Deshalb ist das Nest oft leer
(Smedager) – Die Storcheneltern „Tommy“ und „Annika“ locken ihre beiden Jungen aus dem Nest in Smedager, um sie auf den harten Flug nach Süden vorzubereiten.
Alle Eltern kennen die Situation bei den Teenagern dahei; Sie sind so gut wie nie zu Hause und möchten möglichst selbständig handeln. In Wirklichkeit verhalten sie sich jedoch wie verwöhnte Kleinkinder, die ein von den Eltern jeden Service erwarten. Dies gilt auch für die Storchenjungen „Anna“ und „Lotte“ im Nest in Smedager.
Wie
ganz normale menschliche Teenager haben die Storchenkinder „Anna“
und „Lotte“ begonnen, pünktlich aus dem Nest zu fliegen – aber
mit der Erwartung, dass die Eltern weiterhin für das tägliche Essen
sorgen.
Die Jugendlichen sind jedoch auf dem besten Weg, ihre
Eltern „Tommy“ und „Annika“ loszuwerden.
Die Nest in
Smedager ist wie etwas Neues, das in bestimmten Zeiträumen völlig
leer ist. An den Wochenenden begannen beide Kinder,kürzeren
Rundflüge in der Umgebung des Nestes zu funternehmen. Gleichzeitig
halten die Storcheneltern einen gebührenden Abstand vom Nest, um die
beiden „Teenies“ zum Fliegen und zur selbständigen Nahrungssuche
zu erziehen. Letzteres ist aber noch nicht die bevorzugte Kompetenz
von „Anna“ und „Lotte“.
„Sie sind immer noch sehr
abhängig von ,Tommy‘ und ,Annika‘. Es dauert noch ein paar Wochen,
bis sie anfangen, sich allein selbst zu ernähren. Sie betteln sogar
die Eltern um Futter an, während sie über Land fliegen“, sagt
der Storchen-Experte Mogens Lange von „Storkene.dk“.
Die
Zeit des nächsten Monats nutzen die Eltern, um die Kinder auf die
lange Reise nach Süden in die wärmeren Gefilde vorzubereiten, unter
anderem durch das Erlernen des Umgangs mit sich selbst und der
selbständigen Nahrungssuche. Das erfordert jedoch eine gewisse
Freundlichkeit von den Storcheneltern, die die Kinder instinktiv
anlocken.
„Störche werden von Störchen angezogen. Wenn
sich ein Storch beispielsweise unter den Kühen auf der Wiese
aufhält, betrachtet es ein anderer Storch, der die Wiese überfliegt,
als ein Signal, dass dort Futter vorhanden ist. „Tommy“ und
„Annika“ sagen damit also ihren beiden „Mädels“: „Nun,
kommt einfach herunter“, ohne dass sie weiteres sagen müssen. „Sie
signalisieren es nur durch ihre Anwesenheit an bestimmten Stellen, wo
Futter zu finden ist“, sagt Mogens Lange, der beobachtet hat, dass
die Eltern vorerst immer weniger ins Nest zurückkommen.
„Sie
sind aber hier in der Gegend. Neulich war „Tommy“ in einem
anderen Nest in der Nähe. Während „Annika“ auf dem Dach einer
Scheune saß. Sie halten sich im Hintergrund, um die Jungen aus dem
Nest zu locken, aber natürlich sorgen sie noch dafür, dass die
Kinder das bekommen, was sie essen müssen“, versichert er.
Die Storchen-Fans können die Vögel noch mindestens vier bis sechs Wochen genießen. Wenn es Zeit ist, das Nest zu verlassen und nach Süden zu fliegen, findet es zusammen statt. „Sie starten alle zur gleichen Zeit. In der Regel wird es an einem sonnigen Tag mit guter Sicht und nicht zu viel Wind sein“, sagt Mogens Lange.
Der richtige Zeitpunkt für die Abreise wird von einem der Elternteile festgelegt. Wann es in Smedager soweit sein wird hat Benny Appels seinem Kollegen Mogens Lange erzählt, da er es im letzten Jahr beobachtete. Er bemerkte, dass einer der Elternstörche ein paar Mal mit dem Schnabel geschlagen hat, und dann starteten sie alle zusammen.
Daher ist es wichtig, dass die Kinder bis dahim imstande sind, auf sich selbst aufzupassen. „Es ist super wichtig, denn es dauert nicht lange, bis sie allein in der Natur auf sich angewiesen sind. Wenn sie in einem Monat abreisen, gibt es niemanden, der ihnen hilft. In Deutschland begegnen sie anderen Störchen und spätestens dann wird die Familie gespalten, und sie sind keine Familie mehr“, sagt Mogens Lange.
Die Familie spaltet nicht nur ihre Kinder ab. Auch die Eltern „Tommy“ und „Annika“ werden getrennt, weil es überall Störche gibt, die das gleiche Ziel haben und in Richtung südlicher Himmel ziehen. Die Eltern und die Jugen haben jedoch immer eines gemeinsam. Sie wissen, wo Smedager ist!
Live-Bilder aus dem Storchennest in Smedager sehen Sie hier:
von
Günter Schwarz – 18.07.2019