Was geschah am 30. Juli 1878 in unserem Dänemark?
Der Staatsanwalt am Højesterettet (Obersten Gerichtshof), Kunstsammler und Mäzen Christian Ludvig David wird am 30. Juli 1878 in Roskilde geboren.
David war der einzige Sohn von Chefingenieur Johannes Hage Christian David und Magdalene Juliane von Hagen. Er wuchs in einer wohlhabenden Bürgerfamilie als Enkel des Nationalökonomen und Politikers C. N. David und Urenkel eines reichen jüdischen Lebensmittelhändlers, J. N. David, auf. Sein Großvater hatte mit dem jüdischen Hintergrund der Familie gebrochen und war zum Christentum konvertiert.
David und seine beiden Schwestern erbten ein größeres Vermögen durch den relativ frühen Tod seiner Eltern. Er wurde 1897 Student an der Metropolitanskolen und schloss das Jurastudium mit dem Master der Rechtswissenschaften ab. 1903 nahm David ein weiterbildendes Jura-Studium in London auf, so dass er 1906 zum Staatsanwalt in Dänemark berufen wurde und 1911 als 33-Jähriger in dieser Stellung an den Obersten Gerichtshof Dänemarks avancierte.
Mit Axel Bang war er Mitbegründer einer großen Anwaltskanzlei, die er jedoch 1915 aufgrund von Gerüchten über eine Affäre mit der Schwiegertochter seines Partners verlassen musste.
Als selbständiger und freischaffender Anwalt wurden David verschiedene wichtige Fälle übertragen, darunter die Verteidigung des Bankdirektors Emil Glückstadt im Prozess nach dem Absturz der Landmandsbanken (Landwirtschaftsbank) im Jahr 1922.
David war insbesondere als Vorstandsmitglied und Rechtsexperte für mehrere große dänische Gesellschaften mit beschränkter Haftung tätig, wozu u. a. die Aarhus Oliefabrik (Aarhus Ölfabrik), Den kongelige Porcelainsfabrik (Königliche Porzellanfabrik), Gyldendalske Boghandel (Gyldendalske Buchhandel) und Vølund gehörten. An diesen Unternehmen erwarb er Anteile und steigerte dadurch sein Vermögen erheblich.
Besonders wichtig war in diesem Zusammenhang die Beteiligung an den Forenede Vagtselskaber (Vereinigte Wachgesellschaften), von denen David den Vorsitz inne hatte. Durch den Erwerb von Wachgesellschaften in Norwegen und Schweden und den Zusammenschluss von Reinigungsunternehmen entwickelte sich das Unternehmen zu einer großen multinationalen Gruppe, die später unter dem Namen ISS zusammengefasst wurde.
Am 9. April 1940 löste Nazideutschland die Operation Weserübung aus, die Invasion in Dänemark. Im Gegensatz zu vielen anderen von den Nazis besetzten Ländern funktionierten die dänischen Institutionen bis 1943 relativ normal. David durfte sein tägliches Leben als Anwalt und Geschäftsmann fortsetzen, obwohl er aufgrund seines teilweise jüdischen Erbes von dänischen Nazis angegriffen wurde.
Nach einer Reihe von Streiks und Sabotagen verschiedener strategischer Vermögenswerte und militärischer Produktionsanlagen lösten die NS-Behörden 1943 die dänische Regierung auf. David entschied sich daraufhin für die Flucht ins neutrale Schweden, von wo aus er die ISS sowohl operativ als auch strategisch weiterführte.
Als Kunstsammler ist David in erster Linie als Stipendiatsgründer sowie als Gründer und Vorsitzender der Davids Samling (David Sammlung) bekannt, die reichlich islamische Kunst enthält. Die Sammlung wurde in seinem Haus in der Kronprinsessegade 30 in København eingerichtet, das er 1917 gekauft hatte.
Das Haus wurde 1806-1807 vom Stadtverwalter J. H. Rawert entworfen und gebaut, und es befand sich ursprünglich im Besitz von Davids Urgroßvater J. N. David. David ließ das Haus 1918-1920 unter der Leitung des Architekten Carl Petersen umbauen. Der Dachaufbau wurde vergrößert, so dass die Kunstsammlung im vierten Stock um drei Räume erweitert werden konnte. Nach Carl Petersens Tod im Jahr 1923 überließ David einem seiner Studenten, Kaare Klint, die Räume mit der Keramikgalerie.
Davids Kunstinteresse machte ihn auch zum Vorsitzenden des Kunstindustrimuseets (Museums der Schönen Künste) und zu den Freunden des Kunstindustrimuseets. Er wurde 1927 Ritter des Dannebrogordens und 1936 Dannebrogsman.
Privat lebte David ein zurückgezogenes und ruhige Leben, umgeben von Mysterien. Dennoch war er ein berühmter Mann in Dänemark aufgrund seines Erfolgs im Geschäftsleben, als Anwalt und wegen seines enormen Reichtums. Er blieb zeitlebens unverheiratet, soll aber eine kurze Affäre mit der Schriftstellerin Kate Bang gehabt haben.
Er vermachte ihr nach seinem Tod einen geringeren Geldbetrag sowie einige wertvolle Stücke aus seiner Kunstsammlung. Den größten Teil seines Vermögens überließ er jedoch seinem Erbe und der Davidsammlung. Sein Landhaus Marienborg überließ er dem Statsminister oder dem Außenminister als Residenz.
Davids Interesse an Kunst bestand bereits in seiner frühesten Jugend. Den ersten Kontakt zur Kunst hatte er schon in seiner Kindheit und war besonders an seiner Patin, der Bildhauerin und Malerin Agnes Lunn interessiert, die nach Davids eigenen Worten „eine Sponsorin meines Kunstinteresses wurde, genau wie sie eine Sponsorin für mich selbst“.
Christian Ludvig David verstarb am 18. April 1960 und ist in Marienborg begraben.
von
Günter Schwarz – 30.07.2019