Arzneimittelbehörde glaubt dieses Jahr nicht an Impfstoffe gegen Covid-19
(København) – Obwohl Wissenschaftler derzeit den Covid-19-Impfstoff schon an Menschen testen, glaubt die dänische Arzneimittelbehörde nicht, dass er in diesem Jahr noch kommen und ur Verfügung stehen wird.
Forschungsteams in Europa, China, den USA und Australien sind mit ihrer Entwicklung für einen Impfstoff gegen Covid-19 jetzt so weit, dass sie damit begonnen haben, ihn an Menschen zu testen. Dennoch glaubt Nikolai Brun, Leiter der Abteilung „Medicinsk Evaluering & Biostatistik“ bei der dänischen Arzneimittelbehörde, nicht, dass in diesem Jahr ein Impfstoff marktreif und zur Impfung der Bevölkerung zur Verfügung stehen wird.
„Ich kann mir keineswegs vorstellen, dass es ein Unternehmen geben könnte, das bereit ist, 2020 einen Impfstoff auf den Markt zu bringen. – Das optimistischste Angebot wird irgendwann im Jahr 2021 sein. Aber ich wäre enttäuscht, wenn wir bis 2022 warten müssten“, sagt Nikolai Brun.
Andernfalls zitierte die Times letzte Woche die britische Professorin, Sarah Gilbert, deren Forschungsteam mit 80-prozentiger Sicherheit erwartet, einen Impfstoff für September marktreif zu haben.
„Aber sie müssen sich ganz klar darüber sein, was sie meinen, wenn sie sagen, dass ein Impfstoff fertig ist. Es kann durchaus sein, dass die Versuche bereits im September abgeschlossen werden. Dieses bedeutet jedoch nicht, dass ein Impfstoff sofort auf den Markt gebracht werden kann. Zunächst muss man mit der Herstellung des Impfstoffs beginnen“, sagt Nikolai Brun.
„Das dahinter stehende Unternehmen muss einen vollständigen Fertigungsprozess in einer Fabrik einrichten, in der diese Impfstoffampullen in einer Menge hergestellt werden können, welche die Impfung von Millionen von Menschen ermöglicht. Es so umständlich, weil es biologische Drogen in der Regel mit lebenden Bestandteilen eines Virus sind, die sie in einigen Inhaltsstoffen oder Teilen von ihnen isoliert vermehrt haben. Dieses sind einige äußerst komplexe biologische Prozesse, die in sehr großen Produktionshallen stattfinden müssen. Und somit dauert es einige Zeit“, sagt er.
„Sie müssen in der Lage sein, den biologischen Prozess auszuführen und so zu steuern, damit sie nicht zu viel oder zu wenig produzieren, sondern sicherstellen, dass in jeder Ampulle genau die gleiche wie in der vorherigen Ampulle ist. Und es muss sichergestellt sein, dass es eine vollständig kontrollierte Aktivität des Wirkstoffs erfolgt. Es ist normalerweise ein Arbeitsprozess, der viele Jahre dauert. Mit dem gegebenen Fokus auf das Coronavirus kann dieses jedoch eventuell schneller durchgeführt werden“, betont der Abteilungsleiter.
Die dänische Arzneimittelbehörde hat bisher 12 Impfstoffprojekte auf vier Kontinenten geprüft, die die Behörde als ernsthaft aussichtsreich ansieht.
Darüber hinaus sind mehr als 30 weitere Forschungsteams im Einsatz – darunter ein Team im Maersk Tower der København Universitet. Wenn es nicht auf der Liste des Arzneimittelbehörde steht, ist es nicht unbedingt auf mangelndes Potenzial zurückzuführen. Das liegt daran, dass sie noch nicht bereit sind, „auf Menschen zu gehen“.
„Schließlich ist viel Forschung erforderlich, bevor man sich sowohl im Labor als auch im Tierversuch mit Menschen befassen kann. Deshalb haben wir uns entschieden, sie nicht in unsere Liste aufzunehmen, sonst wäre sie einfach zu lang“, sagt Nikolai Brun.
von
Günter Schwarz – 20.04.2020