(Büdelsdorf) – Am Samstag, dem 1. Juni, öffnet die NordArt in Büdelsdorf mit der Eröffnungsfeier um 17:00 Uhr wieder ihre Tore. Sie ist eine der größten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Europa, die zum 21. Mal auf dem Gelände der ehemaligen Eisengießerei Carlshütte in Büdelsdorf bei Rendsburg stattfindet und auf der Bilder, Fotografien, Skulpturen und Installationen mit dem Länderschwerpunkt Frankreich zu sehen sein werden.

In diesem Jahr sind mehr als 200 Künstler aus aller Welt an der NordArt beteiligt, die aus rund 3.00 Bewerbern aos 103 Ländern ausgewählt wurden. Die heiße Phase des Aufbaus der teils monumentalen Exponate begonnen. Vor Kurzem sind aus China die Überseekisten mit den Einzelteilen eines sieben Meter hohen Holzturms angekommen, Die Chinesen stellen bereits seit Jahren ihre „Monumentalkunstwerke“ auf der NordArt aus, die auf viele Ausstellungsbesucher eher den Eindruck eines Industrieprodukts als das eines Kunstwerks machen, In diesem Jahr heißt das „Riesenbaby“ des sogenannten chinesischen Künstlers Xi Jianjun „Babylonian“.

Chefkurator Wolfgang Gramm beobachtet dagegen mit zufriedenem Lächeln das derzeitig geschäftige Treiben in den Werkshallen: „Hier sind andere Dinge möglich als anderswo. Wegen der Höhe der Hallen und auch, weil der Boden der ehemaligen Werkshallen der Eisengießerei überall mit Schwerlastfahrzeuden befahrbar ist.“

Die Schiffspassage des „Babylonian“ von China nach Hamburg dauerte 45 Tage. Glücklicherweise sind alle Transportkisten unversehrt in Büdelsdorf angekommen. Gemeinsam mit seinem vierköpfigen Team schraubt der 56-jährige „Künstler“ Xi Jianjun die Einzelteile am Boden zusammen. Die unteren Stockwerke wurden manuell in die Höhe gehievt, für die siebte bis neunte Etage kommt ein Kran zum Einsatz. Mit fünf Tischlern aus Südchina habe er rund ein Jahr an dem Werk gearbeitet, sagt Xi Jianjun, in dem er etwa zwei Tonnen Holz er verbaut hat.

Angeblich wirkt der zweifellos beeindruckende Turm nicht klobig und klotzig, sondern soll fast einen filigranen Eindruck ausstrahlen, was bei einem Ausstellungsbesuch zu bestätigen wäre oder auch nicht. – Auf jeder der neun Etagen reihen sich wie in einer Galerie Rundbogentüren und -fenster aneinander. Von außen erscheinen die Holzelemente im warmem Holzfarbton, von innen sind sie kunterbunt bemalt. Ein Teil der Türen ist mit Ausschnitten aus internationalen Zeitungen beklebt. Im Innenraum des Turms werden Porträtfotos rund 200 berühmter Persönlichkeiten hängen, von Einstein über Nietzsche bis Michael Jackson.

Xi Jianjun erklärt, dass er mit seinem Kunstwerk die Geschichte fortschreiben und eine Verknüpfung zur Gegenwart herstellen möchte. In der biblischen Geschichte des Turmbaus zu Babel wurde das Bauwerk nie vollendet, weil Gott die Menschen für ihren Hochmut mit einem babylonischen Sprachengewirr strafte.

Doch „Babylonian“ ist nur eines der spektakulären Exponate der NordArt. Ebenfalls aus China stammt die Installation „Noahs Garden“ von Deng Guoyuan.

Auch eine Sammlung norddeutscher Realisten wird in der ACO Wagenremise gezeigt, und ein Spezialprojekt aus der Mongolei hat den Titel „In der Welt Sein: Encountering Sublimity“. Dazu gehört beispielsweise im Außengelände eine große Skulptureninstallation des mongolischen Künstlers Ochirbold Ayurzana zum Thema Wiedergeburt.

Chefkurator Wolfgang Gramm ist zuversichtlich, dass der Aufbau der NordArt am 20. Mai abgeschlossen sein wird und freut sich über das internationale Renommee der Ausstellung: „Es ist schon beeindruckend, dass Leute rund um den Planeten fliegen, um hier ihre Kunst zu zeigen und andere, die sie sich ansehen möchten.“

von

Günter Schwarz – 26.04.2019