(København) – Während in mehreren europäischen Städten Aktivisten mit „Gewehr bei Fuß“ gegen die vielen Kreuzfahrtschiffe stehen, die täglich in den Häfen anlegen, gibt es in København große Unterstützung für die Kreuzfahrtbranche.

Auch in diesem Jahr wird der Kreuzfahrttourismus in den dänischen Häfen einen Rekord aufstellen – und besonders ist es die Hauptstadt, die Kreuzfahrer anzieht. Fast eine Million Passagiere kommen in diesem Jahr nach København.

Aber auch in Norwegen lässt wie ebenso in Kiel, wo am Pfingstsonntag das niederländische Kreufahrtschiff „Zuiderdam“ durch Umweltaktivisten stundenlang am Auslaufen gehindert wurde, die Begeisterung für die wirklich vielen Kreuzfahrttouristen nach. Noch am Sonntagabend warnte eine der größten norwegischen Tourismusorganisationen, „NHO Reiseliv“, vor den vielen großen Schiffen.

„Jetzt haben wir ein Problem mit Massentourismus, unter dem einige Orte zu bestimmten Zeiten des Jahres besonders zu leiden haben. Und das ist alles wegen der Kreuzfahrten. Also muss man auch eine Obergrenze festlegen, wie viele dieser Passagiere kommen können“, klang es von Kristin Krohn Devold auf „TV2 Norge“. Sie ist die Tourismusdirektorin von „NHO Reiseliv“ und glaubt, dass es bei den Einheimischen negativ ankommt, wenn mehrere tausend Touristen gleichzeitig an Land gehen.

In København ist sich die Tourismusorganisation „Wonderful Copenhagen“ sehr bewusst, dass die Einheimischen Teil des Tourismus sein müssen und darin einbezogen werden, dass ihre Stadt ein wahrer Touristenmagnet ist.

„Die Unterstützung ist zum Glück sehr gut. Wir können in unseren Analysen sehen, dass mehr als 80 Prozent der Københavnerne die Tatsache unterstützen, dass København weiterhin international als Touristenziel vermarktet werden muss“, sagt Tine Kastrup-Misir, Kommunikations- und Marketingdirektorin bei „Wonderful Copenhagen“.

In Københavns Hafen können sieben Schiffe gleichzeitig festmachen. Das bedeutet, dass an nur einem Tag bis zu 25.000 Kreuzfahrttouristen in der Hauptstadt anlanden können.

Auch in diesem Jahr wird der Kreuzfahrttourismus in den dänischen Häfen einen Rekord aufstellen – und es ist die Hauptstadt, die zieht. Aber in Norwegen lässt die Begeisterung für die wirklich vielen Kreuzfahrttouristen nach.

Massive Touristenbesuche benötigen Verteilungsschlüssel für Touristen. Deshalb arbeitet „Wonderful Copenhagen“ daran, die Touristenströme zu verteilen, bevor die Københavnerne die vielen Gäste satt haben.

Dieses wird neben Kiel bereits in Barcelona, Amsterdam und Venedig stark beobachtet, wo die Stimmung der Menschen auf den Tourismus rapide gesunken ist. Dort haben die Schiffe die Unterstützung für den Tourismus durch die Anwohner verloren. „Es hat zur Folge, dass sich die Einwohner dieser Städte vom Tourismus abwenden und dass der Tourismus etwas ist, das sehr negativ behaftet ist. Und das müssen wir vermeiden“, sagt Tine Kastrup-Misir.

Norwegen muss in diesem Jahr mit rund vier Millionen Kreuzfahrtgäste rechnen – in Dänemark sind es insgesamt nur rund ein Viertel davon.

Dänemarks Nordküste ist bereit für noch mehr Kreuzfahrtgäste, und es gibt Platz für viele mehr. Auch Hundested und Helsingør im Nordwesten Sjællands (Seelands) sind sie bereit, den Kreuzfahrttourismus zu fördern. „Wir fühlen uns in keiner Weise überfordert, und wir glauben, dass es eine Möglichkeit gibt, dass man das Geschäftsleben fördern kann“, sagt Henrik Møller (Socialdemokraterne), Vorsitzender des Komitees für Kultur und Tourismus in der Kommune Helsingør. Die Kommune erwägt, 90 Millionen Kronen (12 Mio. Euro) für einen neuen Kreuzfahrtkai auszugeben, der bis zu 20 Schiffe pro Jahr abfertigen kann.

„Kreuzfahrttourismus teilt die Meinungen ein wenig“, sagt Henrik Møller und fügt anbei: „Bringt es etwas für die Kommune, oder bringt es nichts für die Kommune – so rein wirtschaftlich denkt man hier besonders in Bezug auf die Händler, die hier ihre Geschäfte betreiben. Und ich denke, es kann extrem schwierig sein, herauszufinden, ob es nun ein Gewinn für die Stadt ist oder nicht.“

Laut der dänischen Kreuzfahrtindustrie wird das Rekordjahr 2019 einen Umsatz von 1,6 Mrd. Kronen (214,3 Mio, Euro) für die Wirtschaft des Einzelhandels bedeuten.

In Norwegen ist die Tourismusdirektorin jedoch wesentlich skeptischer. Sie glaubt nicht, dass die Kreuzfahrttouristen das „große Geld“ in die Häfen bringen. „Die Kreuzfahrttouristen schlafen und essen auf dem Schiff, was oft alles inklusive ist“, sagt Kristin Krohn Devold von der „NHO“. „Deshalb ist es so wichtig zu sagen, dass diejenigen Touristen, die wir wollen, im Hotel wohnen. Und sie sind es, die dafür sorgen, dass wir in der Stadt sichere Arbeitsplätze haben“, fügt sie hinzu.

In Dänemark ist København mit 350 Schiffsanläufen in diesem Jahr das größte Kreuzfahrtziel der dänischen Häfen.

von

Günter Schwarz – 18.06.2019