Scheiterhaufen, Hexen, Mittsommer und Johannes der Täufer spielen alle eine Rolle bei der Feier des Sankt-Hans-Jahres. Gestern, am 23. Juni, feierten die Dänen den Sonntagabend mit Freudenfeuer, brennenden Hexen und Gesang. – Aber warum machen sie es?

Der „Sankt Hans“, nach dem der Abend des Heiligen benannt ist, ist Johannes der Täufer. Nach dem Lukasevangelium in der christlichen Bibel war Johannes der Täufer der Sohn von Zacharias und Elisabeth, aus der Familie von Maria, der Mutter von Jesus. Johannes der Täufer ist besonders bekannt, weil er Jesus im Jordan getauft hat.

Am heutigen 24. Juni wird der Geburtstag von Johannes dem Täufer gefeiert. Aber in Dänemark feiern sie traditionell schon am Abend zuvor die Feiertage, weshalb die Tradition zum Feiern des „Sankt Hans“ am 23. Juni stattfindet.

Bis 1770 war der Geburtstag von Johannes dem Täufer ein gesetzlicher Feiertag, als er zusammen mit anderen kleinen Feiertagen während der Feiertagsreform in der Regierungszeit von Kong Christian VII. auf Betreiben seines berühmten und umstrittenen Leibarztes Struensee abgeschafft wurde. Der „Sankt Hans“-Abend jedoch blieb weiterhin ein besonderer Abend für die Dänen.

Die Tradition des Freudenfeuers, das Dänen und auch die Norweger am 23. Juni 2019, dem Vorabend des Johannistages, mit einem großen Feuer das Sankt-Hans-Fest oder auch den Sankt-Hans-Abend feiern, reicht bis in die vorchristliche Zeit zurück, in der das Freudenfeuer genutzt wurde, um das Böse fernzuhalten.

Mit der Verbrennung einer Strohhexe im Feuer wird auch ein Brauch des 19. Jahrhunderts aus Deutschland umgesetzt. Vor dem Abbrennen des Feuers hält zu Sankt Hans oft ein lokal bekannter Politiker oder Künstler eine kurze Ansprache. Ansonsten werden beim Fest viele Volkslieder gesungen – traditionell etwa nach Entzünden des Feuers in Dänemark das Lied „Midsommervise“ von Holger Drachmann.

In der Folklore galten der „Sankt Hans“-Abend und die Nacht als äußerst magisch. Dieses ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Mittsommerabende und Mittsommer fast mit der Sommersonnenwende zusammenfiel, die in den alten Tagen einer der vier Höhepunkte des Jahres war: Wintersonnenwende, Sommersonnenwende, Frühlingsäquinoktikum und Herbstäquinoktikum.

Der Mittsommer markiert nördlich des Äquators den längsten Tag und die kürzeste Nacht, und deshalb hatte dieser Tag stets eine besonders magische Bedeutung – auch bereits in vorchristlicher Zeit.

Das Feuer kam dabei ins Spiel, um böse Zauberer und Hexen zu vertreiben, weil die Menschen von jeher glaubten, dass sie an solchen heiligen Abenden aktiver seien. In Dänemark wurden Männer und Frauen bis 1693 im Feuer auf dem Scheiterhaufen verbrannt, wenn der Verdacht bestand, sie seien ein Zauberer oder eine Hexe. Wenn man noch heute eine Strohhexe im Feuer verbrennt, liegt es am alten Aberglauben.

Obwohl eine der beliebtesten Methoden zur Hinrichtung von Hexen im Mittelalter darin bestand, sie auf einem Scheiterhaufen zu verbrennen, hat die „Hexe“, die traditionell auf dem Feuer verbrennt, nichts mehr mit den einstigen Hexenverbrennungen zu tun.

Die Hexe aus Stroh, Reisig und Zweigen, wie man sie heute kennt, kam erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts als erste ins Feuer. Die erste Quelle, die es beschreibt, stammt aus Kalundborg in den 1920er Jahren, wo deutsche Arbeiter eine Figur auf das lodernde Feuer setzten, aber die Figur wurde erst später zu der Hexe, die heutzutage viele mit der „Sankt Hans“-Nacht verbinden.

von

Günter Schwarz – 24.06.2019