zu dem Zweck, sie vor dem Hafen zu versenken und so die im Hafen liegende dänische Flotte zu blockieren.

Die Dänen waren jedoch vorbereitet – ihre Hauptstadt war gut befestigt worden und der Hafen wurde gesperrt. In Vertretung des abwesenden Königs, Kong Erik VII. leitete Dronning Philippa die Verteidigung der dänischen Hauptstadt. Massiver Artilleriebeschuss von Landseite brachte Unordnung in die Reihen der Hanseschiffe. Einige der steinbeladenen Schiffe konnten daher nicht quer zur Fahrrinne des Hafens versenkt werden, sondern sanken längs in der Fahrrinne. Dänische Schiffe konnten dadurch an ihnen vorbeisegeln und gingen unter dem Schutz der Landbatterien sogar zum Angriff auf die Hanseflotte über.

„Kong Erik und alle seine Hofleute jagten eiligst zum westlichen Tore hinaus nach der Stadt Sorø… Aber ein Wesen blieb in København zurück, ein königliches Herz mit königlichem Sinn. Sieh das Bild hier… es ist die dänische Dronning Philippa, die englische Prinzessin. Sie blieb in der bedrängten Stadt, wo in den engen Gassen und Straßen mit steilen Treppen, Scheuern und verschlossenen Läden die Stadtleute sich drängten und nicht aus und ein wußten. Sie hatte männlichen Mut, ein männliches Herz; sie sprach zu Bürgern und Bauern, ermannte sie, befeuerte sie. Schiffe wurden getakelt, Blockhäuser besetzt, Kartaunen knallten. Es gibt Feuer und Rauch, es gibt frohe Laune; Gott verläßt Dänemark nicht. Und die Sonne schien in alle Herzen hinein; sie leuchteten aus allen Augen in Siegesfreude. »Gesegnet sei Philippa! Sie ist in der Hütte, sie ist in dem Hause des Bürgers, sie ist in dem königlichen Schloß, wo sie die Kranken und Verwundeten pflegt. Ich habe einen Kranz ausgeschnitten und um das Bild gelegt,« sagte der Pate. »Gesegnet sei die Dronning Philippa.«“ – Hans Christian Andersen: Des Paten Bilderbuch (Gudfaders Billedbog)

Da die Blockade misslungen und somit sowohl die Vernichtung der dänischen Flotte als auch die Landung unmöglich geworden war, zogen sich die Hanseschiffe zurück und verheerten stattdessen in den folgenden Tagen und Wochen die Küsten Sjællands (Seelands) und Skånes (schonens).

Für einen zweiten Angriff führte die Hanseflotte nunmehr 40 steinbeladene Blockadeschiffe mit. Insgesamt stachen bis zu 80 Schiffe mit 6.800 Söldnern in See. Auch die Transportschiffe waren diesmal mit Artillerie ausgerüstet. Statt der einst geplanten Eroberung Københavns war nunmehr die Ausschaltung der dänischen Flotte vorrangiges Ziel.

Unter dem Schutz der Schiffsartillerie gelang es der Hanseflotte, die 40 Schiffe wie vorgesehen zu versenken, und die im Hafen eingeschlossene dänische Flotte zu beschießen. Dabei kam erstmals auch eine Art schwimmende Batterie, ein Floß mit großkalibrigen Geschützen, zum Einsatz. Die Seeschlacht vor København war das erste Seegefecht in Nordeuropa und auf dänischem Boden, bei dem weitreichende Schiffsartillerie zum Einsatz kam.

„… und die Meister haben geschossen, dass von des Königs Schiffen nur drei haben herauskommen können… viele Schiffe des Königs sind verderbt worden und würden nichts nützen, auch wenn er sie heraus bekommen könnte… An einem Tage hat er, wie sie von dänischen Schiffsleuten gehört haben, 30 Tote gehabt…“ – unbekannter Chronist

Auf dem Rückweg plünderte die Hanseflotte die dänische Insel Bornholm. Die dänisch-schwedische Flotte war zwar schwer getroffen worden, aber zumindest einige der durch die versenkten Wracks in Københavns Hafen blockierten Kriegsschiffe waren nur leicht beschädigt. Drei dänische Schiffe hatten sogar entkommen können. Bereits kurz nach dem Angriff waren schon sieben Schiffe wieder flottgemacht und die Flotte wurde mit weiteren schwedischen Schiffen aufgefüllt bzw. wiederhergestellt.

Schon Ende Juli 1428 errang Kong Eriks neue Flotte vor Kullen (felsiger Küstenabschnitt zwischen Arild und dem Leuchtturm Kullen im nordwestlichen Skåne) einen Sieg über die mit der Hanse und Holstein verbündeten Vitalienbrüder (Gruppe von Seeräubern – ihre bekanntesten Anführer der ersten Generation waren Arnd Stuke, Henning Mandüvel und Nokolaus Milies, später werden Klaus Störtebeker, Gödeke Michels, Henning Wichman, Klaus Scheld und Magister Wigbold genannt).

von

Günter Schwarz – 05.04.2019